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Griechenland 2020

Nach unserem letztjährigen, intensiven Trip nach Griechenland waren noch einige Ziele und Arten offen, welche wir damals verpasst hatten und nun im Sommer 2020 komplettieren wollten. Beispielsweise waren uns im vergangenen Jahr keine Fotos der Bergotter (Montivipera xanthina) gelungen und die im Pindos-Gebirge endemische Griechische Wiesenotter (Vipera graeca) konnten wir überhaupt nicht finden. Ein weiteres diesjähriges Ziel sollte die Kreuzotter (Vipera berus bosniensis) sein, die im äußersten Norden Griechenlands vorkommt. Aufgrund der Corona-Epidemie konnte unsere Reise erst Ende August stattfinden, weshalb uns von Beginn an klar war, dass zahlreiche Reptilien- und Amphibienarten nur sehr schwierig nachzuweisen sein würden. Geplant waren daher auch mehrere nächtliche Suchen, von denen wir uns den ein oder anderen interessanten Fund versprachen. Mit dabei waren in diesem Jahr Ines, Dominik und Thomas.

1. Ziel - Pindos-Gebirge

Wir flogen von Stuttgart aus nach Preveza an der Westküste Griechenlands. Mit unserem gemieteten Suzuki Swift fuhren wir bei sonnigen 30 °C in Richtung südliches Pindos-Gebirge. Hier sollte die Griechische Wiesenotter unsere erste Zielart sein. Auf dem Weg dorthin machten wir kurz an Süßwasserquellen Halt, um nach endemischen Killifischarten zu suchen. Leider fanden wir nur die hier eingesetzten Gambusen, die im Verdacht stehen, die Killifische zu verdrängen. An einem dieser Stopps setzte Thomas den Mietwagen gegen einen hohen Bordstein, was dem Auto vorerst aber nichts ausmachen sollte. Unsere erste herpetologische Beobachtung war dann eine Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri), die uns kurz vor unserem Zielort einer wildromantischen Bergstadt über die Straße lief. An unserem Zielort angekommen, fuhren wir voller Hoffnung sofort weiter ins Gebirge, da die abendliche Witterung gut war und wir auf einen spontanen Fund der Griechischen Wiesenotter hofften. Und tatsächlich fand Dominik nach etwa halbstündiger Suche ein Weibchen, sodass wir an eine unsere Zielarten bereits nach kurzer Zeit einen Haken setzen konnten. In der Gebirgslandschaft waren Mauereidechsen (Podarcis muralis) die einzigen herpetologischen Begleiter der Griechischen Wiesenotter. Dafür zeigte sich eine artenreiche Insektenfauna mit zahlreichen interessanten alpinen Arten.

Nach leckerem Abendessen und Übernachtung in der malerischen und sehr belebten Bergstadt versuchten wir am kommenden Morgen nochmals unser Glück. Erst nach längerer Suche fand Thomas ein weiteres Weibchen, bis wir die Suche am späten Vormittag aufgrund der nun sonnig-warmen Witterung aufgaben und weiter in Richtung Pinios-Delta in der Nähe des Olymps fuhren. Diese Region sollte uns als Zwischenstopp zu unserem nächsten Hauptziel im äußersten Nordosten Griechenlands bei Alexandroupoli dienen.

 

Diese Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri) lief uns kurz vor unserem Ziel über den Weg.

 

 

Dominik fand dieses schöne, kontrastreiche Weibchen der Griechischen Wiesenotter (Vipera graeca) gleich am ersten Abend.

 

Blick vom Lebensraum der Griechischen Wiesenotter in die Gebirgsstöcke des südlichen Pindos-Gebirges mit Erhebungen von über 2.000 m NN.

 

Weiteres Weibchen der Griechischen Wiesenotter im Habitat; regelmäßig beweidete Alpweiden mit einem Mosaik aus Grasland, Stein- und Felsblöcken sowie Zwergsträuchern.

 

Kontrastreiches Weibchen der Griechischen Wiesenotter in Seitenansicht.

 

Aufsicht auf das am zweiten Tag gefundene Weibchen der Griechischen Wiesenotter.

 

Eine der alpinen Tagfalterarten im südlichen Pindos war der tiefschwarze Mohrenfalter Erebia melas.

