Nordspanien 2022
(dieser Bericht ist in der Reptilia 164 in ähnlicher Form veröffentlicht und schließt an den Südspanien-Bericht an)
Und so waren Ines und ich nur
wenige Tage später bereits wieder auf dem Weg nach Spanien, dieses Mal jedoch
langfristig geplant und in den Norden, um dort an den Küstenregionen des
Baskenlandes und weiter westlich nach der Iberischen Kreuzotter (Vipera seoanei) zu suchen.
Pyrenäen
Wir kamen nachmittags in Bilbao
an und wollten gleich der durch eine Brücke mit dem Festland verbundenen Insel
Gaztelugatxe einen Besuch abstatten, da dort ein ausgesetztes Vorkommen der
Pityusen-Eidechse (Podarcis pityuensis)
existiert. Leider stellten wir nach mühsamem Abstieg fest, dass die Brücke wegen
Bauarbeiten geschlossen war und so mussten wir unverrichteter Dinge den Rückweg
antreten. Unser erstes Ziel war der Großraum von Pamplona, wo wir u. a. nach
Aspisvipern (Vipera apsis) suchen
wollten, um danach weiter in die Pyrenäen vorzudringen. Unsere Suche am
kommenden Morgen in den Hügeln am Stadtrand von Pamplona verlief allerdings
trotz guter Witterung und geeignetem Gelände fast völlig ergebnislos, allein
eine Blindschleiche (Anguis fragilis)
konnten wir unter einem Brett entdecken. Etwas ernüchtert fuhren wir gegen
Mittag tief in die Pyrenäen hinein, um einen Bach mit Vorkommen von
Pyränen-Gebirgsmolch (Calotriton asper),
Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)
und Pyrenäenfrosch (Rana pyrenaica)
aufzusuchen. Je höher wir kamen, desto kälter und unwirtlicher wurde die
Witterung. Als wir endlich angelangt waren, war fast schon klar, dass wir in
dieser Höhenlage deutlich zu früh im Jahr unterwegs waren. Und so war es dann
auch - der reißende Bach transportierte große Mengen eiskalten Wassers aus der
Schneeschmelze das Tal hinab, die Amphibien befanden sich wohl noch in der
Winterruhe.
Trotzdem wollten wir nicht
unverrichteter Dinge aus den Pyrenäen abreisen und versuchten daher am nächsten
Morgen in von Rindern und Pferden beweidetem Gelände in der Nähe von
Roncesvalles unser Glück. An kleinen Stillgewässern konnten wir bei
morgendlicher Kälte mit Temperaturen um 5 °C immerhin Laich des Grasfrosches (Rana
temporaria) und einige Fadenmolche (Lissotriton
helveticus) beobachten. Die Sonne wärmte die Umgebung auf etwa 10 °C auf,
aber es ging ein eiskalter, böiger Wind. Nach zwei Stunden intensiver Suche dann
endlich in einer windstillen Nische unser erstes großes Erfolgserlebnis unserer
Reise: Am Fuße einer Hecke lag ein Weibchen der Iberischen Kreuzotter, das
gleich von zwei Männchen begehrt wurde. Während das eine Männchen offenbar
bereits in Paarungsaktivitäten eingestiegen war, versuchte das zweite Männchen
dieses zu verdrängen, was regelmäßig zu wilden Verfolgungsjagden führte. Ein
beeindruckendes Schauspiel! In der nächsten windgeschützten Nische fanden wir
noch ein weiteres Männchen von V. seoanei,
das sich wohl gerade auf der Suche nach einem Weibchen befand. Die Iberische
Kreuzotter kommt nur im äußersten Norden der Iberischen Halbinsel vor. Hier
besiedelt sie ein Areal, das sich vom Nordrand der Pyrenäen im Osten bis hin zum
äußersten Nordwesten Portugals erstreckt. Neben der gezackten Form existieren
auch einfarbige Tiere sowie regional gestreifte Formen (Speybroeck
et al. 2016). Entsprechend der Höhenlage und der klimatischen Gegebenheiten in
den Pyrenäen fanden wir in den Weiden auch mehrere Individuen der hier
eierlegenden Waldeidechse (Zootoca
vivipara louislantzi), an trockenen Stellen waren auch Mauereidechsen (Podarcis muralis) unterwegs.
