Coenagrion hastulatum (Speer-Azurjungfer) (Charpentier, 1825)
Verbreitung in Deutschland: Coenagrion hastulatum ist als eurosibirisches Faunenelement vor allem in Norddeutschland verbreitet. Weitere Verbreitungsschwerpunkte sind die östlichen Mittelgebirge und das Alpenvorland. In Richtung Süden und Westen werden die Vorkommen immer spärlicher, in Baden-Württemberg erreicht die Art ihre süd-westliche Verbreitungsgrenze (Sternberg & Buchwald 1999). Deutschlandweit gilt C. hastulatum als stark gefährdet (Ott et al. 2015).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Verbreitungsschwerpunkt der Speer-Azurjungfer in Baden-Württemberg liegt im Alpenvorland. Darüber hinaus können meist eher kleine und isolierte Populationen im Nordschwarzwald, auf der Ostalb und im Hohenlohischen angetroffen werden. Die (ehemaligen) Populationen der Südwestalb, des Südschwarzwalds und des Odenwalds bedürfen der Bestätigung (Hunger et al. 2006). Auf der östlichen Schwäbischen Alb ist der Bestand von C. hastulatum möglicherweise aufgrund klimatischer Ursachen rückläufig (Döler 2023). Auch die Vorkommen im Hauptverbreitungsraum des württembergischen Allgäus sind seit Jahren beständig rückläufig, sodass sich für die Art landesweit eine besorgniserregende Bestandssituation ergibt.
Habitatansprüche: C. hastulatum ist eng an oligo- oder dystrophe Moorgewässer gebunden. Dies sind Kolke und Schlenken der Übergangsmoore sowie Torfstiche in den Moorrandbereichen. Echte Hochmoorbereiche werden von der Art weitgehend gemieden. Neben den Moorgewässern wird die Speer-Azurjungfer auch regelmäßig an meso- bis schwach eutrophen Gewässern wie Fischteichen, Waldtümpeln oder Großseggenrieden angetroffen (Sternberg & Buchwald 1999).
Gefährdung/Schutz: RL BW: Vom Aussterben bedroht (Hunger & Schiel 2006). Die Speer-Azurjungfer ist in ganz Baden-Württemberg und besonders außerhalb Oberschwabens in den kleinräumigen Verbreitungsgebieten stark rückläufig und möglicherweise regional bereits ausgestorben. Aufgrund ihrer Stenotopie und der hohen Ansprüche, die die Art an ihren Lebensraum stellt, muss C. hastulatum als vom Aussterben bedroht eingestuft werden. Zum Schutz der Art sollten Moore nicht weiter entwässert, sondern behutsam wiedervernässt werden. Eine Freistellung der Gewässer ist an bereits gestörten Standorten häufig notwendig, um die Moorgewässer offen zu halten. Auch das regelmäßige Ausbaggern verlandender Torfstiche und ihre Neuanlage wirken sich positiv auf Vorkommen der Art aus.
Eignung als Indikatorart: C. hastulatum ist ein sehr guter Indikator für intakte oligo- oder dystrophe Moorgewässer.
Bestimmung: Die Art kann mit anderen Coenagrion-Arten verwechselt werden. Am ähnlichsten ist die noch seltenere Mond-Azurjungfer (Coenagrion lunulatum). Beide Arten verfügen im männlichen Geschlecht über grün-blaue Augen, C. lunulatum auf den Abdominalsegmenten 3 und 4 jedoch nicht über eine speerförmige Zeichnung, dafür aber über eine mondsichelartige Zeichnung auf dem zweiten Abdominalsegment. Die Weibchen sind deutlich schwieriger von Weibchen anderer Schlanklibellen zu trennen. Aufgrund der Seltenheit der Art sollten Nachweise unbedingt mittels Fotobeleg abgesichert werden.
Quellen für diese Seite:
Döler, H.-P. (2023): Lestes virens vestalis und Leucorrhinia pectoralis breiten sich auf der Ostalb aus (Odonata: Lestidae, Libellulidae). - Mercuriale 23: 37-55.
Hunger, H. & F.-J. Schiel (2006): Rote Liste der Libellen Baden-Württembergs und der Naturräume, Stand November 2005 (Odonata). – Libellula Supplement 7: 3-14.
Hunger, H., F.-J. Schiel & B. Kunz (2006): Verbreitung und Phänologie der Libellen Baden-Württembergs (Odonata). – Libellula Supplement 7: 15-184.
Ott, J.; Conze, K.-J.; Günther, A.; Lohr, M.; Mauersberger, R.; Roland, H.-J. & F. Suhling (2015): Rote Liste und Gesamtartenliste der Libellen Deutschlands mit Analyse der Verantwortlichkeit, dritte Fassung, Stand Anfang 2012 (Odonata). - Libellula Supplement 14, 395-422.
Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs – Band 1, Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). – Ulmer-Verlag (Stuttgart), 468 S.
Männchen der Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) in Aufsicht in Oberschwaben (Bad Wurzach), Juni 2014.
Seitenansicht eines Männchens von C. hastulatum in Oberschwaben (Bad Wurzach), Juni 2014.
Schlenkenreicher Graben als Entwicklungshabitat der Speer-Azurjungfer in Oberschwaben (Bad Wurzach).
Dieses Toteisloch im württembergischen Allgäu (NSG Scheibensee) ist Lebensraum von C. hastulatum.
Schematische Verbreitung von C. hastulatum in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2021
Calopteryx splendens, Calopteryx virgo, Lestes barbarus, Lestes dryas, Lestes sponsa, Lestes virens, Chalcolestes viridis, Sympecma fusca, Sympecma paedisca, Platycnemis pennipes, Ceriagrion tenellum, Coenagrium hastulatum, Coenagrion lunulatum, Coenagrion mercuriale, Coenagrion ornatum, Coenagrion puella, Coenagrion pulchellum, Coenagrion scitulum, Enallagma cyathigerum, Erythromma lindenii, Erythromma najas, Erythromma viridulum, Ischnura elegans, Ischnura pumilio, Nehalennia speciosa, Pyrrhosoma nymphula