 

2. Ziel - Pinios-Delta und Olymp

Am späten Nachmittag kamen wir im Strandörtchen Stomio an. Nach kurzem Sprung ins azurblaue Meer machten wir uns auf zur abendlichen Suche ins nahegelegene Pinios-Delta. Aufgrund unserer Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr wussten wir, dass eine freie Rinderherde mit Kälbern und Stier im Gebiet unterwegs ist, weshalb wir durchaus Respekt vor der abendlichen Suche hatten. Die sehr heiße Witterung mit Temperaturen von bis zu 35 °C ließ uns jedoch kaum eine andere Wahl. Da am Abend um 22 Uhr Ortszeit zudem das Championsleague-Halbfinale der Bayern gegen Lyon anstand, war unsere Suchzeit von Vorneherein begrenzt. Die im vergangenen Jahr an Amphibien sehr reichen Gewässer waren fast vollständig ausgetrocknet, sodass wir kaum mit Amphibienfunden rechneten. Solange die Sonne noch schien, konnten wir zumindest verschiedene Eidechsenarten (Podarcis muralis, Lacerta viridis, Lacerta trilineata) nachweisen. Bei Sonnenuntergang fand Dominik ein unter einem Holzstück lauerndes Weibchen der Hornotter (Vipera ammodytes meridionalis). Als es dann vollständig dunkel war, konnten wir noch ein juveniles Exemplar der Hornotter sowie eine Wechselkröte (Bufotes viridis) und zahlreiche Seefrösche (Pelophylax ridibundus) finden. Während des Fußballspiels zog ein schweres Gewitter auf, das uns Regen bescherte und uns Hoffnung auf bessere Beobachtungsmöglichkeiten am Folgetag am Fuße des Olymps machte.

Leider hatte es ausgerechnet am Olymp nicht geregnet und die Temperaturen erreichten am Vormittag schnell wieder sonnig-warme 30 °C. Nach kurzer Zeit konnten wir auf einer Lichtung in der Macchia ein sehr altes Individuum der Breitrand-Schildkröte (Testudo marginata) finden. An einem Wasserfall genossen wir das eiskalte Bergwasser des Olymps. Hier waren einige Exemplare der Kykladen-Mauereidechse (Podarcis erhardii) und ein subadultes Männchen der Riesen-Smaragdeidechse (Lacerta trilineata) zu finden. In strömungsberuhigten Bereichen des Bergbaches entwickelten sich zahlreiche Larven des Griechischen Frosches (Rana graeca), der Gelbbauchunke (Bombina variegata scabra), der Erdkröte (Bufo bufo) und des Teichmolchs (Lissotriton vulgaris graecus). Dies war für uns besonders interessant, da es sich um vom Menschen völlig unbeeinflusste Reproduktionshabitate dieser Arten handelte. Auf dem Rückweg zum Dorf für eine mittägliche Stärkung fanden wir einige Schachte, die für Reptilien und Amphibien Fallen darstellen können. Und tatsächlich - in einem der Schachte lag eine adulte, bereits etwas abgemagerte Hornotter! Wir versuchten sie aus dem Schacht zu befreien, sie flüchtete allerdings in ein Versteck in der porösen Wand. Daher stellten wir einen abgestorbenen Wacholder so in den Schacht, dass die Viper hoffentlich in einer ungestörten Minute aus ihm entkommen kann.

Nach kurzer Mittagspause suchten wir noch ein wilde Müllkippe an der nahe gelegenen Straße auf, wo wir allerdings nur ein Jungtier der Griechischen Landschildkröte fanden. Auf der Straße fanden wir dann noch ein überfahrenes Adulttier der Östlichen Eidechsennatter (Malpolon insignitus fuscus). Da unser Mietauto beim Bremsen und Kurven fahren mittlerweile Geräusche machte, die die gesamte Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zogen, mussten wir unsere Autovermietung kontaktieren. Nach zahlreichen Telefonaten und mehreren Missverständnissen konnten wir unseren Mietwagen in Thessaloniki austauschen und uns guten Gewissens auf den Weg in Richtung Osten machen.

 

Bei Sonnenuntergang unter einem Rindenstück lauerndes Weibchen einer Hornotter (Vipera ammodytes merdionalis) im Pinios-Delta.

 

Diese Wechselkröte (Bufotes viridis) hat sich offenbar erst vor kurzer Zeit aus dem sandigen Boden des Pinios-Deltas ausgegraben.

 

Altes Individuum der Breitrand-Schildkröte (Testudo marginata) am Fuße des Olymps.

 

Ines und Dominik beim Filmen und Fotografieren der Breitrand-Schildkröte im Habitat.

 

Subadultes Weibchen der Kykladen-Mauereidechse (Podarcis erhardii).

 

Sich sonnendes Männchen der Kykladen-Mauereidechse.

 

Sich sonnendes, subadultes Männchen der Riesen-Smaragdeidechse (Lacerta trilineata) in einem Busch.