Landschaft in den Pyrenäen nördlich von Pamplona.
Beweidetes Kulturland in den Pyrenäen als Lebensraum der Iberischen Kreuzotter.
Unser erster Fund der Iberischen Kreuzotter (Vipera seoanei) war gleich ein Paarungsspiel zwischen Männchen und Weibchen.
In der Heckennische am rechten Bildrand wurden das Weibchen der Iberischen Kreuzotter und zwei konkurriende Männchen gefunden.
Portrait eines Männchens der Iberischen Kreuzotter.
Männchen der Iberischen Kreuzotter im Habitat auf der Suche nach einem Weibchen.
Die eierlegende Unterart der Waldeidechse (Zootoca vivipara louislantzi) war ebenfalls bereits früh im Jahr unterwegs.
Fadenmolche (Lissotriton helveticus) wanderten gerade an ihre Laichgewässer an.
Laichgewässer des Fadenmolchs und des Grasfroschs.
Auch in diesem feuchten Gelände waren Fadenmolche und Grasfrösche zu finden.
Baskenland - Umgebung von Bilbao
Wir beschlossen die Pyrenäen aufgrund der noch sehr
kühlen Witterung zu verlassen und orientierten uns in Richtung Bilbao, wo am
Abend mit Paul ein weiterer Mitsucher zu uns stoßen sollte. Das bergige, bereits
frühlingshafte Gelände, das einen mitteleuropäischen Eindruck vermittelte, lud
zur Suche ein, allerdings begleitete uns ständig ein sehr starker, böiger Wind,
der die Reptiliensuche schwierig machte. Wir versuchten trotzdem unser Glück und
hatten dieses in einem brachgefallenen Hang, wo sich ein weiteres Männchen der
Iberischen Kreuzotter trotz unwirtlicher Bedingungen sonnte. Auch
Blindschleichen und einige Westliche Erzschleichen nutzten die wenigen
Sonnenfenster, um sich aufzuwärmen. Am Abend saßen wir auf der Terrasse unserer
Ferienwohnung, genossen Spaghetti und Rotwein, als wir auf die „Glockenrufe“ der
Geburtshelferkröte aufmerksam wurden. Also liefen wir die Asphaltstraße entlang
und konnten bei Dunkelheit tatsächlich drei Individuen der Art finden, die sich
am Fuße einer Mauer aufhielten. Als Reproduktionshabitat könnte der Bach dienen,
der das Tal durchfloss.
Am kommenden Morgen suchten wir bei guten
Witterungsbedingungen die umgebenden, von Rindern beweideten Berghänge ab, die
uns für Iberische Kreuzottern sehr geeignet erschienen. Jedoch konnten wir mit
Ausnahme weniger Blindschleichen keine Reptilien finden, sodass wir gegen Mittag
bereits recht frustriert waren, da wir uns von dem Gelände sehr viel versprochen
hatten. Noch wollten wir aber nicht aufgeben und so versuchten wir unser Glück
etwas weiter im Inland in einem ebenfalls extensiv von Rindern beweideten,
gehölzreichen Gebiet. Wir brauchten nur wenige Meter zu gehen und schon lag die
erste Iberische Kreuzotter bei sich nun langsam verschlechternden
Witterungsbedingungen vor uns. Voller neuer Motivation suchten wir weiter und
konnten insgesamt sechs Individuen finden. Ein Pärchen hatte es sich in einem
Busch etwa 50 cm über dem Boden bequem gemacht. Die Witterung machte uns nun
einen Strich in die Rechnung, es begann stärker zu winden und zu nieseln.
Gezwungenermaßen setzten wir unsere Tour in Richtung Westen fort und hofften an
der Küste auf Höhe der Picos de Europa auf besseres Wetter.
Hügelland an der Atlantikküste bei Bilbao - Lebensraum von V. seoanei.
Habitat der Iberischen Kreuzotter an der Atlantikküste bei Bilbao.
Männchen der Iberischen Kreuzotter auf der Suche nach einem Weibchen.
Portrait der Iberischen Kreuzotter.
Die Westliche Erzschleiche (Chalcides striatus) war ebenfalls im Hügelland um Bilbao verbreitet.
