Rana temporaria (Grasfrosch) (Linnaeus, 1758)

Verbreitung in Deutschland: Rana temporaria ist in ganz Deutschland verbreitet und über weite Teile dieses Verbreitungsgebietes auch häufig anzutreffen (Wolsbeck et al. 2007, Online). Bundesweit gilt die Art als ungefährdet (Kühnel et al. 2009).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Mit Ausnahme kleinerer Verbreitungslücken auf der gewässerarmen Schwäbischen Alb ist der Grasfrosch in ganz Baden-Württemberg regelmäßig nachweisbar, jedoch sind die Bestände seit Jahrzehnten rückläufig (Wolsbeck et al. 2007).

Habitatansprüche: R. temporaria ist in verschiedensten Wald- und Offenlandbiotopen anzutreffen. Charakteristisch für die Art sind feuchte Wälder und extensiv genutztes Grünland. Auch bei der Wahl der Laichgewässer ist der Grasfrosch eher anspruchslos, hier werden von kleinen Temporärgewässern bis hin zu großen Seen fast alle Gewässertypen angenommen. Wichtig sind allerdings krautreiche und besonnt liegende Uferbereiche. Als Frühlaicher ist R. temporaria meist schon im März am Gewässer anzutreffen und hat die Laichballenproduktion abgeschlossen, wenn die Erdkröten anwandern (Wolsbeck et al. 2007) Die Laichballen werden häufig geklumpt im ufernahen Verlandungsbereich der Gewässer abgelegt und bilden an der Wasseroberfläche so genannte Laichteppiche. Dadurch sind sie einfach von den meist einzeln abgelegten Laichballen des Springfroschs (Rana dalmatina) zu unterscheiden.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Laufer & Waitzmann 2020). Der Grasfrosch ist in Baden-Württemberg gefährdet, weil die Art vor allem in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen eindeutig rückläufig ist. Langfristig lässt sich ein Bestandsrückgang von über 95 % annehmen (Laufer & Waitzmann 2020). Gerade während der vergangenen Jahre war die Bestandsentwicklung sehr negativ, was in Teilen auf ungünstige Witterungsbedingungen (Spätfröste, Sommertrockenheit) zurückzuführen ist. Zum Rückgang tragen zudem die Zersiedelung der Landschaft (Straßenbau), die Intensivierung der Landwirtschaft, Nährstoff- und Pestizideinträge sowie der Fischbesatz der Laichgewässer bei. Zudem verschatten und verlanden zahlreiche Waldgewässer und fallen damit aus der Eignung als Grasfrosch-Laichgewässer heraus. Vor allem eine extensive Grünlandnutzung hilft, die Bestände von R. temporaria langfristig zu sichern. Reproduktionsgewässer müssen regelmäßig gepflegt und auf Fischbesatz muss verzichtet werden. Wiedervernässungen können den Grasfrosch ebenfalls stark fördern.

Eignung als Indikatorart: R. temporaria kann als Indikator für abwechslungsreiche Offenland- und Waldlandschaften mit zumindest in Teilen extensiver Nutzung gelten.

Bestimmung: Der Grasfrosch wird häufig mit Spring- und Moorfrosch (Rana arvalis) verwechselt. Grasfrösche können zur Paarungszeit ebenfalls leicht bläulich gefärbt sein, was zu Verwechslungen mit dem Moorfrosch führen kann. Dieser ist jedoch meist kleiner, verfügt häufig über einen hellen Rückenstreifen und eine spitzer zulaufende Schnauze. Der Springfrosch besitzt eine relativ spitze Schnauze, lange Beine und ein Trommelfell, das fast so groß ist wie das Auge und nur etwa 2 mm von diesem entfernt ist. Weitere typische Merkmale sind eine fast zeichnungslose, weiße Kehl- und Bauchfärbung, eine hell- bis ockerbraune, zeichnungsarme Dorsalseite und gestreifte Beine. Der Grasfrosch ist dagegen in seiner Färbung und Zeichnung sehr variabel, wirkt aber häufig plump mit abgerundeter Schnauze und einem Trommelfell, das deutlich kleiner als das Auge ist. Jungtiere der drei Arten sind häufig nicht eindeutig zu identifizieren. Auch der Laich der drei Arten kann leicht verwechselt werden: Charakteristisch für den Grasfrosch ist die Anlage größerer, aufschwimmender Laichteppiche, während Moor- und Springfrosch vermehrt einzelne und kleinere Ballen ablegen. Die Laichballengröße hängt allerdings allein von der Größe der Weibchen ab. Larven des Gras- und Moorfroschs sind schwer voneinander zu unterscheiden. Larven des Springfroschs zeichnen sich dagegen durch eine charakteristische Kante im oberen Flossensaum aus, die bei Seitenansicht der Kaulquappen auffällt.