 

Traumhaftes Bergbachtal am Fuße des Olymps - Habitat obiger Eidechsen- und zahlreicher Amphibienarten.

 

Gelbbauchunken der Unterart Bombina variegata scabra wirken oberseits sehr warzig und rau.

 

Metamorphling der Gelbbauchunke in einer strömungsberuhigten Pfütze des Bergbaches.

 

Der Griechische Frosch (Rana graeca), hier ein subadultes Exemplar, ist sehr variabel in seiner Färbung und Zeichnung.

 

Typisches Bild des direkt am Gewässerufers sitzenden Griechischen Frosches.

 

 

Larve des Griechischen Frosches im Bergbach.

 

Der Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta) war an etwas luftfeuchten Stellen häufig anzutreffen.

 

Jungtier der Griechischen Landschildkröte, das sich in der Mittagshitze unter Müll versteckt hielt.

 

Ines mit Griechischer Landschildkröte im Habitat - Dominik auf der Suche.

 

3. Ziel - Nordost-Griechenland bei Alexandroupoli

Mit der Hoffnung in diesem Jahr endlich die Bergotter (Montivipera xanthina) sehen und vor allem auch fotografieren zu können, nahmen wir die etwa fünfstündige Fahrt in Richtung Alexandroupoli auf uns und suchten uns das letzte noch geöffnete Hotel an den Thermen von Loutros. Nach dem Abendessen bei der sehr freundlichen und zuvorkommenden Wirtin machten wir uns zur nächtlichen Suche auf. Bereits auf dem Gelände des Hotels waren Balkan-Schaufelkröten (Pelobates balcanicus), Wechselkröten (Bufotes viridis), Laubfrösche (Hyla arborea/orientalis) und Seefrösche (Pelophlyax ridibundus) bzw. Türkische Wasserfrösche (Pelophylax cf. bedriagae) unterwegs. Bereits nach wenigen Metern ertönte Ines Ruf; eine große Viper lag am Wegesrand! Tatsächlich war es eine in den Abendstunden aktive Bergotter, die wir in der Folge ausgiebig fotografieren konnten. Voller Motivation setzten wir unsere Suche in der Umgebung fort, es sollten aber keine weiteren Nachweise an diesem Abend folgen.

Am nächsten Morgen suchten wir das bergige Hinterland von Loutros auf, in dem wir im vergangenen Jahr an einem Steinhaufen bereits eine Bergotter beobachten, jedoch nicht fotografieren konnten. Die Suche erbrachte zuerst wenige Griechische und Maurische Landschildkröten (Testudo graeca), einige Johannisechsen (Ablepharus kitaibelii fitzingeri), das Europäische Schlangenauge (Ophisops elegans macrodactylus), das wir 2019 nicht gefunden hatten, und die Ringelnatter (Natrix natrix persa) an einem Gewässer. Gegen 10:15 Uhr suchten wir den Steinhaufen nochmals auf, allerdings mit wenig Hoffnung, da es mittlerweile recht warm war und wir mit Ausnahme der Ringelnattern keine weiteren Schlangen gefunden hatten. Wir waren fast sicher, dass das letztjährige Exemplar nicht mehr da war und standen bereits mitten im Steinhaufen, als wir an dessen Rand eine Bewegung wahrnahmen; es war die große Bergotter aus dem vergangenen Jahr, die sich wieder einmal vor unseren Augen in den Steinhaufen verkroch! Nach mittäglichem Besuch einer Bauruine mit Pool - hier fanden wir Larven von Bureschs Kammmolch (Triturus ivanbureschi), See- bzw. Türkische Wasserfrösche und den Ägäischen Nacktfinger (Mediodactylus kotschyi) - machten wir uns am Abend zur nächsten Nachtsuche auf. Bereits nach kurzer Zeit fanden wir eine aktive männliche Leopardnatter (Zamenis situla). Weitere Funde blieben zunächst aus und wir wollten bereits aufgeben, als wir exakt in dem Moment, in dem wir diesen Entschluss gefasst hatten, nochmals eine nachtaktive Bergotter zu Gesicht bekamen, die jedoch schnell flüchtete.

Am kommenden Morgen suchten wir ein letztes Mal den Steinhaufen auf - mit demselben Ergebnis - die Bergotter flüchtete, bevor wir sie entdeckt hatten. Wir drehten noch eine Runde durch das Evros-Delta, das aber mit Ausnahme einer Riesen-Smaragdeidechse und einer Maurischen Landschildkröte ausschließlich mit ornithologischen Highlights wie hunderten Bienenfressern und Pelikanen aufwartete. Anschließend machten wir uns auf zum nächsten Ziel, der Prespa-Region im äußersten Nordwesten Griechenlands.