Sich bei windiger Witterung sonnende Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis).
Abends konnten wir direkt in der Umgebung unserer Unterkunft mehrere Geburtshelferkröten (Alytes obstetricans) hören und beobachten.
Lebensraum der Geburtshelferkröte bei Bilbao; als Reproduktionsgewässer könnte der Bach in der Bildmitte dienen.
Habitat der Iberischen Kreuzotter im Hinterland von Bilbao.
Weibchen der Iberischen Kreuzotter.
Kopula der Iberischen Kreuzotter.
Picos de Europa
Der Morgen begrüßte uns mit
leichtem Nieselregen, trotzdem suchten wir beweidetes und von Lesesteinmauern
durchsetztes Grünland direkt an der schroff abfallenden Atlantikküste auf. Nach
und nach konnte sich die Sonne durchsetzen und die ersten Reptilien zeigten
sich. Zuerst eine Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), dann eine sich sonnende Schlingnatter (Coronella
austriaca). Und nur kurz darauf ein weiteres Highlight: Wieder eine
Iberische Kreuzotter, dieses Mal jedoch in der hier vorkommenden gestreiften
Variante! Das Tier sonnte sich in einem windgeschützten Bereich am Saum einer
Hecke. Im weiteren Verlauf konnten wir dann noch eine Blindschleiche, ein
Pärchen von Bocages Mauereidechse (Podarcis
bocagei) und ein weiteres, prächtiges Exemplar der Iberischen Kreuzotter
beobachten, bis uns wieder der Regen einholte.
Die Wettervorhersage für die
kommenden Tage war nur mit einem Wort zu bezeichnen: Nass! Also mussten wir uns
andere Ziele setzen und von der Vipernsuche ablassen. Glücklicherweise hat der
Norden Spaniens eine ganze Reihe interessanter Amphibien mit verschiedenen
Unterarten des Feuersalamanders (Salamandra
salamandra) zu bieten! Wir fuhren also etwas tiefer in die Picos de Europa
hinein und suchten nach etwas abenteuerlicher Anfahrt einen tief
eingeschnittenen Bachtobel nach dem Goldstreifen-Salamander (Chioglossa
lusitanica) ab. Die ausschließlich im Nordwesten der Iberischen Halbinsel
verbreitete Art erreicht hier ihre östliche Verbreitungsgrenze. Trotz intensiver
Suche wollte uns allerdings kein Fund gelingen, dafür konnten wir zwei Exemplare
der schön gelb gefärbten Unterart des Feuersalamanders
Salamandra salamandra bernadezi
finden. Am Ufer des Baches saß außerdem ein Spanischer Frosch (Rana
iberica) und rettete sich mit einem Sprung ins kühle Nass vor uns. Der
Spanische Frosch kommt ausschließlich auf der Iberischen Halbinsel vor und
findet mit Italienischem Frosch (Rana
italica) und Griechischem Frosch (Rana
graeca) eng verwandte Arten mit vergleichbaren Habitatansprüchen in anderen
Regionen Europas (Speybroeck
et al. 2016).
Auch der nächste Tag begrüßte uns
mit Regen und die Vorhersage für die folgenden Tage war nicht wirklich
vielversprechend. Zur Nässe sollte sich auch noch ein Temperatursturz in
Richtung Nullgradgrenze gesellen! Unverdrossen suchten wir daher erstmal weiter
nach Salamandern und konnten an zwei Stellen die unwirklich anmutende Form „alfredschmidti“
finden, die sich deutlich von S. s.
bernadezi unterscheidet. Die Tiere zeigten sich in den verschiedensten
Färbungen von blassgelb über gräulich bis hin zu fleischfarben, teilweise
deutlich gezeichnet, teilweise komplett zeichnungslos. Jedes Individuum war
individuell gefärbt und es war eine Freude, diese spezielle Form zu betrachten.
Sie wird derzeit trotz der auffälligen optischen Unterschiede nur als Variante
von S. s. bernadezi angesehen, da ihr
Verbreitungsgebiet von dieser Unterart vollständig umschlossen wird (Speybroeck
et al. 2016). Der Goldstreifen-Salamanders blieb uns leider trotz enormer
Anstrengungen beim Erklettern eines Bachtobels weiterhin verborgen und wir
beschlossen, am kommenden Morgen einen letzten Versuch zu starten.
