Rana dalmatina (Springfrosch) (Bonaparte, 1840)

Verbreitung in Deutschland: Während die Verbreitung von Rana dalmatina im mittleren und nördlichen Deutschland nur lückenhaft ist, kommt die Art im südlichen Deutschland zumindest regional häufiger und stetig vor (Laufer et al. 2007). In Norddeutschland existieren Fundortkonzentrationen in der Lüneburger Heide, im Bereich der niedersächsischen Börden, in Sachsen und im südwestlichen Sachsen-Anhalt. In Westdeutschland kommt der Springfrosch am Niederrhein vor. In Süddeutschland ist die Art in Bayern weiter verbreitet (Maintal, Fränkische Alb, Südbayern), tritt aber auch im südlichen Hessen, im Saarland sowie in Baden-Württemberg gehäuft auf. Generell bestehen bei dieser Art noch Erfassungsdefizite aufgrund der Verwechslungsmöglichkeiten mit dem weiter verbreiteten Grasfrosch (Rana temporaria) (Online). Bundesweit gilt der Springfrosch als ungefährdet (Kühnel et al. 2009).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Hauptverbreitungsräume sind das westliche Bodenseebecken, die gesamte Oberrheinebene und der Kraichgau. Vom Kraichgau aus strahlen die Vorkommen in das Albvorland (Schönbuch), in das Neckarbecken und in den Schurwald ein. Der Springfrosch fehlt in den kühleren Lagen Baden-Württembergs (Schwäbische Alb, Schwarzwald, Oberschwaben) ebenso wie in den Keuperwaldbergen und im Tauberland (Laufer et al. 2007). Im Bereich der Stadt Stuttgart war er zu Jahrtausendwende nur lokal im Nordwesten verbreitet, wobei Ausbreitungstendenzen in Richtung Südosten beobachtet werden konnten (Quetz 2002). Im angrenzenden Landkreis Böblingen war der Springfrosch zu Beginn der 1990er-Jahre selten und galt als stark gefährdet (Rimpp 1992). Im Schönbuch ist die Art bisher nur im Norden und Westen sicher nachgewiesen, aber auch hier möglicherweise leicht expandierend.

Habitatansprüche: Mehr noch als der Grasfrosch ist R. dalmatina an Wälder gebunden. Er bevorzugt lichte, warme und grundwassernahe Laub- und Laubmischwälder sowie Au- und Bruchwälder (Oberrhein), nutzt aber auch angrenzendes Grünland. Dort wo der Springfrosch vorkommt, ist der Grasfrosch meist deutlich seltener. Als Laichgewässer werden verschiedenste zumindest teilbesonnte Waldgewässer angenommen. Im Gegensatz zum Grasfrosch werden die Laichballen des Springfrosches mehr vereinzelt und unter Wasser abgelegt. Häufig sind sie außerdem an vertikalen Strukturen (z. B. Halme von Rohrkolben) befestigt (Laufer et al. 2007).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Ungefährdet (Laufer & Waitzmann 2020). Der Springfrosch wurde in der aktuellen Roten Liste als "Ungefährdet" eingestuft, da sich der Kenntnisstand um seine Verbreitung zwischenzeitlich deutlich verbessert hat. Gefährdungspotenziale bestehen dennoch, da seine Lebensräume durch Grundwasserabsenkungen und Trockenlegungen (Oberrhein) ebenso verloren gehen, wie die Laichgewässer durch Fischbesatz, Verfüllung und zu starke Beschattung. Auch die Sommerlebensräume müssen eine gewisse Lichtheit und Wärmegunst aufweisen, was in Zeiten des "naturnahen Waldbaus" nur noch selten gegeben ist. Zum Schutz der Art sollte die natürliche Dynamik von Au- und Bruchwäldern wieder hergestellt, auf Fischbesatz verzichtet und Waldgewässer durch regelmäßiges Zurücknehmen von Gehölzen (zumindest auf der Südseite) und Entlanden offen gehalten werden. Als FFH-Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie genießt der Springfrosch europäischen Schutz und muss bei Eingriffsplanungen berücksichtigt werden. Baden-Württemberg besitzt eine hohe Verantwortung für die Erhaltung des Springfroschs in Deutschland.

Eignung als Indikatorart: R. dalmatina kann als Indikator warmer, feuchter und lichter Laub(misch)wälder gelten.

