Lacerta bilineata (Westliche Smaragdeidechse) (Daudin, 1802)

Verbreitung in Deutschland: Heutzutage ist Lacerta bilineata in Deutschland nur noch in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg anzutreffen. Die ehemaligen Populationen in Hessen sind etwa Mitte des 19. Jahrhunderts erloschen. In Rheinland-Pfalz ist die Art im Mosel- und Nahetal sowie am Mittelrhein verbreitet (Online). Zusammen mit den baden-württembergischen und elsässischen Vorkommen bilden diese Populationen den Vorposten der nord-östlichen Arealgrenze (Fritz & Sowig 2007). Im Osten Deutschlands (Brandenburg, Bayern) ist die Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) anzutreffen. Eine Studie stellt die Smaragdeidechsen des Kaiserstuhls ebenfalls zu L. viridis und vermuten einen allochthonen Ursprung dieser Vorkommen (Joger et al. 2006). Allerdings weisen vor allem die Jungtiere der Kaiserstuhl-Smaragdeidechsen eindeutige morphologische Merkmale von L. bilineata auf. Wahrscheinlich wurden am Kaiserstuhl, neben der dort autochthon vorkommenden L. bilineata, Smaragdeidechsen aus dem östlichen Europa ausgesetzt. Neuere Studien belegen die genetische Zugehörigkeit zur Westlichen Smaragdeidechse (Laufer & Waitzmann 2022). Bundesweit gilt die Westliche Smaragdeidechse als stark gefährdet (Kühnel et al. 2009).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Mittlerweile ist die Westliche Smaragdeidechse autochthon nur noch am Kaiserstuhl und südlich bis zum Tuniberg anzutreffen. Die ehemaligen Vorkommen weiter südlich in der südlichen Oberrheinebene bis nach Basel gelten als erloschen (Fritz & Sowig 2007). Außerdem existieren allochthone Populationen im Albvorland (Spitzberg bei Rottenburg-Wurmlingen) und im Neckartal (Stuttgart-Heslach) (Quetz 2002). Am Spitzberg wurden Westliche Smaragdeidechsen bereits im 19. Jahrhundert ausgesetzt und konnten sich mindestens 15 Jahre lang halten. Danach wurden über ein Jahrhundert lang keine gesicherten Nachweise mehr bekannt, weshalb davon auszugehen ist, dass die Art zwischenzeitlich wieder erloschen war. Erst seit Beginn der 2000er-Jahre mehren sich die Nachweise, die auf neuerliche Aussetzungen zurückzuführen sind. Die dortige Population dürfte aktuell mindestens mehrere hundert Individuen umfassen (Haelke 2021).

Habitatansprüche: L. bilineata benötigt offene, besonnte und gleichzeitig struktur- und krautschichtreiche Xerotherm-Standorte. Diese findet sie in den südexponierten Weinbergshängen des Kaiserstuhls sowie in den häufig angrenzenden Magerrasen und -brachen. Außerdem kann die Westliche Smaragdeidechse an xerothermen Wald- und Wegsäumen sowie an Böschungen angetroffen werden (Fritz & Sowig 2007). Ihre in Mitteleuropa auf Wärmeinseln beschränkte Verbreitung ist ein Indikator für die extreme Wärmeliebe der Art. In Südeuropa besiedelt L. bilineata ein deutlich größeres Spektrum an Lebensräumen.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Stark gefährdet (Laufer & Waitzmann 2022). Die Westliche Smaragdeidechse ist in Baden-Württemberg stark gefährdet, da sie aktuell nur noch lokal am Kaiserstuhl und Tuniberg verbreitet ist. Auch in diesen Gebieten ist die Art durch Rebumlegungen einerseits und durch Verbuschung andererseits gefährdet. Weiterhin sorgen Pestizid- und Nährstoffeinträge für eine Beeinträchtigung der Lebensbedingungen. Die Westliche Smaragdeidechse genießt europäischen Schutzstatus durch Listung im Anhang IV der FFH-Richtlinie. Das Land Baden-Württemberg ist in hohem Maße für die Erhaltung der Art in Deutschland verantwortlich. Zum Schutz von L. bilineata müssen die Weinberge, Großböschungen und Magerrasen des Kaiserstuhls weiterhin extensiv bewirtschaftet werden und es muss auf eine hohe Konnektivität der Habitate untereinander geachtet werden.