Von Rindern beweidete Küstenbereiche bei Llanes.
Lebensraum der Iberischen Kreuzotter an der Atlantikküste bei Llanes.
Gestreifte Iberische Kreuzotter an der Atlantikküste.
Weiteres, gestreiftes Exemplar der Iberischen Kreuzotter.
Auch die Schlingnatter (Coronella austriaca) kam im beweideten Gelände an der Atlantikküste vor.
Männchen der Westlichen Smaragdeidechse (Lacerta bilineata).
Fundstelle der Westlichen Smaragdeidechse und Lebensraum zahlreicher weiterer Reptilienarten an der Atlantikküste bei Llanes.
Sich sonnendes Pärchen von Bocages Mauereidechse (Podarcis bocagei).
Ein Männchen von Bocages Mauereidechse im Habitat.
Wintereinbruch in den Picos de Europa.
Tief eingeschnittener Bachtobel in den Picos de Europa als Habitat des Spanischen Froschs.
Der Spanische Frosch (Rana iberica) erinnert im Erscheinungsbild an andere Bachfrosch-Arten.
Dieser Spanische Frosch hat sich mit einem Sprung ins Wasser geflüchtet.
Lebensraum von Salamandra salamandra "alfredschmidti" in den Picos de Europa.
Kontrastreich gefärbte Variante von S. s. "alfredschmidti".
Seitenansicht von S. s. "alfredschmidti".
Einheitlich gelb gefärbte Färbungsvariante von S. s. "alfredschmidti".
S. s. "alfredschmidti" im Habitat.
Eine subadulte Erdkröte (Bufo bufo) als Beifang.
Die Unterart Salamandra salamandra bernadezi des Feuersalamanders.
Habitat von S. s. bernadezi in den Picos de Europa.
Umgebung von Léon - San Vitero
Da wir die kommende Woche nicht
bei Regen und Schnee verbringen wollten, beschlossen wir, uns in Richtung Süden
zu orientieren und hatten hierfür die Region um San Vitero an der
portugiesischen Grenze auserkoren. Hier sollte es wenigstens 10 °C und Sonne
geben. Die Wettervorhersage war korrekt und bei immer noch kühler, windiger,
aber zugleich sonniger Witterung suchten wir in einem beweideten, von
Lesesteinmauern durchsetzten Gelände, in dem ein Nachweis der Stülpnasenotter (Vipera
latastei) verortet war. Zuerst konnten wir nur einige
Guadarramae-Mauereidechsen (Podarcis guadarramae) und Iberische Wasserfrösche entlang eines
Baches mit Kleingewässern entdecken, bis das Wenden eines Steins eine
Überraschung für uns bereithielt: Darunter befand sich ein ausgewachsenes
Exemplar der sehr eigentümlichen Maurischen Netzwühle (Blanus cinereus), die man nicht häufig zu Gesicht bekommt. Diese bis
zu 28 cm lang werdende Doppelschleiche lebt sehr versteckt meist unterirdisch im
Boden und ernährt sich dort von verschiedenen, bodenlebenden Wirbellosen (Langer
2019). Unter einem weiteren Stein dann noch eine neue Art auf unserer Reise:
Drei sehr kleine Jungtiere der Girondischen Schlingnatter (Coronella girondica), die sich mithilfe der Bauchzeichnung leicht
von der gewöhnlichen Schlingnatter unterscheiden ließen (Speybroeck
et al. 2016).