Bestimmung: Der Springfrosch wird häufig mit dem Grasfrosch verwechselt. R. dalmatina besitzt eine relativ spitze Schnauze, lange Beine und ein Trommelfell, das fast so groß ist wie das Auge und nur etwa 2 mm von diesem entfernt ist. Weitere typische Merkmale sind eine fast zeichnungslose, weiße Kehl- und Bauchfärbung, eine hell- bis ockerbraune, zeichnungsarme Dorsalseite und gestreifte Beine. Der Grasfrosch ist dagegen in seiner Färbung und Zeichnung sehr variabel, wirkt aber häufig plump mit abgerundeter Schnauze und einem Trommelfell, das deutlich kleiner als das Auge ist. Jungtiere der drei Braunfroscharten sind häufig nicht eindeutig zu identifizieren. Auch der Laich der drei Arten kann leicht verwechselt werden: Charakteristisch für den Grasfrosch ist die Anlage größerer, aufschwimmender Laichteppiche, während Moor- und Springfrosch vermehrt einzelne und kleinere Ballen ablegen. Die Laichballengröße hängt allerdings allein von der Größe der Weibchen ab. Larven des Springfroschs zeichnen sich durch eine charakteristische Kante im oberen Flossensaum aus, die bei Seitenansicht der Kaulquappen auffällt.

Quellen für diese Seite:

Kühnel, K.-D.; Geiger, A.; Laufer, H.; Podloucky, R. & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Deutschlands [Stand Dezember 2008]. In: Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; Binot-Hafke, M.; Otto, C. & A. Pauly (Red.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz: Naturschutz und biologische Vielfalt 70 (1).

Laufer, H. & Pieh, A. & T. Rohrbach (2007): Springfrosch - Rana dalmatina (Bonaparte, 1840). In: Laufer, H.; Fritz, K. & P. Sowig (Hrsg.): Die Reptilien und Amphibien Baden-Württembergs. Ulmer Verlag (Stuttgart), 415-430.

Laufer, H. & M. Waitzmann (2020): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. 4. Fassung. Stand 31.12.2020. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 16.

Quetz, P.-C. (2002): Die Amphibien und Reptilien in Stuttgart - Verbreitung, Gefährdung und Schutz. - Schriftenreihe des Amtes für Umweltschutz Stuttgart 1, 296 S.

Rimpp, K. (1992): Amphibien und Reptilien im Schönbuch und Gäu. In: Schubert, W. (Hrsg.): Die Tierwelt in Schönbuch und Gäu – Die Wirbeltiere und ihr Schutz: 155–178. – Natur-Rems-Murr-Verlag (Remshalden-Buoch).

 

Springfrosch (Rana dalmatina) im Albvorland (Hildrizhausen), März 2009.

 

Männlicher Springfrosch aus dem Albvorland (Hildrizhausen), einige charakteristische Merkmale sind erkennbar: Relativ spitze Schnauze, lange Beine und ein Trommelfell, das fast so groß ist wie das Auge und nur etwa 2 mm von diesem entfernt ist. Weitere typische Merkmale sind eine fast zeichnungslose, weiße Kehl- und Bauchfärbung, eine hell- bis ockerbraune, zeichnungsarme Dorsalseite und gestreifte Beine. Nur durch Kombination mehrerer Merkmale lässt sich die Art sicher bestimmen, April 2015.

 

Charakteristischer Laichballen des Springfroschs am nördlichen Oberrhein (Rheinstetten-Forchheim), März 2014.

 

Laichgewässer des Springfroschs am nördlichen Oberrhein (Rheinstetten-Forchheim) mit Laichballen im Vordergrund.

 

Weiteres Laichgewässer von R. dalmatina im Übergangsbereich von Auwald zum Offenland am nördlichen Oberrhein (Rheinstetten-Forchheim).

 

Laichgewässer des Springfrosches im Albvorland (Hildrizhausen).

 

Terrestrischer Lebensraum des Springfroschs am nördlichen Oberrhein (Karlsruhe) - lichter, grundwassernaher Auwald.

 

Schematische Verbreitung von R. dalamtina in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

 

Salamandra atra, Salamandra salamandra, Ichthyosaura alpestris, Triturus cristatus, Lissotriton helveticus, Lissotriton vulgaris, Alytes obstetricans, Bombina variegata, Bufo bufo, Epidalea calamita, Bufotes viridis, Pelobates fuscus, Hyla arborea, Rana temporaria, Rana dalmatina, Rana arvalis, Pelophylax esculentus, Pelophylax lessonae, Pelophylax ridibundus                                                                                                    

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