 

Der Nordosten Griechenlands liegt in der Hybridisierungszone des Europäischen Laubfroschs (Hyla arborea) und des Östlichen Laubfroschs (Hyla orientalis).

 

Ausgewachsenes Weibchen der Balkan-Schaufelkröte (Pelobates balcanicus) bei der nächtlichen Nahrungssuche.

 

Bei Nacht aktive, ausgewachsene Bergotter (Montivipera xanthina) an einem Wegesrand.

 

Portrait von obiger Bergotter, gut zu erkennen sind die großen Giftdrüsen im hinteren Kopfbereich.

 

Adultes, sich sonnendes Weibchen des Europäischen Schlangenauges (Ophisops elegans macrodactylus).

 

Jungtiere des Europäischen Schlangenauges sind nur wenige Zentimeter groß, gut zu erkennen sind die großen, runden Augen.

 

Habitat des Europäischen Schlangenauges an einem Wegesrand mit sonnenexponierter Böschung und anschließendem lichtem Wald.

 

Die Balkan-Sägeschrecke (Saga natoliae) gilt mit einer Körperlänge von bis zu 9 cm als die größte Heuschreckenart Europas.

 

Die Ameisenjungfer Palpares libelloides gehört mit einer Flügelspannweite von über 10 cm ebenfalls zu den größten Netzflüglern Europas.

 

Verfallenes Clubgelände mit Gewässern, das wir bereits im vergangenen Jahr aufgesucht hatten.

 

Große, evtl. kurz vor der Metamorphose stehende Larve von Bureschs Kammmolch (Triturus ivanbureschi) im Ruinengelände.

 

Dieser Grünfrosch könnte entweder als Seefrosch (Pelophylax ridibundus) oder als Türkischer Wasserfrosch (Pelophylax cf. bedriagae) angesprochen werden.

 

Ägäischer Nacktfinger (Mediodactylus kotschyi) im Ruinengelände, hier waren auch einige frisch geschlüpfte Jungtiere unterwegs.

 

Fast ausgetrocknetes Flussbett des Evros, in den Restwasserbereichen hielten sich zahlreiche Kaspische Wasserschildkröten (Mauremys rivulata) auf.

 

Die Gottesanbeterin Iris oratoria war hier ebenso unterwegs wie...

 

...die Radnetzspinne Argiope lobata und...

 

...dieses in der Nacht aktive Männchen der Leopardnatter (Zamenis situla).

 

Maurische Landschildkröte (Testudo graeca) im Evros-Delta.

 

Lebensraum der Maurischen Landschildkröte im Evros-Delta; Bracheränder entlang der Fahrwege, Gewässer und Kanäle.

 

4. Ziel - Prespa-Gebirge

Nach mehrstündiger Fahrt erreicht wieder den Prespa-See im Dreiländereck von Albanien, Mazedonien und Griechenland. Hier wollten wir am kommenden Tag ins Gebirge, um nach der Kreuzotter (Vipera berus bosniensis) zu suchen. Am Nachmittag machten wir einen ersten Check mit unserem Kleinwagen, ob er in Lage war, den steinigen Weg zu bewältigen. Bereits nach wenigen Metern war klar, dass wir auf diese Weise den Berg nicht erklimmen würden. Also fragten wir bei den sehr hilfsbereiten Einheimischen nach und bereits nach kurzer Zeit hatten wir einen Fahrer gefunden, der bereit war, uns an den beiden kommenden Morgen um 7 Uhr ins Gebirge zu fahren. Nach bis spät in die Nacht dauernden Gesprächen über die Griechen, die Landflucht und Albaner in den Bergen mit zahlreichen Cocktails, Ouzos und Tsipouros freuten wir uns umso mehr auf den Morgen...