Am folgenden Morgen war die
Witterung weiterhin kalt, aber sonnig. Wir hatten uns ein abwechslungsreiches,
von Büschen und Lesesteinmauern durchsetztes Gelände ausgesucht, das eine
artenreiche Herpetofauna versprach. Rund um San Vitero wird nahezu die gesamte
Landschaft beweidet. Um die Versorgung der Weidetiere mit Wasser während des
Sommers sicherzustellen, wurden in regelmäßigen Abständen künstliche
Wasserstellen geschaffen. Gleich in der ersten sahen wir einzelne Marmormolche (Triturus
marmoratus) und Spanische Wassermolche (Lissotriton
boscai) zum Luftholen an die Wasseroberfläche kommen. Weitab der
Wasserstellen entlang der Lesesteinmauern fanden wir ein weiteres Jungtier des
Marmormolchs und es sollte noch besser werden: Eine ausgewachsene, männliche
Perleidechse (Timon lepidus) sonnte
sich am Mauerfuß und unter Steinen fanden wir eine ausgewachsene Girondische
Schlingnatter, eine adulte Kreuzkröte (Epidalea
calamita) und eine Erdkröte. Die Perleidechse ist mit bis zu 90 cm
Gesamtlänge die größte europäische Eidechse und sowohl auf der gesamten
Iberischen Halbinsel als auch im südlichen Frankreich anzutreffen (Speybroeck
et al. 2016). Unser Suchglück blieb uns an diesem Tag weiterhin treu: Es folgten
ein leider schnell flüchtendes Exemplar der Westlichen Eidechsennatter und,
wiederum unter einem Stein verborgen, eine adulte Vipernatter. Nur das
eigentliche Objekt der Begierde, die Stülpnasenotter, blieb uns verwehrt. Am
Nachmittag erkundeten wir noch die weitere Umgebung, aber trotz einiger
interessanter Funde wie einer in Häutung befindlichen Vipernatter, einem
Jungtier der Perleidechse oder zahlreicher Iberischer Wasserfrösche erfüllte
sich die Hoffnung auf eine der am schwierigsten nachweisbaren Vipern des
europäischen Kontinents nicht. Als die Dunkelheit angebrochen war, machten wir
uns bei eisigem Wind und Temperaturen von 3 °C nochmals auf den Weg zu den
Gewässern, was uns nach vorzüglichem Abendessen in einem gemütlichen Restaurant
einige Überwindung kostete. Es sollte sich aber lohnen, denn mit Taschenlampe
und Kescher bewaffnet konnten wir einige traumhaft gefärbte Marmormolche sowie
einen männlichen Spanischen Wassermolch in einem der Gewässer fangen und genauer
betrachten. Die bis zu 16 cm großen Marmormolche ersetzen im Nordteil der
Iberischen Halbinsel und im südlichen Frankreich den bei uns heimischen
Kammmolch (Triturus cristatus) (Speybroeck
et al. 2016). Als in einem Kleingewässer aufgrund des Scheins der Taschenlampen
mehrere Grünfrösche abtauchten, fiel uns noch ein etwas anders gefärbtes
Exemplar auf und tatsächlich, es handelte sich um einen Iberischen
Scheibenzüngler! Das waren besondere Eindrücke, die uns für kurze Zeit die
eisigen Temperaturen vergessen ließen. An einem weiteren Kleingewässer hatten
wir dann keinen Erfolg mehr - keine Molche, keine Frösche, nichts! Ganz zum
Schluss dann des Rätsels Lösung: Am Gewäserrand lauerte ein Hecht auf Beute, die
Amphibien hatten er und seine Artgenossen wohl bereits erfolgreich verspeist.
Der nächste Morgen zeigte sich
wie die Tage zuvor - kalt, aber sonnig. Da wir im Flachland bisher kein Glück
mit der Suche nach der Stülpnasenotter gehabt hatten, fuhren wir etwas in die
Berge hinein, wo es diese Art nach Meinung der Einheimischen noch geben sollte.
