Nymphalidae (Edelfalter)
Zu dieser großen Schmetterlingsfamilie gehört auch die Unterfamilie der Augenfalter (Satyrinae), die aber aus Gründen der Übersichtlichkeit gesondert behandelt werden soll. Unter den "echten" Edelfaltern finden sich bekannte Allerweltsarten wie Tagpfauenauge (Aglais io), Kleiner Fuchs (Aglais urticae), C-Falter (Polygonia c-album), Landkärtchen (Araschnia levana), Distelfalter (Vanessa cardui), Admiral (Vanessa atalanta) oder Kaisermantel (Argynnis paphia). Andere Arten sind dagegen schon deutlich weniger bekannt und auf bestimmte Habitate beschränkt, so die Scheckenfalter der Gattung Melitaea oder die Perlmutterfalter der Gattungen Boloria und Argynnis. Auf Halbtrockenrasen leben Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia), Östlicher Scheckenfalter (Melitaea britomartis), Roter Scheckenfalter (Melitaea didyma), Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia), Westlicher Scheckenfalter (Melitaea parthenoides), Magerrasen-Perlmutterfalter (Boloria dia) und Mittlerer Perlmutterfalter (Argynnis niobe). In Feuchtlebensräumen sind Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina), Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia), Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria selene), Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris), Natterwurz-Perlmutterfalter (Boloria titania) und Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) vertreten. In lichten Wälder sind mit Trauermantel (Nymphalis antiopa), Kleinem Eisvogel (Limenitis camilla), Großem Eisvogel (Limenitis populi), Blauschwarzem Eisvogel (Limenitis reducta), Großem Schillerfalter (Apatura iris), Kleinem Schillerfalter (Apatura ilia), Feurigem Perlmutterfalter (Argynnis adippe), Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia), Alpen-Perlmutterfalter (Boloria thore), Silberfleck-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne), Brombeer-Perlmutterfalter (Brenthis daphne) und Eschen-Scheckenfalter (Euphydryas maturna) zahlreiche Arten vertreten. Verschieden-Biotopbewohner sind Großer Perlmutterfalter (Argynnis aglaja) und Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), die sowohl in Feucht- als auch in Trockenlebensräumen vorkommen können. Im extensiv genutzten Offenland (z. B. Streuobst) ist der Große Fuchs (Nymphalis polychloros) anzutreffen, entlang nicht zu intensiv genutzter Äcker und auf Magerrasen der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia). Als einzige Art in Baden-Württemberg ausgestorben ist bisher der Flockenblumen-Scheckenfalter (Melitaea phoebe).
Rote Liste der Edelfalter Baden-Württembergs (leicht verändert nach Ebert [2005]):
Zeichenerklärung: OR = Oberrheinebene, SW = Schwarzwald, NT = Neckar-Tauberland, SA = Schwäbische Alb, OS = Oberschwaben
Gefährdung: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, U = Kenntnislücke, - = nicht vorkommend, ( ) = keine sicheren, bodenständigen Vorkommen, ! = besondere Verantwortung, R= geographische Restriktion, n.b. = nicht bewertet. ZAK (Zielartenkonzept nach Geißler-Strobel & Hermann 2006): N = Naturraumart, LB = Landesart Gruppe B, LA = Landesart Gruppe, - = nicht gelistet. FFH-Richtlinie (nach LUBW 2008): Anhänge II und IV.
Das Tagpfauenauge (Aglais io) ist einer unserer häufigsten Schmetterlinge. Er ist regelmäßig in Gärten zu finden und überwintert gerne in Dachböden.
Ebenfalls sehr häufig ist der Kleine Fuchs (Aglais urticae), der ebenfalls regelmäßig in Gärten beobachtet werden kann.
Der C-Falter (Polygonia c-album) ist ein Frühlingsbote, überwinternde Falter können bei Sonnenschein an geeigneten Plätzen schon im Februar beobachtet werden.
Der Große Fuchs (Nymphalis polychloros) ist eine als stark gefährdet eingestufte Art. Seit 2006 ist allerdings ein deutlicher Anstieg der Populationen zu beobachten.
Der Trauermantel (Nymphalis antiopa) ist im montan geprägten Schwarzwald sowie in den östlichen Bundesländern weiter verbreitet. Die Art ist für ihre starken Häufigkeitsschwankungen bekannt.
Die Sommerform des Landkärtchens (Araschnia levana) ist sehr dunkel gefärbt, die Frühjahrsform dagegen deutlich heller.
Der Admiral (Vanessa atalanta) wandert regelmäßig aus dem Süden zu, mittlerweile wurde jedoch auch schon regelmäßig eine erfolgreiche Überwinterung in Mitteleuropa nachgewiesen.
Der Distelfalter (Vanessa cardui) ist ein regelmäßiger Zuwanderer aus dem Süden, der sich jedoch nicht dauerhaft in Deutschland halten kann.