Am nächsten Morgen begannen wir also mit leichtem Kater in dem weitläufigen Gelände mit unserer Suche nach der Kreuzotter. Nachweise der Zauneidechse (Lacerta agilis bosnica) waren aber vorerst die einzigen Reptilienfunde und Thomas begann sich schon den Tagfaltern und Heuschrecken zu widmen, als Ines an einem Felshaufen eine juvenile Schlange entdeckte. Tatsächlich stellte sie sich als junge Kreuzotter heraus! Die Freude war riesig, denn wir wussten, wie schwer es war, diese Art in der kargen, großräumigen Landschaft und mitten im Sommer zu finden. Der im Hochtal verlaufende Bergbach bot zudem mit Griechischem Frosch und Gelbbauchunke amphibische Highlights. Auf dem Rückweg, den wir zu Fuß absolvierten, nahm die Artenvielfalt in den tieferen Lagen kontinuierlich zu. Hier waren Mauer- und Östliche Smaragdeidechsen sowie die Griechische Landschildkröte zu finden, unter einem Stein verbarg sich ein sehr großes und vor allem sehr dickes Exemplar der Erdkröte (Bufo bufo). Den Nachmittag nutzten wir, um den Prespa-See und seine Umgebung zu erkunden. Ringel- und Würfelnattern (Natrix tessellata) sind hier recht häufig, auch sehr verschiedenartig gefärbte Seefrösche und eine Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis hellenica) waren zahlreich vorhanden. Auf der Straße sahen wir unser einziges Exemplar der Kaspischen Pfeilnatter (Dolichophis caspicus) - leider DOR, ebenso wie eine überfahrene Wechselkröte. An den Uferbereichen hielten sich zudem neben Mauer- und Smaragdeidechsen auch Taurische Eidechsen (Podarcis tauricus ionicus) auf.

Am nächsten Morgen ließen wir uns trotz unseres Fundes am Vortag nochmals ins Gebirge fahren, denn wir wollten nach dem Jungtier nun auch eine adulte Kreuzotter finden. Die Ansprüche waren gestiegen! Nach etwa zweistündiger Suche hatte Dominik Glück und konnte endlich ein Adulttier finden. Das restliche Artenrepertoire entsprach dem des Vortages. Im Anschluss verbrachten wir den Tag am See in dieser landschaftlichen wirklich sehr schönen Region, um am Abend in Richtung Preveza aufzubrechen, von wo Ines am Folgetag ihren Rückflug antreten musste.

 

Blick vom Ortsrand von Argios Germanos auf den Prespa-See und die umgebenden Gebirgsstöcke.

 

Weibchen der Zauneidechse (Lacerta agilis bosnica) beim Sonnenbad am Morgen.

 

Zauneidechse im Habitat - großflächige Weiden, die mit einzelnen Felsen und Steinen sowie Zwergsträuchern durchsetzt sind.

 

Portrait einer weiblichen Zauneidechsen im Prespa-Gebirge.

 

Jungtier der Kreuzotter (Vipera berus bosniensis) in situ; gut versteckt in einer Felsspalte.

 

Fundstelle des Jungtieres der Kreuzotter; derartige Felsansammlungen bieten in der offenen Landschaft gute Versteckmöglichkeiten.

 

Juvenile Kreuzotter mit der für die Unterart bosniensis charakteristischen Zeichnung.

 

Das Adulttier zeigt die auffälligen schwarz-weiß gefärbten Lippenschilder.

 

Adulte Kreuzotter im Lebensraum.

 

Blick auf die karge Gebirgslandschaft mit den offensichtlichen Beweidungsspuren an den Hängen.

 

Diese große Warzenbeißer-Art (Decticus spec.) trat ebenfalls im Gebirge auf.

 

Männchen einer bisher noch unbestimmten Sattelschrecken-Art.

 

Das dazugehörige Weibchen mit Samenpaket.

 

Der Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) war der häufigste Tagfalter in den höheren Gebirgslagen.

 

Der Perlmutterfalter Boloria graeca kommt in den höheren Lagen der griechischen Gebirgsstöcke vor.

 

Der Griechische Frosch kam bis in die höchsten Lagen entlang der Bergbäche vor.

 

Auch die Gelbbauchunke machte ihrem zweiten Namen - Bergunke - alle Ehre.

 

Kleine, strömungsberuhigte Bereiche entlang der Gräben und Bächen dienen der Reproduktion von Gelbbauchunke und Griechischem Frosch.

 

Bereits recht große Larve der Gelbbauchunke.

 

Diese riesige und sehr dicke Erdkröte verbarg sich unter einem Stein.

 

Weibchen der Mauereidechse; sie fehlte in den höchsten Lagen und wurde dort von der Zauneidechse abgelöst.

 

Diese Griechische Landschildkröte fraß auf einem Weg an Kot.

 

Der Schwärmer Hyles nicaea ruhte am Wegesrand oberhalb des Dorfes Argios Germanos.

 

Suchbild der Ringelnatter (Natrix natrix persa) am kleinen Prespa-See.

 

Männchen der Taurischen Eidechse (Podarcis tauricus ionicus) am Ufer des großen Prespa-Sees.

