Natrix natrix (Östliche Ringelnatter) (Linnaeus, 1758) und Natrix helvetica (Barrenringelnatter) (Lacépède, 1789)

Verbreitung in Deutschland: Ringelnattern sind in ganz Deutschland verbreitet und in fast allen Regionen anzutreffen (Waitzmann & Sowig 2007). Größere Verbreitungslücken existieren in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt vor allem im Bereich der norddeutschen Tiefebene (Online). Bundesweit wird die Östliche Ringelnatter als gefährdet geführt, während für die Barrenringelnatter noch keine Einstufung erfolgte (Rote-Liste-Gremium Reptilien und Amphibien 2020).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Prinzipiell können Ringelnattern in ganz Baden-Württemberg angetroffen werden. Größere, teilweise möglicherweise erfassungsbedingte Verbreitungslücken existieren im nördlichen Oberschwaben, auf der Schwäbischen Alb und in Bereichen der Oberen Gäue und des Schwarzwaldes. Verbreitungszentren sind die eher warmen Regionen des Bodenseebeckens, der Oberrheinebene, des Albvorlandes und der Keuperwaldberge. In Baden-Württemberg kommen die ehemals als zwei Unterarten der Ringelnatter beschriebenen Taxa N. natrix und N. helvetica vor. Letztere ist in der Oberrheinebene und im Schwarzwald beheimatet, während erstere die Regionen östlich des Schwarzwaldes besiedelt (Waitzmann & Sowig 2007). Nach neuesten Erkenntnissen genetischer Untersuchungen werden diese Unterarten nun als eigenständige Arten N. natrix und N. helvetica aufgefasst (Kindler et al. 2017).

Habitatansprüche: Ringelnattern waren ehemals Arten der natürlichen Flussauen. Heutzutage sind sie am häufigsten in naturnahen Feuchtgebieten mit besonnten Gewässern, extensiv genutzten Feuchtwiesen sowie in Nieder- oder Hochmooren anzutreffen. Daneben besiedeln Ringelnattern auch Sekundärlebensräume wie Kiesgruben oder Steinbrüche. Sie können auch in völlig trockenen und deutlich von Gewässern entfernten Habitaten wie etwa Halbtrockenrasen und Wacholderheiden auftreten (Waitzmann & Sowig 2007).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Vorwarnliste (Laufer & Waitzmann 2022). Ringelnattern stehen in Baden-Württemberg auf der Vorwarnliste, weil ihre Lebensräume durch intensivierte Nutzung (Landwirtschaft, Freizeitnutzung, Verkehr), Entwässerung und Grundwasserabsenkung verloren gehen. Viele Vorkommen werden dadurch isoliert. Zum Schutz der Arten sollte auf Rekultivierungsmaßnahmen von Materialentnahmestellen verzichtet werden, Fließgewässer sollten nicht mehr reguliert werden und, am wichtigsten, es muss ein Biotopverbundnetz geschaffen werden, das die vereinzelten Vorkommen der Ringelnattern miteinander verbindet. Die Neuanlage von Stillgewässern fördert die Arten sowie Amphibien als ihre wichtigsten Beutetiere. Auch durch Wiedervernässungen können sehr gute Lebensräume für Ringelnattern entwickelt werden.

Eignung als Indikatorart: Ringelnattern können als Indikator für extensiv genutzte Feuchtgebiete gelten.

Bestimmung: Aufgrund der halbmondartigen, gelben Flecken am Kopf sind Ringelnattern gut zu identifizieren. Allein Jungtiere der Äskulapnatter (Zamenis longissimus) verfügen über eine ähnliche Gelbfärbung, ihr Körper ist jedoch komplett anders gefärbt. Barrenringelnattern besitzen eine feine Fleckung des Körpers, die bei N. natrix deutlich reduziert ist oder komplett fehlt. Es existieren allerdings in der Übergangszone auch intermediäre Exemplare.

Quellen für diese Seite:

Kindler, C.; Chèvre, M.; Ursenbacher, S.; Böhme, W.; Hille, A.; Jablonski, D.; Vamberger, M. & U. Fritz (2017): Hybridization patterns in two contact zones of grass snakes reveal a new Central European snake species. - Nature Scientific Reports 7: 7378 (12 S.).

Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3): 64 S.

Waitzmann, M. & P. Sowig (2007): Ringelnatter - Natrix natrix (Linnaeus, 1758). In: Laufer, H.; Fritz, K. & P. Sowig (Hrsg.): Die Reptilien und Amphibien Baden-Württembergs. Ulmer Verlag (Stuttgart), 667-686.

 

Jungtier der Östlichen Ringelnatter (Natrix natrix) aus Oberschwaben (Altusried), September 2007.

 

Jungtier der Barrenringelnatter (Natrix helvetica) am nördlichen Oberrhein (Malsch), Juli 2013.

 

Adulte Östliche Ringelnatter unter einem Reptilien-Blech im Albvorland (NSG Schaichtal), Mai 2008.

 

Semiadulte Östliche Ringelnatter aus einer Kiesgrube in Oberschwaben (Baltringen), April 2009.

 

Kurz vor der Häutung stehende N. natrix an einem Waldgewässer im Albvorland (NSG Schaichtal), Juli 2008.

 

Totstellreflex der Östlichen Ringelnatter in Oberschwaben (Baltringen), April 2009.

 

Kiesgrube in Oberschwaben (Baltringen), Lebensraum der Östlichen Ringelnatter.

 

Weiteres Habitat der Östlichen Ringelnatter im württembergischen Allgäu (Kißlegg); ein Weiher in einem ehemaligen Torfstichgebiet mit besonnten Gewässerufern.

 

Schematische Verbreitung von Ringelnattern in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

 

Zamenis longissimus, Coronella austriaca, Vipera berus, Vipera aspis, Anguis fragilis, Zootoca vivipara, Lacerta agilis, Lacerta bilineata, Podarcis muralis, Emys orbicularis                                                

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