Zootoca vivipara (Waldeidechse) (Jacquin, 1787)

Verbreitung in Deutschland: Zootoca vivipara ist in ganz Deutschland verbreitet. In Norddeutschland ist die Art auch im Tiefland, etwa in der Norddeutschen Tiefebene anzutreffen. Im Süden Deutschlands ist die Waldeidechse in höheren Lagen deutlich häufiger als in der Ebene (Boschert & Lehnert 2007). Größere Verbreitungslücken bestehen in Teilen Brandenburgs, in Sachsen-Anhalt sowie in großen Bereichen von Rheinland-Pfalz, des Saarlandes und Bayerns, wobei es sich teilweise auch um Erfassungsdefizite handeln könnte (Online). Bundesweit wird die Waldeidechse auf der Vorwarnliste geführt (Rote-Liste-Gremium Reptilien und Amphibien 2020).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Größere Verbreitungslücken bestehen in der südlichen und nördlichen Oberrheinebene, im Kraichgau sowie im Tauberland. Auch im Albvorland fehlen bereichsweise aktuelle Nachweise. Mit großer Stetigkeit tritt die Waldeidechse in höheren Lagen im Schwarzwald, im Schönbuch, auf der Schwäbischen Alb, in den Keuperwaldbergen, im Odenwald und in Teilen Oberschwabens mit württembergischem Allgäu auf (Boschert & Lehnert 2007).

Habitatansprüche: Z. vivipara besiedelt bevorzugt feuchtere, aber bereichsweise besonnte Offenstellen im Wald. Dies sind Kahlschläge, Waldschneisen, Wald- und Wegränder sowie Lichtungen. Besonders charakteristisch sind bodenfeuchte Sukzessionsflächen mit Streuauflage und besonnt liegendem Totholz. In Oberschwaben und im Schwarzwald ist die Art charakteristisch für offene Hochmoorkomplexe. In den höheren und kühleren Lagen (Schwäbische Alb, Schwarzwald) ist die Bindung an Waldhabitate weniger stark ausgeprägt, die Art kann hier auch in unterschiedlichen Offenlandlebensräumen (z. B. Wacholderheiden, Heckenstrukturen, Weidfelder) angetroffen werden. Aufgrund ihrer Anpassung an feucht-kühle Regionen ist die Waldeidechse lebendgebärend (Boschert & Lehnert 2007).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Ungefährdet (Laufer & Waitzmann 2022). Die Waldeidechse ist noch weit verbreitet und in den waldreichen, montanen Lagen Baden-Württembergs häufig. Allerdings gehen auch die Bestände dieser Art durch den "naturnahen Waldbau" und den damit einhergehenden Verlust von lichten Offenstellen innerhalb des Waldes und am Waldrand zurück. Auch könnten klimatische Veränderungen in den tieferen und warmen Lagen für weitere Rückgänge sorgen. Zum Schutz von Z. vivipara müssen die Wälder wieder lichter und strukturreicher gestaltet werden. Hierzu zählt die Zulassung von Kahlhieben sowie die Anlage breiter und strukturreicher Waldinnen- und -außenränder. Diese können mit Strukturelementen wie Stein- und Totholzhäufen weiter aufgewertet werden. In teilentwässerten Hochmooren ist die Offenhaltung der Standorte durch Gehölzentnahme zu gewährleisten.

Eignung als Indikatorart: Z. vivipara kann als Indikator lichter, bodenfeuchter Offenbereiche in Waldesnähe gelten.

Bestimmung: Gerade weibliche Waldeidechsen und Mauereidechsen (Podarcis muralis) können sich sehr ähnlich sehen, kommen jedoch nur selten syntop vor. Der Körperbau der Waldeidechsen ist plumper, der Schwanz kürzer und der Kopf deutlich abgerundeter als der der Mauereidechse.

Quellen für diese Seite:

Bochert, M. & M. Lehnert (2007): Waldeidechse - Zootoca vivipara (Jacquin, 1787). In: Laufer, H.; Fritz, K. & P. Sowig (Hrsg.): Die Reptilien und Amphibien Baden-Württembergs. Ulmer Verlag (Stuttgart), 603-618.

Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3): 64 S.

Laufer, H. & M. Waitzmann (2020): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. 4. Fassung. Stand 31.12.2020. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 16.

 

Waldeidechse (Zootoca vivipara) aus Oberschwaben (Altusried), September 2007.

 

Weibliche Waldeidechse mit Regeneratschwanz auf der Schwäbischen Alb (Eglingen), Juni 2016.

 

Weitere weibliche Waldeidechse aus dem südlichen Schwarzwald (Titisee-Neustadt), Mai 2013.

 

Aufsicht auf ein Tier im Südschwarzwald (Titisee-Neustadt), Mai 2013.

 

Melanistisches, trächtiges Weibchen der Waldeidechse auf der Südwestalb (Truppenübungsplatz Heuberg), Juli 2019.

 

Subadulte Waldeidechse in einem Zwischenmoor in Oberschwaben (NSG Dornacher Ried), Mai 2016.

 

Jungtier der Waldeidechse im Schwarzwald (Kaltenbronn), August 2007.

 

Portrait der Waldeidechse auf der Schwäbischen Alb (Eglingen), man beachte die Zecken am Beinansatz, Juni 2016.

 

Habitat der Waldeidechse im Südschwarzwald (Titisee-Neustadt) - ein mit zahlreichen Gehölzresten bestückter Bahndamm.

 

Charakteristischer Lebensraum der Waldeidechse im Albvorland (Bebenhausen), strukturreiche Offenflächen innerhalb des Schönbuchs.

 

Südexponierter Saum an einem Waldwegrand im Albvorland (Bebenhausen), März 2018.

 

Saumbereiche und junge Brachen am Rande einer Wacholderheide als Lebensraum der Waldeidechse auf der Schwäbischen Alb (Albstadt).

 

Schematische Verbreitung von Z. vivipara in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

 

Natrix natrix, Zamenis longissimus, Coronella austriaca, Vipera berus, Vipera aspis, Anguis fragilis, Lacerta agilis, Lacerta bilineata, Podarcis muralis, Emys orbicularis                                                       

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