Thymelicus acteon (Mattscheckiger Braun-Dickkopffalter) (Rottemburg, 1775)

Verbreitung in Deutschland: Thymelicus acteon ist in ganz Deutschland mit Ausnahme Schleswig-Holsteins und Hamburgs verbreitet. Die Vorkommen im Norden sind zerstreut und in vielen nördlichen Bundesländern steht die Art auf der Roten Liste. Nur wenige aktuelle Nachweise existieren aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Etwas häufiger wird die Art im Süden und Osten, etwa in Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern oder Thüringen (Settele et al. 2015). Verbreitungszentren sind die Mittelgebirge Thüringens, Hessens und Bayerns (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Mattscheckige Braun-Dickkopffalter ist in Baden-Württemberg auf die an Kalkmagerrasen reichen Regionen beschränkt. Er besiedelt bevorzugt relativ warme Regionen wie das Tauberland, die Kocher-Jagst-Region, den Kraichgau, die Oberen Gäue und das Albvorland. Auch auf der Schwäbischen Alb (v. a. Ostalb) existieren Vorkommen, genauso wie am Bodenseeufer bei Sipplingen. Am Kaiserstuhl gibt es wohl noch individuenarme Vorkommen sowie der südlichen Oberrheinebene (Imbeck-Löffler 2017). Fast komplett unbesiedelt bleiben Schwarzwald und Oberschwaben sowie große Bereiche der Oberrheinebene (Ebert & Rennwald 1991b).

Habitatansprüche: T. acteon bevorzugt Kalkmagerrasen mit Versaumungsbereichen. Häufig sind dies Randbereiche in der Nähe von Gehölzen oder Böschungen. Die hier langgrasige, häufig aus Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) bestehende Vegetation wird dann auch zur Eiablage genutzt (Ebert & Rennwald 1991b). Gerne werden auch Sekundärstandorte wie Steinbrüche und Truppenübungsplätze besiedelt.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Vorwarnliste (Ebert et al. 2005). Die Art trat in den vergangenen Jahren nur äußerst sporadisch auf, scheint aber gerade wieder etwas häufiger zu werden. Aufgrund ihrer Unauffälligkeit und der Verwechslungsgefahr mit den beiden anderen, deutlich häufigeren Thymelicus-Arten wird sie wahrscheinlich häufig übersehen. Der Mattscheckige Braun-Dickkopffalter ist vor allem aufgrund von zunehmender Sukzession gefährdet. Gerade Saumbereiche müssen regelmäßig von Gehölzen freigehalten werden, damit sie dieser Art als Larvalhabitat dienen können.

Eignung als Indikatorart: T. acteon ist ein guter Indikator für etwas versaumte, langgrasige Kalkmagerrasen und offene Steinbrüche.

Bestimmung: Die halbkreisförmige Zeichnung auf den Vorderflügeloberseiten der Art ist ein sehr gutes Bestimmungsmerkmal, das allerdings gerade bei abgeflogenen Faltern nicht immer gut sichtbar ist.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Imbeck-Löffler, P. (2017): Tagfalter und Widderchen der Region Basel. - Reihe "Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft", Band 101, Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal, 592 S.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R., Feldmann, R. & G. Hermann (2015): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Mattscheckiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus acteon) in einem Steinbruch im Albvorland (Owen), gut sichtbar ist die helle, ringförmige Zeichnung auf der Vorderflügel-Oberseite, Juli 2016.

 

Seitenansicht von T. acteon im Albvorland (Owen), hier ist die charakteristische Zeichnung auch auf der Vorderflügel-Unterseite erkennbar, Juli 2016.

 

Habitat des Mattscheckigen Braun-Dickkopffalters im Albvorland (Owen), ein aufgelassener, sporadisch gepflegter Steinbruch mit Halbtrockenrasen-Elementen.

 

Weiteres charakteristisches Habitat von T. acteon im Albvorland (Ammerbuch), ein versaumter Halbtrockenrasen.

 

Artenreiche und flachgründige Wacholderheide im Großen Lautertal (Hundersingen) als Habitat von T. acteon, der hier wahrscheinlich primär die versaumten Randbereiche nutzt.

 

Schematische Verbreitung von T. acteon in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Verbreitungslücke

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Thymelicus acteon, Thymelicus lineolus, Thymelicus sylvestris, Ochlodes sylvanus, Hesperia comma, Carterocephalus palaemon, Spialia sertorius, Pyrgus alveus, Pyrgus armoricanus, Pyrgus cirsii, Pyrgus carthami, Pyrgus malvae, Pyrgus onopordi, Pyrgus serratulae, Erynnis tages, Carcharodus alceae, Carcharodus flocciferus                                      

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