Zygaena carniolica (Esparsetten-Widderchen) (Scopoli, 1763)

Verbreitung in Deutschland: Zygaena carniolica ist bis nach Norddeutschland verbreitet und erreicht hier ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Die Art ist in den kalkreichen Mittelgebirgen Süddeutschlands deutlich häufiger als im Norden. Nachweise fehlen nur aus Schleswig-Holstein, ansonsten gibt es in allen Bundesländern außerhalb Berlins aktuelle Vorkommen der Art (Reinhardt et al. 2020).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Das Esparsetten-Widderchen besitzt in Baden-Württemberg mehrere disjunkte Verbreitungszentren. Zahlreiche Vorkommen finden sich im Tauberland sowie in den angrenzenden Tälern von Kocher und Jagst bis zu den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen und der Hohenloher-Haller Ebene. Die Schwäbische Alb wird vor allem im mittleren und östlichen Bereich besiedelt, weitere Populationen befinden sich im Baar-Wutach-Gebiet und im Hegau. Die westliche Alb scheint der thermophilen Art deutlich zu kalt zu sein, weshalb hier eine Verbreitungslücke besteht. Vor einigen Jahren war Z. carniolica zudem noch vom Kaiserstuhl nachgewiesen, aus der südlichen Oberrheinebene und vom Hochrhein existieren ebenfalls aktuelle Nachweise (Imbeck-Löffler 2017). Dagegen sind die Populationen bei Karlsruhe und im Kraichgau bereits seit längerer Zeit erloschen, sodass westlich des Neckars nur noch ganz vereinzelte, individuenarme Bestände in den Oberen Gäuen (Nagold, Sindelfingen-Darmsheim) und in der Bergstraße zu finden sind. Oberschwaben mit Bodenseebecken, Schwarzwald, Albvorland und Neckarbecken werden nicht oder nur randlich besiedelt (Hofmann 1994).

Habitatansprüche: Die xerothermophile Z. carniolica kann in Baden-Württemberg als Charakterart offener Kalkmagerrasen eingestuft werden. So besiedelt sie in allen Naturräumen Halb- und Volltrockenrasen, die entweder regelmäßig beweidet oder gemäht werden. Hier lebt die Raupe an den Wirtspflanzen Hornklee (Lotus corniculatus) und Esparsette (Onobrychis viciifolia). Als weitere geeignete Habitate kommen etwa Böschungen, Bahndämme, Steinbrüche oder xerotherme Ruderalstellen in Frage. Früher war Z. carniolica wohl auch in den sonnendurchfluteten Nieder- und Mittelwäldern verbreitet (Hofmann 1994). Nach Wagner (2006) lassen sich die Larvalhabitate des Esparsetten-Widderchens wie folgt beschreiben: Sehr magere, moosreiche, intensiv beweidete und trockene Biotope mit stärkerer Hangneigung und oft (aber nicht notwendigerweise) auch Fels oder Gestein.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). Z. carniolica ist in Baden-Württemberg aufgrund des Schwundes offener Magerrasen gefährdet. Der Rückgang ihrer Habitate ist entweder in Nutzungsaufgabe oder in Nutzungsintensivierung begründet. Ein Unterlassen von Mahd oder Beweidung führt zu Verfilzung und Sukzession und damit zum Verschwinden der Wirtspflanzen. Eine zu intensive Beweidung führt zumindest bei der wenig beweidungsresistenten Esparsette zum Verschwinden. In den auch noch aktuell gut besiedelten Verbreitungszentren (Ostalb, Mittlere Alb, Baar-Wutach-Gebiet und Hegau) müssen die bestehenden Metapopulationen unbedingt durch Aufrechterhaltung extensiver Bewirtschaftungsweise der Halbtrockenrasen erhalten werden. Wahrscheinlich ist es hierbei wichtiger, die von der Art dringend benötigten mikroklimatischen Bedingungen (Offenboden, Kurzrasigkeit) zu gewährleisten als die Esparsette zu schonen.

Eignung als Indikatorart: Z. carniolica ist ein sehr guter Indikator für offene Halb- und Volltrockenrasen.

Bestimmung: Aufgrund der charakteristischen Färbung und Zeichnung ist dieses Widderchen in Mitteleuropa unverwechselbar. Allein das Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta) besitzt eine etwas ähnliche Färbung. Stark abgeflogene Individuen können deutlich schwerer von anderen Arten zu unterscheiden sein.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Hofmann, A. (1994): Zygaeninae. In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 3: Nachtfalter I. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 196-335.

Imbeck-Löffler, P. (2017): Tagfalter und Widderchen der Region Basel. - Reihe "Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft", Band 101, Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal, 592 S.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Wagner, W. (2006): Präimaginalökologie mitteleuropäischer Zygaena-Arten - schwerpunktmäßig untersucht auf Magerrasen der Schwäbischen Alb. - In: Fartmann, T. & G. Hermann (Hrsg.) (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 68 (3/4): 171-196.

 

Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica) auf einem Halbtrockenrasen im Baar-Wutach-Gebiet (Untermettingen), Juli 2010.

 

Eine weitere Z. carniolica in einem Steinbruch in den Oberen Gäuen (Nagold-Iselshausen), August 2009.

 

Weiteres Tier von Z. carniolica im Baar-Wutach-Gebiet (Untermettingen), Juli 2010.

 

Schlafgemeinschaft von Z. carniolica am Albtrauf (Neidlingen), Juli 2013.

 

Larve von Z. carniolica an Esparsette auf der Schwäbischen Alb (Münsingen), Juni 2016.

 

Larvalhabitat von Z. carniolica am nördlichen Albrand (NSG Filsenberg), Mai 2017.

 

Aufsicht auf das Larvalhabitat des Esparsetten-Widderchens am nördlichen Albrand (NSG Filsenberg); magere Vegetation mit guten Esparsetten-Beständen.

 

Lückiger, offener Magerrasen auf der Ostalb (Söhnstetten), Habitat von Z. carniolica.

 

Recht kurzrasiger und offener Halbtrockenrasen auf der Mittleren Alb (Gomadingen).

 

Einmal jährlich gemähter Halbtrockenrasen im Baar-Wutach-Gebiet (Untermettingen).

 

Steinbruch in den Oberen Gäuen (Nagold-Iselshausen), ebenfalls Habitat von Z. carniolica.

 

NSG Mössinger Bergrutsch am Albtrauf, auch hier ist Z. carniolica anzutreffen.

 

Halbtrockenrasen auf der Mittleren Schwäbischen Alb (Talheim).

 

Offener, lückiger Halbtrockenrasen im Tauberland (Edelfingen).

 

Schematische Verbreitung von Z. carniolica in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen (letztes Nachweisdatum)

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Rhagades pruni, Jordanita globulariae, Jordanita notata, Adscita geryon, Adscita mannii, Adscita statices, Zygaena purpuralis, Zygaena minos, Zygaena fausta, Zygaena carniolica, Zygaena loti, Zygaena osterodensis, Zygaena viciae, Zygaena ephialtes, Zygaena transalpina, Zygaena angelicae, Zygaena filipendulae, Zygaena lonicerae, Zygaena trifolii

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