Neurergus kaiseri (Iranischer Bergbachmolch) (Schmidt, 1952)

 

Steckbrief:

Größe: 11-14 cm

Verbreitung: Westlicher Iran nahe der irakischen Grenze (Zagros-Gebirge) zwischen 500 und 1.400 m NN.

Lebensraum: Gebirgige Halbwüsten mit spärlicher Vegetation, hier tief in das Karstgebirge eingeschnittene Bäche, teilweise unterirdisch als Höhlensysteme ausgebildet.

Lebensweise: Tag- und nachtaktiv, Fortpflanzung im Winterhalbjahr bis zum Frühling von Dezember bis März/April, Entwicklung der Larven bis zum Herbst.

Nahrung: Insekten und deren Larven, Schnecken, Würmer, Bachflohkrebse, Asseln.

Gefährdung/Schutz: Neurergus kaiseri wird von der IUCN inzwischen nur noch als "Vulnerable" (Gefährdet) eingestuft, da sich das Wissen um seine natürliche Verbreitung in den vergangenen Jahren stark erhöht hat. Er wird weiterhin im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens geführt, weshalb CITES-Papiere für Haltung, Nachzucht und Weitergabe notwendig sind.

Quellen:

Schmidtler, J. J. & J. F. Schmidtler (1975): Untersuchungen an westpersischen Bergbachmolchen der Gattung Neurergus (Caudata, Salamandridae). - Salamandra 11 (2): 84-98.

Schneider, W. & C. Schneider (2013): Beobachtungen zur Verbreitung der Bergbachmolche Neurergus derjugini (Nesterov, 1916), Neurergus microspilotus (Nesterov, 1916) und Neurergus kaiseri Schmidt, 1952, in Iran (Caudata: Salamandridae). - Herpetozoa 26 (1/2): 27-38.

Schultschick, G. & D. Karbe (2012): Der Zagros-Molch Neurergus kaiseri. - Natur- und Tierverlag (Münster), 63 S.

 

Eigene Erfahrungen:

Im Winter 2015 erhielt ich sechs Jungtiere von Neurergus kaiseri, die sich später glücklicherweise als zwei Männchen und vier Weibchen herausstellten. Die Tiere bezogen ein Aquaterrarium mit den Maßen 80x40x40 cm, das etwa bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Der Kies wurde auf einer Seite so hoch aufgeschüttet, dass ein Landteil entstand. Hier dienen einige Rindenstücke als Verstecke. Im Wasserteil bietet Lochgestein Versteckmöglichkeiten. Eine Wasserpflanze sowie zur Fortpflanzungszeit einige Schaumstoffteile, die gerne zur Eiablage genutzt werden, komplettieren die recht spartanische Einrichtung. Dies entspricht dem natürlichen aquatischen Lebensraum des Iranischen Bergbachmolchs, der ebenfalls als karg und arm an Vegetation beschrieben wird. Später stieg ich entsprechend dem Wachstum der Molche auf ein größeres Aquarium mit den Maßen 100x40x50 cm für die Adulttiere um. Den Landteil installiere ich mittlerweile mit Steinaufbauten, die aus dem Wasser ragen. Das Aquarium wird über einen Außenfilter betrieben. Der Deckel des Aquariums wird von einem abnehmbaren, aber gleichzeitig schweren und dicht schließenden Lochblech gebildet, das die Schläuche des Außenfilters in das Becken leitet. Es ist wichtig, dass keine größeren Lücken vorhanden sind, da die Molche sonst entkommen und in der Folge schnell austrocknen können. Das Becken wird nicht beleuchtet oder beheizt, solange andere Terrarien und Aquarien im Raum ausreichend Licht abgeben. Die Wassertemperaturen entsprechen daher der Raumtemperatur und bewegen sich je nach Jahreszeit zwischen 17 und 23 °C. Teilwasserwechsel (ca. 1/3) erfolgen alle 2-3 Wochen, während der Eiablage- und Larvenzeit auch öfter zur Entnahme von frisch geschlüpften Larven. Einmal jährlich sollte das gesamte Becken komplett ausgeräumt und gesäubert werden.

Die 2015 erhaltenen Molche entwickelten sich sehr schnell und fraßen gierig die angebotenen Roten Mückenlarven (lebend oder tot) und Tubifex, etwas weniger gerne Weiße Mückenlarven. Bereits im Winter 2016/17 hatten sie die Geschlechtsreife erreicht und begannen im Dezember 2016 mit Balz- und Paarungsverhalten sowie mit der Eiablage. Im ersten und vor allem im zweiten Reproduktionsjahr verpilzten jedoch ziemlich viele Eier, sodass die Anzahl geschlüpfter Larven jeweils nur ca. 30-40 betrug. Vor der Reproduktionszeit im Winter 2018/19 wurde das Aquaterrarium komplett gereinigt, da vermutet wurde, dass eine zu hohe Verunreinigung/Keimbelastung des Wassers die hohe Verpilzungsrate bedingte. Dies zahlte sich offenbar aus, da in diesem Winter über 70 Larven schlüpften. Ein Entfernen der Eier aus dem Becken der Adulttiere führte bei mir fast immer zum Absterben dieser, sodass ich sie dort beließ, bis die jungen ca. 10-15 mm langen Larven schlüpften. Diese saugte ich dann mit einem Aquarien-Saugreiniger ab und setzte sie in kleine Aufzuchtbecken (ca. 20 x 15 cm) mit einem Wasserstand von ca. 5 cm.

