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Satyrinae (Augenfalter)

Aktuell wird die große Gruppe der Augenfalter mit in die Familie der Nymphalidae eingegliedert. Der Übersichtlichkeit halber werden sie hier aber separat vorgestellt. Während einige wenige Arten noch vergleichsweise häufig angetroffen werden können, so z.B. das Große Ochsenauge (Maniola jurtina), der Braune Waldvogel (Aphantopus hyperantus), das Waldbrettspiel (Pararge aegeria), der Schachbrettfalter (Melanargia galathea) oder das Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus), sind andere Arten selten geworden und drohen aus Baden-Württemberg, ja sogar aus ganz Mitteleuropa zu verschwinden. Hierzu gehören etwa die Lichtwaldarten Gelbringfalter (Lopinga achine) und Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero) sowie die Moorart Großes Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia). Außerdem stark gefährdet sind die Arten felsiger, kurzrasiger Magerrasen und vegetationsarmer Böschungen wie Großer Waldportier (Hipparchia fagi), Ockerbindiger Samtfalter (Hipparchia semele), Weißer Waldportier (Brintesia circe) oder die Berghexe (Chazara briseis). Noch etwas weiter verbreitet sind das vornehmlich auf den Wacholderheiden der Schwäbischen Alb verbreitete Rotbraune Wiesenvögelchen (Coenonympha gylcerion) und der Verschiedenbiotop-Bewohner Blaukernauge (Minois dryas). Auf Versaumungsstadien von Halbtrockenrasen und in lichten sind außerdem das Weißbindige Wiesenvögelchen (Coenonympha arcania) und das Rotbraune Ochsenauge (Pyronia tithonus) verbreitet. In den vergangenen Jahren hat sich der Mauerfuchs (Lasiommata megera) stark ausgebreitet, dagegen ist seine Schwesterart, das Braunauge (Lasiommata maera) stark zurückgegangen. Als bisher einzige Art unter den Augenfalter ist der Rotbindige Samtfalter (Arethusana arethusa) in Baden-Württemberg ausgestorben. Auch bei anderen Augenfaltern sind rapide Rückgänge während der letzten Jahrzehnte zu verzeichnen, hierzu gehören die in meiner Dissertation untersuchten Arten der Gattung Erebia: Graubindiger Mohrenfalter (Erebia aethiops), Weißbindiger Mohrenfalter (Erebia ligea) und Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa). Meine Untersuchungen sollen die Gründe für diese Rückgänge erklären, am wahrscheinlichsten ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen Habitat- und Klimaeinflüssen. Im Schwarzwald ist zudem der Gelbbindige Mohrenfalter (Erebia meolans) anzutreffen.

Rote Liste der Augenfalter Baden-Württembergs (leicht verändert nach Ebert [2005]):

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL BW 2005 OR SW NT SA OS RL BW 1993 ZAK RL D 2011 FFH-Richtlinie
Hipparchia fagi Großer Waldportier 1R! 1 R 0 - (0) 1 LA 2 -
Hipparchia semele Ockerbindiger Samtfalter 1 1 R 0 1 0 2 LA 3 -
Brintesia circe Weißer Waldportier 1! 1 (1) R - - 2 LA 3 -
Chazara briseis Berghexe 1 - - 0 1 0 1 LA 1 -
Arethusana arethusa Rotbindiger Samtfalter 0! 0 - - - - 0 E 0 -
Coenonympha pamphilus Kleines Wiesenvögelchen * * * * * * * - * -
Coenonympha arcania Weißbindiges Wiesenvögelchen V 3 - V * 3 3 - * -
Coenonympha glycerion Rotbraunes Wiesenvögelchen 3 0 2 3 V 2 3 N V -
Coenonympha hero Wald-Wiesenvögelchen 1! 0 - 1 - 1 2 LA 2 IV
Coenonympha tullia Großes Wiesenvögelchen 1 - 1 0 0 0 2 LA 2 -
Aphantopus hyperantus Schornsteinfeger * * * * * * * - * -
Maniola jurtina Großes Ochsenauge * * * * * * * - * -
Pyronia tithonus Rotbraunes Ochsenauge * * - * - - * - * -
Pararge aegeria Waldbrettspiel * * * * * * * - * -
Lasiommata megera Mauerfuchs V * U V V V V - * -
Lasiommata maera Braunauge 3 3 V 2 V 3 V N V -
Lasiommata petropolitana Braunscheckauge 0 - 0 - - - 0 E 3 -
Erebia aethiops Graubindiger Mohrenfalter 3 3 (3) 3 * 3 V N 3 -
Erebia ligea Weißbindiger Mohrenfalter V - * 3 * 3 V - V -
Erebia medusa Rundaugen-Mohrenfalter V 0 V 3 * 3 V - V -
Erebia meolans Gelbbindiger Mohrenfalter *! - * U - - * N 3 -
Minois dryas Blaukernauge 2 3 - 1 - 2 2 LB 2 -
Melanargia galathea Schachbrettfalter * * * * * * * - * -
Lopinga achine Gelbringfalter 1 1 - 1 1 1 2 LA 2 IV

Zeichenerklärung: OR = Oberrheinebene, SW = Schwarzwald, NT = Neckar-Tauberland, SA = Schwäbische Alb, OS = Oberschwaben

Gefährdung: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, U = Kenntnislücke, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, ! = besondere Verantwortung, R= geographische Restriktion. ZAK (Zielartenkonzept nach Laufer 2006): N = Naturraumart, LB = Landesart Gruppe B, LA = Landesart Gruppe, E = erloschen, - = nicht gelistet. FFH-Richtlinie (nach LUBW 2008): Anhänge II und IV.

