Zygaena angelicae elegans (Elegans-Widderchen) (Ochsenheimer, 1808)

Verbreitung in Deutschland: Zygaena angelicae kommt in zwei Unterarten in Deutschland vor. Die meist fünffleckige Unterart Z. a. rhatisbonensis ist aktuell wohl nur noch in Nordbayern anzutreffen. Die häufig sechsfleckige Z. a. elegans lebt auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb, in Sachsen und Thüringen (Reinhardt et al. 2020). Früher wurden diese beiden Unterarten als eigene Arten geführt, sie sind aber nicht morphologisch zu trennen, außerdem existieren einige intermediäre Populationen (Hofmann 1994, 2005). 

Verbreitung in Baden-Württemberg: Das Vorkommen des Elegans-Widderchens ist in Baden-Württemberg auf die Schwäbische Alb beschränkt. Häufig werden Trauflagen besiedelt, wie etwa am nördlichen Albtrauf bei Balingen, Mössingen oder Pfullingen. Auch auf der Südost-Abdachung der Alb bei Schelklingen und Blaubeuren existierten vereinzelte Vorkommen, die jedoch seit längerer Zeit nicht mehr bestätigt wurden (Hofmann 1994, 2005). Die Anzahl und die Individuenstärke der einzelnen Vorkommen ist im Zeitraum der letzten drei Jahrzehnte deutlich zurückgegangen, sodass an vielen Stellen nur noch Restvorkommen in kleinen Habitatrelikten existieren (Hermann 2021).

Habitatansprüche: Besiedelt werden ausschließlich süd- oder südwestexponierte, sehr lückige Steppenheide-Wälder. Häufig handelt es sich hierbei um Abbruchkanten auf felsigem Untergrund, die zumindest lange Zeit (aber nicht dauerhaft!) waldfrei bleiben und äußerst steil sind. In früheren Zeiten entstanden derartige Waldlücken regelmäßig im Zusammenspiel von Hangrutschungen, Kalamitäten und Holznutzung (Gatter 1997). Heutzutage ist die Holznutzung in diesen Bereichen fast vollständig eingestellt. Im fast mediterranen Mikroklima der Steppenheiden entwickelt sich die Larve an Kronwicken (Coronilla coronata und Securigera varia). In seltenen Fällen tritt Z. a. elegans auch im Saumbereich von Halbtrockenrasen auf (Hofmann 1994, 2005).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Stark gefährdet (Ebert et al. 2005). Z. a. elegans wurde in der aktuellen, aber mittlerweile wieder veralteten Roten Liste von "Vom Aussterben bedroht" auf "Stark gefährdet" zurück gestuft, da bei intensiver Nachsuche doch noch einige aktuell bestehende Vorkommen entdeckt werden konnten. Häufig sind die besiedelten Habitate sehr unzugänglich, sodass auch in Zukunft noch mit der ein oder anderen Neuentdeckung gerechnet werden kann. Trotzdem ist das Elegans-Widderchen in seinem Fortbestand in Baden-Württemberg stark gefährdet, da selbst die steilen Steppenheidewälder durch Sukzession und Stickstoffimmissionen mehr und mehr zuwachsen. Finden keine regelmäßigen Eingriffe mehr statt und werden diese Bereiche stattdessen als Bannzonen (Bannwälder, Waldrefugien, Kernzonen von Biosphärengebieten) ausgewiesen, ist das Aussterben dieser und weiterer Arten mit vergleichbaren Ansprüchen (z. B. Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta), Berglaubsänger) vorprogrammiert (Hermann 2021). Baden-Württemberg besitzt außerdem eine besondere Schutzverantwortung für die sonst nur noch aus Bayern bekannte Unterart Z. a. elegans. Zum Schutz der Art müssen Abbrauchkanten und Steppenheidewälder durch regelmäßiges Ausschlagen von Gehölzen oder (Wieder-)Einführung einer Nieder- und Mittelwaldnutzung offen gehalten werden.

Eignung als Indikatorart: Z. a. elegans ist ein sehr guter Indikator für intakte, lichte Steppenheidewälder.

Bestimmung: Das Elegans-Widderchen kann in seiner sechsfleckigen Variante mit dem Hufeisenklee-Widderchen (Zygaena transalpina) verwechselt werden, das in denselben Habitaten auftreten kann. Es fliegt zwar etwas früher als das Hufeisenklee-Widderchen, eine sichere Bestimmung ist aber häufig nur mittels Genitaluntersuchung möglich. Häufig ist der sechste Fleck direkt an den fünften angelehnt, was ein deutliches Indiz für Z. a. elegans ist, was selten aber auch beim Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae) vorkommen kann. Letztendlich kann die fünffleckige Variante mit weiteren fünffleckigen Arten verwechselt werden.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae elegans) und Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 106-108.

Hofmann, A. (1994): Zygaeninae. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 3: Nachtfalter I. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 196-335.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

 

Charakteristisch geflecktes Exemplar des Elegans-Widderchens (Zygaena a. elegans) am Albtrauf (Lenningen), Juli 2013.

 

Eher untypisch gefleckte (da Fleckenpaar 5 und 6 nicht verschmolzen) Zygaena a. elegans am Albtrauf (Öschingen), Juli 2010.

 

Fünffleckige Z. a. elegans am Albtrauf (Öschingen), die in Baden-Württemberg in ca. 5 % der Fälle auftritt, Juli 2010.

 

Eiablage von Z. a. elegans am nördlichen Albtrauf (Mössingen-Talheim), Juli 2016.

 

 

Weibchen des Elegans-Widderchens bei der Eiablage; Blick ins Mikrohabitat am nördlichen Albtrauf (Mössingen-Talheim), Juli 2016.

 

Frisches Eigelege des Elegans-Widderchens am nördlichen Albtrauf (Mössingen-Talheim), Juli 2016.

 

Jungraupe von Z. a. elegans am Albtrauf (Lenningen), Juli 2017.

 

Sich sonnende Larve des Elegans-Widderchens am Albtrauf (Bad Urach), Mai 2013.

 

Weitere Raupe an ihrer Wirtspflanze am Albtrauf (Bad Urach), Mai 2013.

 

Sich sonnende Raupe von Z. a. elegans in der Aufsicht am Albtrauf (Bad Urach), Mai 2013.

 

Larve und Larvalhabitat des Elegans-Widderchens am Albtrauf (Öschingen), Mai 2013.

 

Larvalhabitat des Elegans-Widderchens am nördlichen Albtrauf (Bad Urach), ein lichter Steppenheidewald mit Berg-Kronwicke.

 

Etwas größerer Ausschnitt des Larvalhabitats am Albtrauf (Öschingen).

 

Steppenheidewald am Südabhang des Rossbergs, Habitat von Z. a. elegans und Zygaena fausta.

 

Habitat von Z. a. elegans am Albtrauf (Bad Urach), lichter Steppenheidewald.

 

Schematische Verbreitung von Z. a. elegans in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Rhagades pruni, Jordanita globulariae, Jordanita notata, Adscita geryon, Adscita mannii, Adscita statices, Zygaena purpuralis, Zygaena minos, Zygaena fausta, Zygaena carniolica, Zygaena loti, Zygaena osterodensis, Zygaena viciae, Zygaena ephialtes, Zygaena transalpina, Zygaena angelicae, Zygaena filipendulae, Zygaena lonicerae, Zygaena trifolii

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