Die Aufzuchtbecken bestanden anfangs nur aus einem flachen Stein und wenigen Eichenblättern, die als Versteckmöglichkeiten dienen. Nun beginnt die schwierigste Zeit der Aufzucht, da die Larven anfangs nur sehr kleine, lebende Futtertiere fressen und gleichzeitig relativ empfindlich gegenüber sinkender Wasserqualität sind. Ich reiche zu Beginn etwa jeden zweiten Tag Artemia-Nauplien, Entwicklungsstadien von Daphnien und Ruderfußkrebse (Copepoden). Wer diese Futtertiere selbst züchten kann, ist klar im Vorteil, da man sie sonst regelmäßig neu beschaffen muss, weil sie nicht allzu lange haltbar sind (max. eine Woche). Nach 2-3 Wochen sollten die Larven eine Größe erreicht haben, die es ihnen erlaubt, ausgewachsene Daphnien und kleingeschnittene Tubifex zu fressen. Da normalerweise über 2-3 Monate regelmäßig neue Larven hinzukommen, müssen diese nach Größe getrennt werden, da die Larven untereinander kannibalisch sind. Dies bedeutet auch, dass man mehrere Behälter zur Larvenaufzucht benötigt. Hierzu eignen sich neben kleinen Aquarien auch einfache Plastikschalen mit einer Höhe von mindestens 5 cm. Nach 6-8 Wochen fressen die Larven in aller Regel auch aufgetaute Rote Mückenlarven, was die Ernährung deutlich erleichtert. Hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt meist große Verluste unter den Larven durch Kannibalismus, Einsaugen in den Filter, Verunreinigung des Wassers oder sonstige Todesfälle, sinkt die Mortalitätsrate ab diesem Stadium fast auf Null ab. Die Larven entwickeln sich unterschiedlich schnell und erreichen die Metamorphose zwischen Juni und Dezember. Dies ist nicht allzu überraschend, da sich auch die Legeperiode der Weibchen über einen längeren Zeitraum von Dezember bis März hinzieht. Ich halte die größeren Larven und jungen Molche in kleinen Gruppen zusammen, was bisher völlig problemlos war. Den metamorphosierten Molchen biete ich auch die Möglichkeit des Landgangs, welcher allerdings nur sehr selten genutzt wird, meist bleiben die Molche vollständig aquatil.

Aufgrund der oben angesprochenen Probleme gelang es mir im Winter 2016/17 8, im Winter 2017/18 7 und im Winter 2018/19 11 Jungmolche aufzuziehen, was jeweils eine verhältnismäßig geringe Zahl ist, wobei die größten Verluste bereits im Eistadium durch Verpilzung und bei den jungen Larven auftraten. Ab dem Winter 2019/20 zog ich die Larven in größeren Gruppen in Aquarien auf, die denjenigen der Elterntiere entsprachen. Mittels durch Filterschwämme geschützten Nano- und Außenfiltern war es möglich, die Filter bereits bei den frisch geschlüpften Larven in Betrieb zu nehmen, wodurch sich der Betreuungsaufwand (Wasserwechsel) stark reduzierte. Anfangs zahlte sich diese Methode aus, da sich weit über 100 Larven in den Becken aufhielten. Trotz regelmäßiger Futtergaben wuchsen allerdings viele Larven nur sehr langsam, während andere bereits deutlich größer waren. Hierdurch kam es wiederholt zu Kannibalismus, auch fand ich tote (verhungerte?) Larven auf bzw. im Substrat. So reduzierte sich die Anzahl der Larven nach und nach, sodass sie im Juni 2020 auf ca. 40 abgesunken war. Immerhin konnte ich Ende 2020 ca. 35 Jungmolche aufziehen.

