Amphibien
In Baden-Württemberg kommen aktuell 19 der 21 in Deutschland heimischen Amphibienarten vor. Es fehlen nur die in Ostdeutschland beheimatete Rotbauchunke (Bombina bombina) und der in Bayern wahrscheinlich künstlich angesiedelte Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex). Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) lebt bevorzugt in Laubwäldern mit einer gewissen Hangneigung, in denen klare und saubere Klingenbäche die Habitate für die Larven darstellen. Die zweite Salamanderart Baden-Württembergs ist der Alpensalamander (Salamandra atra), der allerdings nur im äußersten Südosten im Allgäu (Raum Isny) vorkommt. Eine Besonderheit des Alpensalamanders und eine Anpassung an größere Höhenlagen ist die Viviparie (Geburt voll entwickelter Jungtiere). Unter den Molchen treten in Baden-Württemberg vier Arten auf. Von diesen sind vor allem Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) und Teichmolch (Lissotriton vulgaris) weit verbreitet und meist häufig. Der Fadenmolch (Lissotriton helveticus) ist eher auf die westlichen Teile Baden-Württembergs beschränkt, in seinen Vorkommensgebieten aber meist ebenfalls häufig. Die seltenste einheimische Molchart ist der ehemals weit verbreitete, mittlerweile jedoch stark gefährdete Kammmolch (Triturus cristatus). Die Krötenartigen treten in Baden-Württemberg mit Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans), Gelbbauchunke (Bombina variegata), Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), Erdkröte (Bufo bufo), Wechselkröte (Bufotes viridis) und Kreuzkröte (Epidalea calamita) mit sechs Arten in Erscheinung. Bis auf die häufige und weit verbreitete Erdkröte sind alle anderen Arten in Baden-Württemberg stark gefährdet. Die Geburtshelferkröte erleidet im Süd-Schwarzwald Bestandseinbußen durch Verinselung der Habitate, Fischbesatz und Mangel an geeigneten Reproduktionsgewässern. Die Gelbbauchunke ist auf kleine, besonnte Temporärgewässer angewiesen, die in unserer Kulturlandschaft immer mehr verschwinden. Die Knoblauchkröte ist in der Kulturlandschaft der Oberrheinebene durch Grundwasserabsenkung und ausbleibende Frühjahreshochwasser stark gefährdet. Wechsel- und Kreuzkröte haben durch Begradigung der Flussauen ihre natürlichen Lebensräume weitgehend verloren und sind auf anthropogen geprägte Sekundärlebensräume wie Kiesgruben oder Steinbrüche angewiesen. Mit sieben Art sind in Baden-Württemberg auch die Froschlurche zahlreich vertreten. Der ehemals als "Dorffrosch" bekannte Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist mittlerweile aus Mangel an besonnten, fischfreien Laichgewässern stark gefährdet. Während die Braunfrösche Grasfrosch (Rana temporaria) und Springfrosch (Rana dalmatina) noch weiter verbreitet sind, ist der Moorfrosch (Rana arvalis) auf wenige Moore Oberschwabens und die Aue des nördlichen Oberrheins beschränkt. Die Grünfrösche, bestehend aus dem Pelophylax esculentus-Komplex, setzen sich aus den beiden Arten Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) und Seefrosch (Pelophylax ridibundus) zusammen. Der aus diesen beiden Arten resultierende Hybride ist der häufige und weit verbreitete Teichfrosch (Pelophylax esculentus).