 

Der Große Waldportier (Hipparchia fagi) kommt in Baden-Württemberg ausschließlich am Kaiserstuhl vor und gilt daher als vom Aussterben bedroht.

 

Die Rostbinde (Hipparchia semele) war einst in Baden-Württemberg weit verbreitet, so zum Beispiel auf der gesamten Schwäbischen Alb, in den Oberen Gäuen und im Tauberland. Heute befinden sich noch ganz vereinzelte Populationen am Kaiserstuhl und auf der Ostalb, die Art leidet unter dem Rückgang lückiger und felsiger Magerrasen. Aktuell wird die Rostbinde deshalb als vom Aussterben bedroht eingeschätzt.

 

Der Weiße Waldportier (Brintesia circe) ist eine seltene, auf wärmebegünstigte lichte Wälder und Waldränder beschränkte Art, die in Baden-Württemberg als stark gefährdet gilt.

 

Die Berghexe (Chazara briseis) ist einer der am stärksten gefährdeten Tagfalter in Baden-Württemberg sowie auch deutschlandweit. Die Art benötigt offene, vegetationsarme und felsige Bereiche, die es aktuell in ausreichendem Maß nur noch auf der Ostalb gibt.

 

Der Rotbindige Samtfalter (Arethusana arethusa) kam früher am südlichen Oberrhein vor, ist dort aber mittlerweile ausgestorben.

 

Das Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) kommt auf trockeneren Wiesen und Ruderalstandorten noch regelmäßig vor.

 

Das auffällig gefärbte Weißbindige Wiesenvögelchen (Coenonympha arcania) ist noch ein häufigerer Vertreter der Gattung Coenonympha. Es ist an gebüschreichen, besonnten Wald- und Wiesenrändern zu finden.

 

Das Rotbraune Wiesenvögelchen (Coenonympha glycerion) ist noch weit auf Magerrasen und in Wacholderheiden der Oberen Gäue und der Schwäbischen Alb verbreitet. Auch in Oberschwaben kommt die Art in magerem Feuchtgrünland in abnehmender Häufigkeit vor.

 

Das Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero) ist nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in ganz Deutschland vom Aussterben bedroht. Die Gründe liegen vor allem in der Hochwaldnutzung und dem dadurch entstehenden Mangel an größeren, offenen Lichtungen und lichten Wäldern.

 

Das Große Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia) gehört mittlerweile zu den größten Raritäten Baden-Württembergs. Diese ehemals vor allem in Oberschwaben weit verbreitete Art der Nieder- und Hochmoore kommt aktuell wahrscheinlich nur noch im Südschwarzwald und im angrenzenden Baar-Wutach-Gebiet vor.

 

Der Braune Waldvogel (Aphantopus hyperantus) gehört mit zu den häufigsten Tagfaltern unserer Fauna, er ist noch fast überall auf frischen Wiesenflächen und in Waldnähe zu finden.

 

Auch das Große Ochsenauge (Maniola jurtina) ist noch sehr häufig und kommt auf verschiedenen, extensiver genutzten Wiesentypen vor.

 

Das Rotbraune Ochsenauge (Pyronia tithonus) ist entlang grasreicher Wald- und Heckensäume in der wärmebegünstigten Oberrheinebene und im Kraichgau noch relativ weit verbreitet.

 

Das Waldbrettspiel (Pararge aegeria) ist ein echter Waldschmetterling, der vor allem in wechselschattigen Bereichen angetroffen werden kann.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Schmetterlingsarten scheint der Mauerfuchs (Lasiommata megera) häufiger zu werden, er ist aktuell auch abseits von Steinbrüchen, Geröllhalden und anderen wärmeexponierten Stellen auf Wiesenflächen zu finden.

 

Das Braunauge (Lasiommata maera) ist aktuell nur noch in montanen Regionen Baden-Württembergs anzutreffen und stark rückläufig.

 

Der Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops) ist auf lichte Wälder und versaumende Halbtrockenrasen mit mageren Brachebereichen angewiesen.

 

Der Milchfleck oder Weißbindige Mohrenfalter (Erebia ligea) ist vereinzelt in oder am Rande montan geprägter lichter Wälder zu finden.

 

Der Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa) fliegt im Gegensatz zu den anderen Mohrenfaltern schon im Mai/Juni auf Magerrasen und an mageren Straßenböschungen.

 

Der Gelbbindige Mohrenfalter (Erebia meolans) ist in seiner baden-württembergischen Verbreitung ganz auf den Schwarzwald beschränkt.

 

Das Blaukernauge (Minois dryas) kommt in Baden-Württemberg vor allem im Alpenvorland in extensiv genutzten Pfeifengraswiesen vor, es gilt aufgrund des Schwundes seiner Lebensräume als stark gefährdet.

 

Auf magereren Wiesen, aber auch auf extensiv genutzten Feuchtwiesen ist das Schachbrett (Melanargia galathea) noch regelmäßig anzutreffen.

 

Der Gelbringfalter (Lopinga achine) ist in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht. Die Art war früher auch im Schönbuch verbreitet, ist hier aber aufgrund veränderter Waldnutzung (Hochwaldnutzung) ausgestorben. In der südlichen Oberrheinebene kann der Falter aufgrund der durch den Naturschutz durchgeführten Mittelwald-Pflege überleben.

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