Der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla) ist als Imago häufig an wechselschattigen Wegstellen anzutreffen und deutlich anspruchsloser als vorige Art.
Der Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta) ist in Baden-Württemberg auf die Schwäbische Alb beschränkt. Hier besiedelt er Steppenheidewälder, verbuschte Magerrasen und Sturmwürfe, die Art unterscheidet sich vom Kleinen Eisvogel durch das Fehlen einer zweiten Punktreihe auf der Hinterflügeloberseite.
Dem Großen Schillerfalter (Apatura iris) fehlt der auffällige runde Fleck auf der Vorderflügeloberseite, tritt aber häufig zusammen mit voriger Art auf.
Der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia) ist in lichten, strukturreichen Wäldern anzutreffen und gilt in Baden-Württemberg als gefährdet.
Der Kaisermantel (Argynnis paphia) ist ein typischer Schmetterling feuchter Täler in Waldnähe und noch regelmäßig zu beobachten.
Der Mittlere Perlmutterfalter (Argynnis niobe) ist die seltenste Art seiner Gattung in Deutschland. Sie fliegt in Baden-Württemberg vornehmlich im Schwarzwald und auf wenigen Hochwiesen der Schwäbischen Alb.
Die Männchen des Feurigen Perlmutterfalters (Argynnis adippe) besitzen in den zwei Duftschuppenreihen der Vorderflügel auch auf der Flügeloberseite eindeutige Bestimmungsmerkmale.
Dem Großen Perlmutterfalter (Argynnis aglaja) ist sowohl in Trocken- als auch in Feuchtlebensräumen anzutreffen und in jüngerer Zeit stark rückläufig.
Lange Zeit war nicht bekannt, dass auch der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) ein Wanderfalter ist und regelmäßig aus dem Süden nach Mitteleuropa einfliegt.
Der Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) kommt sowohl in extensiv genutzten Feuchtwiesen, auf Halbtrockenrasen als auch innerhalb lichter Wälder vor und gilt es gefährdet.
Der Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia) ist charakteristisch für kurzrasige, gut beweidete Halbtrockenrasen und Wacholderheiden.
Der Östliche Scheckenfalter (Melitaea britomartis) ist in Baden-Württemberg vor allem auf der Schwäbischen Alb verbreitet. Hier ist die Art noch auf vielen Magerrasen anzutreffen.
Der Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina) mageres Feuchtgrünland und lichte Wälder, auch er gilt als gefährdet.
Der Flockenblumen-Scheckenfalter (Melitaea phoebe) ist in Baden-Württemberg wohl ausgestorben, er wurde zuletzt Anfang der 2000er-Jahre beobachtet.
Der Westliche Scheckenfalter (Melitaea parthenoides) unterscheidet sich von anderen Scheckenfaltern vor allem durch die fuchsrot gefärbten Palpen und die einen hohen Rotanteil enthaltenden Flügeloberseiten.
Der Rote Scheckenfalter (Melitaea didyma) ist durch namensgebende rötlich gefärbte Oberseite v. a. der Männchen kaum mit einer anderen Scheckenfalter-Art zu verwechseln.
Der Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia) zeichnet sich durch starke Häufigkeitsschwankungen aus und gilt in Baden-Württemberg als stark gefährdet.
Der Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia) ist eine in Baden-Württemberg gefährdete Art, die Brachen zur Reproduktion benötigt.
Der Braunfleckige Perlmutterfalter (Boloria selene) besiedelt extensiv genutzte Feuchtwiesen, aber auch feuchte Offenflächen innerhalb der Wälder.
Der Alpen-Perlmutterfalter (Boloria thore) ist in Baden-Württemberg ausschließlich auf der Adelegg verbreitet.
Der Natterwurz-Perlmutterfalter (Boloria titania) besiedelt Feuchtwiesen und -brachen in montaner Lage, er gilt als stark gefährdet.
Oberseits sieht der Magerrasen-Perlmutterfalter (Boloria dia) anderen Perlmutterfalterarten ähnlich, meist wirkt jedoch die schwarze Fleckung etwas kräftiger.
Der Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris) ist ein Spezialist der offenen Hoch- und Übergangsmoore.
Der Silberfleck-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne) benötigt Schneisen, Kahlschläge und Lichtungen zur Reproduktion, weil hier die Nahrungspflanzen der Raupen gedeihen können.
Der Brombeer-Perlmutterfalter (Brenthis daphne) ist erst seit einigen Jahren aus Baden-Württemberg bekannt, er hat sich ausgehend vom angrenzenden Elsass ausgebreitet.
Der Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) ist auf mäßig eutrophe Brachen und Säume in feuchten Lagen angewiesen.
Der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) ist eine vom Aussterben bedrohte Tagfalterart der oberschwäbischen Streuwiesen und der Magerrasen des Kaiserstuhls.
Der Eschen-Scheckenfalter (Euphydryas maturna) ist aktuell wohl eine der seltensten und am stärksten gefährdeten Arten in Deutschland.