Im Winter 2020/21 wurden von den Weibchen fast ausschließlich unbefruchtete Eier gelegt, was ich auf einen Umzug in eine neue Wohnung zurückführte. Ich hatte jedoch Anfang 2020 auch ein Männchen durch einen Unfall verloren. Möglicherweise ist das verbliebene Männchen nicht ausreichend, um in Paarungsstimmung zu kommen und genügend befruchtete Eier zu produzieren. Im Frühjahr 2021 erhielt ich immerhin noch ca. 15 Larven aus befruchteten Eiern, die ich zum einen in einer Kleingruppe und zum anderen in einer Einzelaufzuchtanlage für Froschlarven aufzog. Letztgenannte Methode ist sehr aufwändig, da jede Larve einzeln versorgt werden muss, jedoch schützt sie vor Kannibalismus. Meine Erfahrungen mit dieser Methode sind bisher gemischt: Die Larven wuchsen verhältnismäßig langsam und es gab einige Verluste. Wenige Larven lagen einfach tot in ihren Boxen, andere suchten den Weg nach draußen, da die Boxen nach oben hin offen sind. Die meisten Larven konnte ich auf diese Weise aber erfolgreich aufziehen, bis sie groß genug waren, um Kannibalismus auszuschließen. Ich setzte sie dann wieder zusammen in ein Aquarium und zog sie ohne Verluste bis zur Metamorphose groß. 11 Jungmolche konnte ich auf diese Weise aus den wenigen geschlüpften Larven erzielen.

Im Winter 2021/22 schlüpften nur verhältnismäßig wenige Larven, die meisten Eier verpilzten. Ich führe das auf die nach dem Umzug höheren Raumtemperaturen von 17-21 °C zurück, die für andere im Terrarienraum lebende Tierarten notwendig sind. Diese erhöhten Temperaturen führen wahrscheinlich, trotz regelmäßiger Reinigung des Aquariums, zu einer erhöhten Verpilzungsrate. Die Larven zog ich in Kleingruppen in reich strukturierten Aquarien (24-40 l) mit integrierten Nanofiltern auf. Hierdurch hatte ich bei den Larven kaum noch Verluste. Letztendlich erhielt 15 vitale Jungtiere.

Im Winter 2022/23 verpilzten zu Beginn aufgrund der hohen Raumtemperaturen wieder recht viele Eier. Aus diesem Grund entfernte ich die Eier mittels Pipette und inkubierte sie in einem kalten Nebenraum bei Temperaturen von 13-16 °C.

Nachzuchtstatistik:

Jahr Larven Jungtiere
2017 50 8
2018 100 7
2019 100 11
2020 150 35
2021 20 11
2022 25 15
2023 200 100
Summe 645 187

 

Weibchen des Iranischen Bergbachmolches im Aquarium.

 

Frisch metamorphosierter Jungmolch von N. kaiseri.

 

Jungmolche und ältere Larven in einem kleinen Aufzuchtaquarium.

 

Jüngere Larve von N. kaiseri mit beginnender Entwicklung einer Farbpigmentierung.

 

Etwas ältere Larve mit bereits ausgeprägter Pigmentierung und Zeichnung.

 

Ältere Larve von N. kaiseri, bei der die charakteristische Färbung schon deutlich ausgebildet ist.

 

Aquarium der Adulttiere. Durch den hoch aufgeschütteten Kies entsteht auf der rechten Seite ein Landteil, der allerdings relativ selten genutzt wird. Die Einrichtung ist spartanisch, eine Beleuchtung fehlt. Wichtig ist ein problemlos funktionierender Filter für eine gute Wasserqualität.

 

Aufzuchtaquarium für ältere Larven und Jungmolche. Der Innenfilter sorgt für das dringend notwendig saubere Wasser. Steine, Rindenstücke und Mooskugeln bieten Versteckmöglichkeiten sowie für die Jungmolche die Möglichkeit des Landgangs, die allerdings selten genutzt wird. Auf einen Bodengrund wurde aus hygienischen Gründen verzichtet.

 

Aufzuchtbox für Larven im mittleren Larvenstadium. Ihre Größe erlaubt bereits den Einsatz eines Nanofilters. Steine und Eichenblätter bieten Versteckmöglichkeiten.

 

Aufzuchtaquarium für Larven des Iranischen Bergbachmolchs mit Außenfilter, Bodengrund und vielen Versteckmöglichkeiten. Trotzdem reduzierte sich hier die Anzahl der Larven von anfangs 60 auf ca. 15-20.

 

Einzelaufzuchtanlage für Froschlarven, die sich aber auch für die Aufzucht von Molchlarven nutzen lässt. Jede Box enthält eine Larve, Wasser kann durch gießen gewechselt werden. Verbrauchtes Wasser fließt durch einen Schlitz am Oberrand der Einzelboxen in die Kammer unten rechts, von wo es mittels Pumpe entfernt werden kann.

 

Blick von oben in die Boxen, in denen ich Larven von N. kaiseri und N. strauchii aufzog. In der Kiesschicht können sich die Larven ebenso verstecken wie unter dem größeren Stein.

 

Detaiblick in zwei Aufzuchtboxen. Die Einzelboxen messen etwa 7x5x7 cm und sind nach oben hin offen. Haben die Larven eine gewisse Größe erreicht, können sie wieder zusammen aufgezogen werden (sobald die kannibalische Phase vorüber ist).

 

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