 

5. Ziel - Kalogria

Nachdem wir Ines schweren Herzens am Flughafen in Preveza abgesetzt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Kalogria im Nordwesten des Peloponnes. Das Gebiet ist bekannt für artenreiche Dünenlandschaften und lichte Pinienwälder. Wir hofften hier gleich auf mehrere Schlangenarten, darunter Küstenvorkommen der Hornotter. Da wir mittags ankamen, herrschten Temperaturen jenseits der 30 °C und wir suchten zuerst einmal Erfrischung im kühlen Nass des Meeres mit traumhafter Kulisse von Bergen, Dünen und Sandstränden. Gegen Abend suchten wir zuerst eine Süßwasserquelle auf, an der neben Europäischen Sumpfschildkröten Ringel- und Würfelnattern sowie Europäische Halbfingergeckos (Hemidactylus turcicus) unterwegs waren. Unter einem Fels fanden wir zudem zahlreiche Schlangenhäutungen, von denen einige zur Vierstreifennatter (Elaphe quatuorlineata) gehörten. Unter Müll hielten sich zudem die Riesen-Smaragdeidechse und die Peloponnes-Kieleidechse (Algyroides moreoticus) auf. Als es dunkel wurde, suchten wir im Pinienwald nach Hornottern, wurden jedoch nicht fündig.

Am folgenden Tag nutzten wir die frühen Morgenstunden, um nach Reptilien und Amphibien zu suchen. Mit Ausnahme sporadischer Funde von Wechselkröten, Seefröschen, Taurischen Eidechsen und an einem weiteren Gewässer Kaspischen Wasserschildkröten war nicht viel zu holen; Schlangen machten sich aufgrund der Hitze und Trockenheit rar. Nachdem wir die Nachmittagsstunden gezwungenermaßen wieder am Meer verbrachten, zogen wir am Abend wieder los. Im Pinienwald fanden wir nach kurzer Zeit als tolles Highlight eine subadulte Katzennatter (Telescopus fallax) und einen Ägäischen Nacktfingergecko. Eine Hornotter war uns leider nicht vergönnt. Nachdem wir direkt am Hotel noch Mauergeckos (Tarentola mauritanica) entdeckten, machten wir uns auf zu unserem letzten Stopp in der Feneos-Hochebene auf dem Peloponnes...

 

Gefasste Süßwasserquelle als Lebensraum von Würfel- und Ringelnatter, Europäischem Halbfingergecko und Europäischer Sumpfschildkröte.

 

Am Ufer lauernde, subadulte Würfelnatter (Natrix tessellata).

 

Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis hellenica) lugt skeptisch aus dem Wasser der Süßwasserquelle.

 

Europäischer Halbfingergecko (Hemidactylus turcicus) an der Begrenzungsmauer der Süßwasserquelle.

 

Seefrosch (Pelophylax ridibundus) am Ufer der Süßwasserquelle.

 

Etwas abgemagerte Wechselkröte, die wir aus einem leeren Tankbehälter retteten.

 

Lagunenlandschaft bei Kalogria in der Abenddämmerung.

 

Pinienwald bei Kalogria in der Morgensonne.

 

Ein subadultes Weibchen der Riesen-Smaragdeidechse sonnt sich am Morgen im Pinienwald von Kalogria.

 

Sie sonnendes Weibchen der Taurischen Eidechse am Morgen im Pinienwald.

 

Subadultes Exemplar der Katzennatter (Telescopus fallax) nachts im Pinienwald.

 

Ägäischer Nacktfingergecko nachts im Pinienwald an Baumrinde sitzend.

 

Gelber Skorpion (Mesobuthus gibbosus) nachts an einem Baumstamm auf Beute lauernd.

 

Nachts in der Dünenlandschaft aktiver Windenschwärmer (Agrius convolvuli).

 

Dieses Foto ist die einzige Ansicht, die wir von einem Mauergecko (Tarentola mauritanica) erhielten.

 