Eignung als Indikatorart: L. bilineata kann als Indikator strukturreicher, xerothermer Hanglagen in wärmebegünstigtem Regionalklima gelten.

Bestimmung: Größte einheimische Eidechse, die durch ihre schlanke Gestalt und ihre schnelle Fortbewegungsweise auffällt. Zauneidechsen (Lacerta agilis) können teilweise etwas ähnlich gefärbt sein, bleiben aber kleiner und sind plumper. Außerdem fehlt ihnen die Blaufärbung der Kehle. Auch die Jungtiere von L. bilineata sind deutlich agiler und langschwänziger als die der Zauneidechsen.

Quellen für diese Seite:

Fritz, K. & P. Sowig (2007): Westliche Smaragdeidechse - Lacerta bilineata (Daudin, 1802). In: Laufer, H.; Fritz, K. & P. Sowig (Hrsg.): Die Reptilien und Amphibien Baden-Württembergs. Ulmer Verlag (Stuttgart), 559-576.

Haelke, J. (2021): Smaragdeidechsen am Spitzberg bei Tübingen - Verbreitung, Populationsdichte und genetische Herkunft. - Masterarbeit an der PH Karlsruhe, 82 S.

Joger, U.; Guicking, D.; Kalyabina-Hauf, S.; Lenk, P.; Nagy, Z. T. & M. Wink (2006): Phylogeographie, Artbildung und postpleistozäne Einwanderung mitteleuropäischer Reptilien. - In: Schlüpmann, M. & H.-K. Nettmann (Hrsg.): Areale und Verbreitungsmuster. Genese und Analyse. Festschrift für Prof. Dr. Reiner Feldmann. - Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 10, Laurenti-Verlag (Bielefeld), 29-59.

Kühnel, K.-D.; Geiger, A.; Laufer, H.; Podloucky, R. & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Deutschlands [Stand Dezember 2008]. In: Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; Binot-Hafke, M.; Otto, C. & A. Pauly (Red.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz: Naturschutz und biologische Vielfalt 70 (1).

Laufer, H. & M. Waitzmann (2020): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. 4. Fassung. Stand 31.12.2020. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 16.

Quetz, P.-C. (2002): Die Amphibien und Reptilien in Stuttgart - Verbreitung, Gefährdung und Schutz. - Schriftenreihe des Amtes für Umweltschutz Stuttgart 1, 296 S.

 

Männliche Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) am Kaiserstuhl (NSG Haselschacher Buck), September 2010.

 

Weiteres Männchen der Westlichen Smaragdeidechse am Kaiserstuhl (NSG Badberg), April 2011.

 

Weibchen von L. bilineata im Albvorland (Rottenburg-Wurmlingen), Mai 2020.

 

Sich sonnendes Weibchen von L. bilineata in einer Weinbergsmauer im Albvorland (Wurmlingen), Mai 2020.

 

Sich sonnende und ruhende Westliche Smaragdeidechse im Albvorland (Wurmlingen), Mai 2020.

 

Portrait eines Männchens am Kaiserstuhl (NSG Badberg), April 2011.

 

Weiteres Portrait eines Männchens der Westlichen Smaragdeidechse im Albvorland (Rottenburg-Wurmlingen), März 2016.

 

Portrait eines Männchens in Paarungsfärbung im Albvorland (Wurmlingen), Mai 2020.

 

Jungtier von L. bilineata an einer Böschung am Kaiserstuhl (NSG Haselschacher Buck), Mai 2010.

 

Jungtier der Westlichen Smaragdeidechse nach der ersten Überwinterung im Albvorland (Wurmlingen), Mai 2020.

 

Böschung am Wegesrand im Kaiserstuhl (NSG Haselschacher Buck), hier ist L. bilineata anzutreffen.

 

Lebensraum der Westlichen Smaragdeidechse im Albvorland (Rottenburg-Wurmlingen); extensiv bewirtschaftete Weinberge, Böschungen und Brachen.

 

Schematische Verbreitung von L. bilineata in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

 

Natrix natrix, Zamenis longissimus, Coronella austriaca, Vipera berus, Vipera aspis, Anguis fragilis, Zootoca vivipara, Lacerta agilis, Podarcis muralis, Emys orbicularis                                                       

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