Quellen für diese Seite:

Kühnel, K.-D.; Geiger, A.; Laufer, H.; Podloucky, R. & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Deutschlands [Stand Dezember 2008]. In: Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; Binot-Hafke, M.; Otto, C. & A. Pauly (Red.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz: Naturschutz und biologische Vielfalt 70 (1).

Laufer, H. & M. Waitzmann (2020): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. 4. Fassung. Stand 31.12.2020. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 16.

Wolsbeck, H. & Laufer, H. & H. Genthner (2007): Grasfrosch - Rana temporaria (Linnaeus, 1758). In: Laufer, H.; Fritz, K. & P. Sowig (Hrsg.): Die Reptilien und Amphibien Baden-Württembergs. Ulmer Verlag (Stuttgart), 431-450.

 

Grasfrosch (Rana temporaria) am Ufer seines Laichgewässers in Oberschwaben (Isny), März 2011.

 

Ein weiterer Grasfrosch am Ufer eines Fließgewässers im Albvorland (Bebenhausen), März 2011.

 

Mit Laich prall gefülltes Weibchen auf dem Weg zum Laichgewässer im Albvorland (NSG Schaichtal), April 2008.

 

R. temporaria in einem mit Wasser gefüllten Graben am Wegesrand im Albvorland (Bebenhausen), März 2011.

 

Portrait des Grasfrosches in Oberschwaben (Isny), März 2011.

 

Grasfrosch-Paar im Amplexus auf dem Weg zum Laichgewässer im Albvorland (NSG Schaichtal), März 2011.

 

Weiteres Pärchen im Amplexus im Albvorland (NSG Schaichtal), April 2009.

 

Grasfrösche wandern teilweise schon zu den Laichgewässern an, wenn bereichsweise noch Schnee liegt wie hier in Oberschwaben (Isny), März 2011.

 

Paarungsknäuel mit zahlreichen Grasfröschen im Albvorland (Bebenhausen), März 2011.

 

Charakteristische Laichballen des Grasfrosches im Albvorland (NSG Schaichtal), März 2011.

 

Frisch geschlüpfte Junglarven des Grasfroschs in einem Kleingewässer im Albvorland (NSG Schaichtal), April 2016.

 

Kaulquappen des Grasfroschs in einem Steinbruch in den Oberen Gäuen (Deilingen), Mai 2013.

 

Kurz vor der Metamorphose stehende Larve des Grasfrosches in einem Kolk auf der Adelegg, Juli 2014.

 

Typischer Laichplatz des Grasfroschs in der Verlandungszone eines größeren Gewässers im Albvorland (Weil im Schönbuch).

 

Natürliches Stillgewässer im Abflussbereich des Eisenbachs auf der Adelegg, ebenfalls Reproduktionsgewässer des Grasfroschs.

 

Laichgewässer im Albvorland (Bebenhausen): Mit Wasser gefüllte Senke in grundwassergeprägter Feuchtwiese.

 

Laichgewässer von R. temporaria in Oberschwaben (Isny) mit mehreren 1000 Grasfröschen.

 

Strömungsberuhigte Auskolkung in einem Tobelbach auf der Adelegg, ebenfalls Reproduktionshabitat des Grasfroschs.

 

Ausbuchtungen der Schmiecha auf der Schwäbischen Alb (Storzingen) als Reproduktionshabitat des Grasfroschs.

 

Schematische Verbreitung von R. temporaria in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

 

Salamandra atra, Salamandra salamandra, Ichthyosaura alpestris, Triturus cristatus, Lissotriton helveticus, Lissotriton vulgaris, Alytes obstetricans, Bombina variegata, Bufo bufo, Epidalea calamita, Bufotes viridis, Pelobates fuscus, Hyla arborea, Rana temporaria, Rana dalmatina, Rana arvalis, Pelophylax esculentus, Pelophylax lessonae, Pelophylax ridibundus                                                                                                          

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