Beim ausgewählten Habitat handelte es sich um Blockschutthalden, die wir in
guter Erinnerung in Verbindung mit Vipern hielten - sei es im Südschwarzwald
(Aspisviper) oder im Etschtal in Südtirol (Hornotter). Die Sonne musste erst
ihren Weg auf die westexponierten Halden suchen und wir scannten bestimmt zwei
Stunden lang erfolglos alle Ecken und Winkel der Blockhalde ab. Am unteren Ende
der Halde versuchten wir uns gerade einen Weg durch das dichte Gestrüpp zu
bahnen, um weitere Schuttbereiche abzusuchen, als sich plötzlich im Schatten ein
Zick-Zack-Band aus der Umgebung heraus schälte. Endlich hatten wir auch diese
versteckt lebende Viper gefunden, dazu noch ein stattliches Männchen, das beim
Fang in höchster Erregung seine Hemipenes ausstülpte. Die Stülpnasenotter kann
bis zu 70 cm Länge erreichen und besiedelt neben großen Teilen der Iberischen
Halbinsel auch Teile Nordafrikas. Auf der Iberischen Halbinsel treten zwei
Unterarten auf: Im Nordteil ist die Nominatform verbreitet, während im Südteil
die kontrastreich gezeichnete Unterart V. l. gaditana lebt (Speybroeck
et al. 2016). Bei den Populationen bei San Vitero handelt es sich um die
Nominatform. Nach ausgiebiger Fotosession suchten wir voller Motivation weiter,
aber es sollte tatsächlich das einzige Exemplar an diesem Tag bleiben. Zum
Nachmittag hin verschlechterte sich die Witterung weiter und es begann
tatsächlich, zu schneien.
Offene Macchia-Landschaft in der Umgebung von Leon.
Lebensraum der Maurischen Netzwühle in der Region bei San Vitero.
Die eigentümliche Maurische Netzwühle (Blanus cinereus).
Die Maurische Netzwühle hat sich um den Finger gewunden.
Aufsicht auf ein Jungtier der Girondischen Schlingnatter (Coronella girondica).
Sich sonnende Guadarramae-Mauereidechse (Podarcis guadarramae).
Sich sonnendes Männchen der Guadarramae-Mauereidechse.
Auf solchen Felsen war die Guadarramae-Mauereidechse anzutreffen.
Strukturreiches Kulturland bei San Vitero; Lebensraum zahlreicher Reptilien- und Amphibienarten.
Adulte Vipernatter (Natrix maura) am Ufer eines Gewässers bei San Vitero.
Adultes Exemplar der Girondischen Schlingnatter.
Adultes Männchen der Perleidechse (Timon lepidus).
Perleidechse im frühlingshaften Habitat.
Letztjähriges Jungtier der Perleidechse.
Junge Perleidechse im Habitat.
Adultes Exemplar der Kreuzkröte (Epidalea calamita).
Portrait der Kreuzkröte.
Zwei adulte Iberische Wasserfrösche (Pelophylax perezi).
Nachts an den Kleingewässern unterwegs: Der Iberische Scheibenzüngler (Discoglossus galganoi).
Männlicher Marmormolch (Triturus marmoratus) in Paarungstracht im Wasser.
Juveniles Exemplar des Marmormolchs an Land.
Männchen des Spanischen Wassermolchs (Lissotriton boscai).
Reproduktionsgewässer von Marmormolch, Spanischem Wassermolch und Iberischem Scheibenzüngler.
Habitat der Stülpnasenotter (Vipera latastei) im bergigen Hinterland von San Vitero.
Weiterer Habitatausschnitt der Stülpnasenotter bei San Vitero.
Kapitales Exemplar der Stülpnasenotter.
Im vorjährigen Laub ist die Stülpnasenotter gut getarnt.
Portrait der Stülpnasenotter.
Stülpnasenotter im Habitat.
Am zweiten Begehungstag nach Schneefall nachgewiesenes Exemplar der Stülpnasenotter.
Burgos
Unsere Reise näherte sich nun
langsam dem Ende und wir übernachteten in nördlicher Richtung in
Vitoria-Gasteiz, um an unserem letzten Suchtag nördlich von Burgos in der
Hybridzone von Aspisviper und Stülpnasenotter unser Glück zu versuchen. Vor
traumhafter Kulisse suchten wir vom frühen Morgen an, während die Nordhänge noch
mit einer dünnen Schneedecke überzogen waren. Es brauchte nicht lange und wir
konnten in einer windgeschützten Nische zwei Exemplare finden, die wir einmal
der Aspisviper zuordnen und einmal als Hybriden zwischen Aspisviper und
Stülpnasenotter einschätzen würden. Und die Nische hielt noch eine weitere
Überraschung für uns bereit: Ein traumhaftes Männchen der Iberischen
Smargdeidechse (Lacerta schreiberi),
die uns bisher verborgen geblieben war. Die bis zu 40 cm lange Iberische
Smaragdeidechse kommt ausschließlich auf der Iberischen Halbinsel und hier vor
allem im nördlichen Teil vor. Hier ersetzt sie die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta
bilineata), die die Iberische Halbinsel nur im äußersten Norden erreicht (Speybroeck
et al. 2016). Wir setzten unsere Suche den ganzen Tag über fort, aber es sollten
keine weiteren Vipern mehr zum Vorschein gefunden. Offenbar waren die Tiere in
dieser vergleichsweise kalten Region noch nicht richtig aktiv. Wenige weitere
Iberische Smaragdeidechsen und eine Westliche Erzschleiche blieben daher unsere
einzigen Funde.