6. Ziel - Feneos-Hochebene

Unsere letzten beiden Tage wollten wir in der Feneos-Hochebene im nordöstlichen Peloponnes verbringen. Vor allem die anhaltende Hitze im Tiefland zwang uns, in höhere Lagen auszuweichen, wenn wir noch auf herpetologische Beobachtungen hoffen wollten. Die Hochebene wird weitgehend landwirtschaftlich genutzt, ist aber trotzdem struktur- und artenreich. Wir suchten wieder die Nähe von Gewässern, weil wir uns hier die größten Chancen auf Funde ausrechneten. An einem kleinen Teich fanden wir dann auch schnell eine Würfelnatter, die Peloponnes-Blindschleiche (Anguis cephallonica), Mauereidechsen, Taurische Eidechsen, Peloponnes-Kieleidechsen, eine juvenile Griechische Spitzkopfeidechse (Hellenolacerta graeca), Seefrösche und Griechische Frösche. In der weiteren Umgebung entdeckten wir auch noch Peloponnes-Mauereidechsen (Podarcis peloponnesiacus thais). Am Abend beeindruckte uns das Geheul von Goldschakalen (Canis aureus), das die Ebene und seine Hänge erfüllte. Am kommenden Morgen machten wir uns nach kurzer Suche, die aber keine neuen Arten hervorbrachte, auf den Rückweg nach Preveza. Es reichte noch für einen kurzen Zwischenstopp an einer Süßwasserquelle, wo wir letztendlich doch noch auf der Suche nach Killifischen erfolgreich waren und nochmals Europäische Sumpfschildkröten und Kaspische Wasserschildkröten beobachten konnten. Nach abendlichem Ausklang in einem Küstenort nahe Preveza, wo wir an einer Burgruine nochmals Mauer- und Halbfingergeckos beobachten konnten, flogen wir am folgenden Morgen zurück nach Stuttgart.

 

Stillgewässer am Rand der Feneos-Hochebene; Lebensraum zahlreicher Reptilien- und Amphibienarten.

 

Sich am Gewässerufer auf einem Stein sonnendes Jungtier der Griechischen Spitzkopfeidechse (Hellenolacerta graeca).

 

Taurische Eidechse in der Morgensonne im Umfeld des Gewässers.

 

Sich sonnendes Jungtier der Peloponnes-Kieleidechse (Algyroides moreoticus) auf Ufersteinen des Gewässers im Halbschatten.

 

Typische Fundsituation für die Peloponnes-Kieleidechse; Licht-Schatten-Situation mit struktur- und laubreichem Untergrund.

 

Die Peloponnes-Blindschleiche (Anguis cephallonica) ist anhand der gezackten Linie im Halsbereich gut zu identifizieren.

 

Unbestimmter Flusskrebs im Übergangsbereich des Teiches zum Bach.

 

Charakteristisches Habitat des Griechischen Froschs auf dem Peloponnes.

 

Kulturland in der Feneos-Hochebene mit Steinriegel, Hecken- und Gebüschsäumen sowie beweideten Magerrasen.

 

Die Peloponnes-Mauereidechse (Podarcis peloponnesiacus thais) ist eine Charakterart des strukturreichen Offenlandes auf dem Peloponnes.

 

Die kleinen Johannisechsen (Ablepharus kitaibelii fitzingeri) leben in der Laubstreu und sind sehr flüchtig.

 

Männchen einer Ameles-Art im Kulturland auf dem Peloponnes.

 

Ausgewachsene Peloponnes-Kieleidechse im lichten Wald am Rand der Feneos-Hochebene.

 

Licht-Schattenwechsel eines ausgetrockneten Flussbetts als Habitat der Peloponnes-Kieleidechse.

 

Skeptisch schauendes Exemplar der Kaspischen Wasserschildkröte (Maureyms rivulata) wieder auf dem Festland Griechenlands.

 

Süßwasser führender, gut besonnter Graben als Lebensraum der Europäischen Sumpfschildkröte und der Kaspischen Wasserschildkröte.

 

Artenliste

Deutscher Name

Wiss. Name

Unterart

Pindos-Gebirge

Pinios-Delta und Olymp

Thrakien

Prespa-Gebirge Nördlicher Peloponnes

Teichmolch

Lissotriton vulgaris

graecus

 

1 L

 

 

 

Bureschs Kammmolch

Triturus ivanbureschi

 

-

-

5 L

- -

Gelbbauchunke

Bombina variegata

scabra

 

10

 

40 -

Balkan-Schaufelkröte

Pelobates balcanicus

 

 -

 

5

   

Erdkröte

Bufo bufo

 

 

5

 

1  

Wechselkröte

Bufotes viridis

viridis

 

1

10

1 2

Laubfrosch

Hyla arborea/orientalis

 

 

 

10

   

Griechischer Frosch

Rana graeca     200 L   30 10

Seefrosch

Pelophylax ridibundus/epeiroticus

cf. bedriagae (Thrakien)

 

10

50

40 50

Maurische Landschildkröte

Testudo graeca

ibera

 -

 

10

- -

Griechische Landschildkröte

Testudo hermanni

boettgeri

 1

1

5

1 1
Breitrand-Schildkröte Testudo marginata   - 1 - - -

Europäische Sumpfschildkröte

Emys orbicularis

hellenica

 

 

 

1 5

Westkaspische Schildkröte

Mauremys rivulata

 

 

 

5

  10

Mauergecko

Tarentola mauritanica

          5

Europäischer Halbfinger

Hemidactylus turcicus

 

 -

 

 

- 10

Ägäischer Nacktfinger

Mediodactylus kotschyi

kotschyi

 

 

10

  1

Europäisches Schlangenauge

Ophisops elegans

macrodactylus    

20

   

Peloponnes-Prachtkieleidechse

Algyroides moreoticus

 

-

-

-

- 10

Östliche Smaragdeidechse

Lacerta viridis

meridionalis (?)

