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Reptilien

In Baden-Württemberg sind elf der 13 in Deutschland heimischen Reptilienarten anzutreffen. Es fehlen mit der in Brandenburg und im östlichen Bayern beheimateten Östlichen Smaragdeidechse (Lacerta viridis) und mit der in Rheinland-Pfalz vorkommenden Würfelnatter (Natrix tessellata) zwei Arten. Mit Östlicher Ringelnatter (Natrix natrix), Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica), Schlingnatter (Coronella austriaca), Äskulapnatter (Zamenis longissimus), Kreuzotter (Vipera berus) und Aspisviper (Vipera aspis) kommen aktuell sechs Schlangenarten in Baden-Württemberg vor. Ringelnattern sind in Baden-Württemberg weit verbreitet, nur in den Hochlagen des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb treten sie zurück. Auch die Schlingnatter ist noch weit verbreitet, fehlt aber beispielsweise in Oberschwaben. Die Kreuzotter ist auf die höheren Lagen beschränkt und besiedelt den Schwarzwald, die Schwäbische Alb sowie die Moore Oberschwabens. Die Art ist vor allem in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen der Schwäbischen Alb stark rückläufig. Die Äskulapnatter kommt nur im äußersten Norden Baden-Württembergs vor, von wo sich ihr Reliktvorkommen nach Hessen fortsetzt. Ebenso reliktär ist das Vorkommen der Aspisviper auf Geröllhalden im Südschwarzwald. Die beiden letztgenannten Arten sind aufgrund ihrer kleinräumigen Vorkommen in Baden-Württemberg stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. Die einzige einheimische Schildkrötenart, die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), besitzt möglicherweise autochthone Vorkommen im NSG Pfrunger-Burgweiler Ried in Oberschwaben. Alle anderen baden-württembergischen Bestände gehen wohl auf Aussetzungen südeuropäischer Tiere zurück. Unter den Eidechsen finden sich in Baden-Württemberg vier einheimische Arten. Weit verbreitet sind Waldeidechse (Zootoca vivipara) und Zauneidechse (Lacerta agilis). Während die Waldeidechse die kühlen, montanen Lagen bevorzugt, findet man die Zauneidechse häufig in eher warmer, klimatisch günstiger Umgebung. Die Mauereidechse (Podarcis muralis) besiedelt ausschließlich wärmebegünstigte Lagen vor allem entlang des Oberrheins und in den Weinbergen des Kraichgaus. Zudem wurde die Art in weiteren Städten (z. B. Tübingen, Stuttgart) ausgesetzt oder verdriftet, hier halten sich bis heute große Bestände in Weinbergslagen und entlang von Bahngleisanlagen. Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) kommt autochthon nur am Kaiserstuhl vor, ihre Populationen sind durch das klimatisch bedingte, kleinräumig besiedelte Areal stark gefährdet. Ebenfalls zu den Echsen gehört außerdem die weit verbreitete Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis).

Rote Liste der Reptilien Baden-Württembergs (Stand 2022 nach Laufer & Waitzmann):

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BW 2022 RL BW 1998 RL D 2020 FFH-Richtlinie
Emys orbicularis Europäische Sumpfschildkröte 1 (!) 1 1 (!) II, IV
Anguis fragilis Blindschleiche * * * ! -
Zootoca vivipara Waldeidechse * * V -
Lacerta agilis Zauneidechse 3 V V IV
Lacerta bilineata Westliche Smaragdeidechse 2 ! 1! 2 (!) IV
Podarcis muralis Mauereidechse D !! 2 V (!) IV
Zamenis longissimus Äskulapnatter 2 (!) 1! 2 (!) IV
Natrix natrix Östliche Ringelnatter V 3 3 -
Natrix helvetica Barren-Ringelnatter V - - -
Coronella austriaca Schlingnatter 3 ! 3 3 IV
Vipera berus Kreuzotter 2 2 2 -
Vipera aspis Aspisviper 1 !! 1! 1 -

Zeichenerklärung: RL BW (Rote Liste Baden-Württembergs), RL D (Rote Liste Deutschlands nach Rote Liste Zentrum 2020):

Gefährdung: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, D = Daten unzureichend, G = Gefährdung in unbekanntem Ausmaß, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, (!) = in besonders hohem Maße verantwortlich für isolierte Vorposten, ! = in hohem Maße verantwortlich, !! = in besonders hohem Maße verantwortlich, R= extrem selten. ZAK (Zielartenkonzept nach Laufer 2006): N = Naturraumart, LB = Landesart Gruppe B, LA = Landesart Gruppe, - = nicht gelistet. FFH-Richtlinie (nach LUBW 2008): Anhänge II und IV.

 

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige autochthone Schildkrötenart Deutschlands.

 

Die Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis) ist noch häufig, man bekommt sie allerdings aufgrund ihrer versteckten Lebensweise selten zu Gesicht.

 

Die Waldeidechse (Zootoca vivipara) ist in weiten Teilen ihres riesigen Verbreitungsgebietes ovovivipar, bringt also lebende Jungtiere zu Welt.

 

 Eine der schönsten Eidechsen Mitteleuropas ist die Zauneidechse (Lacerta agilis), die in Baden-Württemberg zwar noch relativ weit verbreitet, jedoch beständig rückläufig ist.

 

Beeindruckend sind die smaragd-grün gefärbten Männchen der Westlichen Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), die in Baden-Württemberg vor allem noch am Kaiserstuhl anzutreffen ist.

 

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist vor allem in den warmen Regionen Baden-Württembergs verbreitet und bevorzugt hier Weinberge und trockene Brachen als Lebensraum.

 

Die Äskulapnatter (Zamenis longissimus) ist in Baden-Württemberg auf die Grenzregion zu Hessen beschränkt und gilt als stark gefährdet.

 

Die Östliche Ringelnatter (Natrix natrix) ist in Baden-Württemberg weit verbreitet, zwischenzeitlich werden zwei Arten von Ringelnattern unterschieden.

 

Die gefährdete Schlingnatter (Coronella austriaca) ist häufig in Weinbergen mit Legesteinmauern zu finden.

 

Die Kreuzotter (Vipera berus) ist in Baden-Württemberg noch im Schwarzwald, auf der Alb und in Oberschwaben anzutreffen, sie gilt jedoch als stark gefährdet.

 

Die Aspisviper (Vipera aspis) kommt in Deutschland ausschließlich in Baden-Württemberg und hier im Südschwarzwald vor.

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