Rote Liste der Reptilien Baden-Württembergs (Stand 2022 nach Laufer & Waitzmann):
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | RL BW 2022 | RL BW 1998 | ZAK | RL D 2020 | FFH-Richtlinie |
Salamandra atra | Alpensalamander | R | * | N | * | IV |
Salamandra salamandra | Feuersalamander | V | 3 | N | V! | - |
Ichthyosaura alpestris | Bergmolch | *! | * | - | *! | - |
Triturus cristatus | Kammmolch | 3 | 2 | LB | 3! | II, IV |
Lissotriton helveticus | Fadenmolch | *! | * | - | * | - |
Lissotriton vulgaris | Teichmolch | V | V | - | * | - |
Alytes obstetricans | Geburtshelferkröte | 1 | 2 | LB | 2 | IV |
Bombina variegata | Gelbbauchunke | 2!! | 2! | LB | 2 | II, IV |
Bufo bufo | Erdkröte | * | V | - | * | - |
Epidalea calamita | Kreuzkröte | 2 | 2 | LB | 2! | IV |
Bufotes viridis | Wechselkröte | 2 | 2 | LB | 2 | IV |
Pelobates fuscus | Knoblauchkröte | 1 | 2! | LA | 3 | IV |
Hyla arborea | Europäischer Laubfrosch | 3 | 2 | LB | 3! | IV |
Rana temporaria | Grasfrosch | 3 | V | - | V | - |
Rana dalmatina | Springfrosch | *! | 3 | N | V(!) | IV |
Rana arvalis | Moorfrosch | 1(!) | 1! | LA | 3(!) | IV |
Pelophylax esculentus | Teichfrosch | * | D | - | *! | - |
Pelophylax lessonae | Kleiner Wasserfrosch | G | G | N | G! | IV |
Pelophylax ridibundus | Seefrosch | D | 3 | - | D | - |
Zeichenerklärung: RL BW (Rote Liste Baden-Württembergs), RL D (Rote Liste Deutschlands nach Rote Liste Zentrum 2020):
Gefährdung: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, D = Daten unzureichend, G = Gefährdung in unbekanntem Ausmaß, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, (!) = in besonders hohem Maße verantwortlich für isolierte Vorposten, ! = in hohem Maße verantwortlich, !! = in besonders hohem Maße verantwortlich, R= extrem selten. ZAK (Zielartenkonzept nach Laufer 2006): N = Naturraumart, LB = Landesart Gruppe B, LA = Landesart Gruppe, - = nicht gelistet. FFH-Richtlinie (nach LUBW 2008): Anhänge II und IV.
Der Alpensalamander (Salamandra atra) kommt in Baden-Württemberg nur im äußersten Südosten auf der Adelegg vor. In den luftfeuchten Bergwäldern ist die Art verbreitet anzutreffen.
In Laubwaldgebieten Baden-Württembergs ist der Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris) noch häufig anzutreffen.
Der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) ist in Baden-Württemberg noch weit verbreitet und vor allem in höheren Lagen häufig.
Der Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus) ist in Baden-Württemberg gefährdet und überall rückläufig.
Der Fadenmolch (Lissotriton helveticus) ist vor allem im Westen Baden-Württembergs verbreitet und hier meist häufig.
Der Teichmolch (Lissotriton vulgaris) ist in den Offenland-Lebensräumen Baden-Württembergs noch weit verbreitet, aber rückläufig.
Die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) kommt ausschließlich im Südwesten Baden-Württembergs vor und gehört zu den am stärksten gefährdeten einheimischen Amphibienarten.
Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) gilt in Baden-Württemberg als stark gefährdet und ist aufgrund des Mangels an geeigneten Reproduktionsgewässern weiterhin rückläufig.
Die häufigste einheimische Amphibienart ist die Erdkröte (Bufo bufo), sie ist noch an fast jedem größeren Gewässer vertreten.
Die Kreuzkröte (Epidalea calamita) ist in Baden-Württemberg stark gefährdet, da ihre ehemaligen Lebensräume, natürliche Flussauen, fast komplett verschwunden sind.
Die Wechselkröte (Bufotes viridis) stellt ähnliche Lebensraumansprüche wie die Kreuzkröte, auch sie ist in Baden-Württemberg stark gefährdet.
Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) ist eine vom Aussterben bedrohte Art der Kulturlandschaft der Oberrheinebene.
In Baden-Württemberg gefährdet ist der Laubfrosch (Hyla arborea).
Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist in Baden-Württemberg noch weit verbreitet, aber aufgrund intensiver Landnutzung rückläufig und gilt zwischenzeitlich als gefährdet.
Der Springfrosch (Rana dalmatina) ist in Baden-Württemberg vor allem in den tiefen und warmen Lagen verbreitet und leicht mit dem Grasfrosch (Rana temporaria) zu verwechseln.
Der Moorfrosch (Rana arvalis) ist eine in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Amphibien-Art.
Der Teichfrosch (Pelophylax esculentus) ist in Baden-Württemberg weit verbreitet und meist häufig.
Der Kleine Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) ist in Baden-Württemberg vor allem am Oberrhein und in Oberschwaben verbreitet.
Der Seefrosch (Pelophylax ridibundus) - hier ein Jungtier - ist vor allem an größeren Gewässern in tieferen Lagen anzutreffen.