 

1

3

2 -

Riesensmaragdeidechse

Lacerta trilineata

 

 

 1

2

  5

Zauneidechse

Lacerta agilis

bosnica  

-

-

20 -

Mauereidechse

Podarcis muralis

muralis

10

10

 

30  

Taurische Eidechse

Podarcis tauricus

tauricus

ionicus (NW-Griechenland, Peloponnes)

 

 

 

10 10

Kykladen-Mauereidechse

Podarcis erhardii

erhardii

livadiacus (Peloponnes)

- 20      

Peloponnes-Mauereidechse

Podarcis peloponnesiacus

thais - - - - 20

Johannisechse

Ablepharus kitaibelii

fitzingeri

 

 

5

  5

Peloponnes-Blindschleiche

Anguis cephallonica

 

-

-

- 1

Kaspische Pfeilnatter

Dolichophis caspius

 

 

 

 

1 -

Östliche Vierstreifennatter

Elaphe sauromates

 

-

-

1 H

- -

Vierstreifennatter

Elaphe quatuorlineata

quatuorlineata         2 H

Leopardnatter

Zamenis situla

 

 

 

   

Katzennatter

Telescopus fallax

fallax         1

Ringelnatter

Natrix natrix

persa

 

 

2

1 2

Würfelnatter

Natrix tessellata

        5 5

Östliche Eidechsennatter

Malpolon insignitus

fuscus

 

1

 

   

Kreuzotter

Vipera berus

bosniensis - - - 2 -

Griechische Wiesenotter

Vipera graeca

 

2

- - - -

Hornotter

Vipera ammodytes

meridionalis

montandoni (Thrakien)

 

3

 

   

Bergotter

Montivipera xanthina

xanthina

-

-

3

- -

Summe

40

 

3

14

17

15 19

 x = nachgewiesen; - = nicht vorkommend; leeres Feld = vorkommend, aber von uns nicht gefunden, L = Larve, H = Haut

 Was wir verpasst haben

Aufgrund der sommerlichen Temperaturen war es kaum möglich, das gesamte herpetologische Artenrepertoire der besuchten Regionen zu finden. Die Individuendichte war auch bei weitem nicht mit der vom Frühjahr 2019 zu vergleichen. Trotzdem konnten wir einen Großteil der potenziell vorkommenden Arten nachweisen. Bei den Amphibien war klar, dass Funde aufgrund der Trockenheit besonders schwierig werden würden. So verpassten wir dann auch Feuersalamander (Salamandra salamandra), Makedonischen Kammmolch (Triturus macedonicus), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Rotbauchunke (Bombina bombina) und Springfrosch (Rana dalmatina). Dagegen waren uns unter den Reptilien praktisch alle vorkommenden Schildkröten-, Gecko- und Eidechsenarten vergönnt. Die versteckt lebenden Schleichen mit Östlicher Blindschleiche (Anguis colchica), Griechischer Blindschleiche (Anguis graeca), Blindschleiche (Anguis fragilis) und Scheltopusik (Psedopus apodus) machten sich rar. Das war besonders beim Scheltopusik auffallend, den wir im vergangenen Jahr im Frühjahr sehr zahlreich nachgewiesen hatten. Ähnliches traf auf die Wurmschlange (Xerotyphlops vermicularis) zu, die dieses Mal einfach nicht unter Steinen, Totholz oder Müll zu finden war. Weitere Schlangenarten wie die Sandboa (Eryx jaculus) und einige Nattern - Balkan-Zornnatter (Hierophis gemonensis), Schlanknatter (Platyceps najadum) und Schlingnatter (Coronella austriaca) waren ebenfalls nicht nachweisbar. Von Kaspischer Pfeilnatter, Östlicher Eidechsennatter, Vierstreifennatter und Östlicher Vierstreifennatter fanden wir nur überfahrene Tiere oder einzelne Häute. Dagegen hatten wir das Glück, alle vier auf dem Festland Griechenlands vorkommenden Giftschlangen in einem Trip nachweisen zu können.

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