Am Abend fuhren wir weiter in Richtung Bilbao. Am
nächsten Morgen machten wir einen letzten Check in einem Habitat der Iberischen
Kreuzotter in der Nähe des Flughafens, der aber nicht von Erfolg gekrönt war und
danach ging bereits um die Mittagszeit unser Flieger zurück nach Stuttgart.
Landschaft bei Burgos; Lebensraum von Aspisvipern und Stülpnasenottern.
Eher an die Aspisviper (Vipera aspis) erinnerndes Individuum bei Burgos.
Obiges Exemplar im Habitat.
Möglicher Hybride zwischen Aspisviper und Stülpnasenotter bei Burgos.
Der Hybride im Habitat.
Sich sonnendes Männchen der Iberischen Smaragdeidechse (Lacerta schreiberi).
Diese Mauernische beherbergte zwei Vipern und ein Männchen der Iberischen Smaragdeidechse.
Fazit
Artenliste
Deutscher Name |
Wissenschaftlicher Name |
Unterart |
Anzahl |
Feuersalamander |
Salamandra salamandra |
bernadezi |
30 |
Fadenmolch |
Lissotriton helveticus |
|
8 |
Spanischer Wassermolch |
Lissotriton boscai |
|
3 |
Marmormolch |
Triturus marmoratus |
|
14 |
Geburtshelferkröte |
Alytes obstetricans |
almogavarii |
3 |
Iberischer Scheibenzüngler |
Discoglossus galganoi |
galganoi |
1 |
Mittelmeer-Erdkröte |
Bufo spinosus |
|
17 |
Kreuzkröte |
Epidalea calamita |
|
1 |
Grasfrosch |
Rana temporaria |
temporaria |
1.500 L |
Spanischer Frosch |
Rana iberica |
|
1 |
Iberischer Wasserfrosch |
Pelophylax perezi |
|
100 |
Westiberischer Sandläufer |
Psammodromus
occidentalis |
|
3 |
Perleidechse |
Timon lepidus |
|
2 |
Westliche Smaragdeidechse |
Lacerta bilineata |
|
9 |
Iberische Smaragdeidechse |
Lacerta schreiberi |
|
3 |
Mauereidechse
|
Podarcis muralis |
brogniardii |
32 |
Guadarrama-Mauereidechse |
Podarcis guadarramae |
|
10 |
Bocages Mauereidechse |
Podarcis bocagei |
|
2 |
Waldeidechse |
Zootoca vivipara |
louislantzi |
7 |
Westliche Erzschleiche |
Chalcides striatus |
|
10 |
Blindschleiche |
Anguis fragilis |
|
15 |
Maurische Netzwühle |
Blanus cinereus |
|
1 |
Schlingnatter |
Coronella austriaca |
acutirostris |
1 |
Girondische Schlingnatter |
Coronella girondica |
|
4 |
Vipernatter |
Natrix maura |
|
2 |
Westliche Eidechsennatter |
Malpolon monspessulanus |
|
2 |
Iberische Kreuzotter |
Vipera seoanei |
seoanei |
12 |
Aspisviper |
Vipera aspis |
aspis |
1 |
Stülpnasenotter |
Vipera latastei |
latastei |
3 |
Artenzahl |
|
29 |
Literatur
Langner, C. (2019): Die Gattung
Blanus - Doppelschleichen in Europa
und rund ums Mittelmeer.
- elaphe 2019 (6): 22-27.
Speybroeck, J., Beukema, W.,
Bok, B. & J. van der Voort (2016): Field
Guide to the Amphibians and Reptiles of Britain and Europe. - Bloomsbury, 432 S.