Melitaea didyma (Roter Scheckenfalter) (Esper, 1778)

Verbreitung in Deutschland: Melitaea didyma kommt vornehmlich im Süden Deutschlands vor und ist in allen nördlichen Bundesländern (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen) bereits erloschen oder vom Aussterben bedroht (Settele et al. 2005). Die ehemaligen Populationen im zentralen Brandenburg und bei Berlin können seit längerer Zeit nicht mehr bestätigt werden, ebenso wenig diejenigen in Sachsen-Anhalt und im östlichen Thüringen. Verbreitungsschwerpunkte der Art sind die Rhön, die Mainfränkischen Platten und die Frankenalb in Bayern sowie die mittlere Schwäbische Alb. Kleinere, mittlerweile ebenfalls stark reduzierte Populationen existieren noch im Nahe- und Moseltal in Rheinland-Pfalz (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als stark gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Rote Scheckenfalter ist von der Schwäbischen Alb über die Baar-Alb bis in den Südschwarzwald verbreitet. Die westliche Schwäbische Alb bildet allerdings eine Verbreitungslücke, sodass die Vorkommen nicht durchgehend miteinander verbunden sind. Gute Vorkommen existieren beispielsweise noch auf der mittleren Schwäbischen Alb im Bereich des Großen Lautertals. Außerdem tritt die Art noch im Tauber- und Bauland auf. Wohl ausgestorben ist M. didyma im Gebiet von den Oberen Gäuen bis hin zum nördlichen Oberrhein sowie am Bodensee (Ebert & Rennwald 1991a).

Habitatansprüche: M. didyma besiedelt kurzrasige und lückige Magerrasen. Im Tauberland ist die Art auch auf etwas dichteren und langgrasigeren Magerrasen und -wiesen anzutreffen, außerdem in Saumbereichen und Weinbergsbrachen. Während es sich im Tauberland und auf der Schwäbischen Alb um Kalkmagerrasen handelt, werden im Südschwarzwald Silikatmagerrasen (Weidfelder) besiedelt. Die Raupe frisst an verschiedenen Pflanzen, etwa an Wegerich (Plantago spp.), Ehrenpreis (Veronica spp.) oder Wachtelweizen (Melampyrum spp.) (Ebert & Rennwald 1991a). Besiedelte Habitate auf der Schwäbischen Alb sind häufig flachgründig, felsig und scharf beweidet. Im Oberen Donautal werden sehr steile Schutthalden besiedelt, die durch motormanuelle Mahd offengehalten werden.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). M. didyma ist in Baden-Württemberg gefährdet aufgrund der Nutzungsaufgabe von Magerrasen-Standorten. Der xerothermophile Rote Scheckenfalter benötigt offene, lückige und kurzrasige Magerrasen, die immer seltener werden und häufig verfilzen. Die heutzutage in großen Teilen der Schwäbischen Alb gängige Praxis der nur extensiven und häufig jahreszeitlich sehr späten Beweidung der Wacholderheiden ist nicht geeignet, diese und zahlreiche weitere Arten der offenen, kurzrasigen Halbtrockenrasen dauerhaft zu erhalten. Zum Schutz und zur Förderung dieser Arten müssen zumindest ausgewählte Wacholderheiden intensiver beweidet werden. Wichtig wäre dabei ein möglichst früher Weidegang (April/Mai), um einen Verbiss von Gräsern (z. B. Bromus erectus) zu ermöglichen, die sonst nach der Blüte von den Schafen verschmäht werden. Auch das Ausholzen von Wacholdern sollte zur gängigen Praxis werden, da sich die immer größer werdenden Büsche negativ auf das Mikroklima der trocken-heißen Standorte auswirken und die Rodungsstellen ausgezeichnete Bedingungen für Rohbodenkeimer bieten.

Eignung als Indikatorart: M. didyma ist ein guter Indikator für kurzrasige, lückige Magerrasen.

Bestimmung: Der Rote Scheckenfalter ist in Mitteleuropa unverwechselbar. Die charakteristische Rotfärbung der Männchen auf der Flügeloberseite ist ebenso prägnant wie das orangene Band auf der Flügelunterseite, das im Gegensatz zum Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia) nicht von einer Fleckenreihe durchzogen ist.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991a): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Tagfalter 1. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 552 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Roter Scheckenfalter (Melitaea didyma) auf einem Halbtrockenrasen im Tauberland (Dittigheim), Juni 2010.

 

Weibchen von M. didyma auf einem Halbtrockenrasen im Hegau (Engen), Juli 2011.

 

Ruhendes Männchen des Roten Scheckenfalters auf einer Wacholderheide auf der Schwäbischen Alb (Bichishausen), Juli 2018.

 

M. didyma auf einem lückigen Magerrasen auf der Schwäbischen Alb (Blaubeuren), Juli 2010.

 

Kopula von M. didyma in einer ehemaligen Kiesgrube im Hegau (Engen), Juli 2011.

 

Larve von M. didyma auf einem Halbtrockenrasen im Tauberland (Dittigheim), Juni 2010.

 

Weitere Larve von M. didyma auf der Schwäbischen Alb (Hayingen), Mai 2018.

 

Zahlreiche Larven des Roten Scheckenfalters an Großem Ehrenpreis auf der Schwäbischen Alb (Hayingen), Mai 2018.

 

Puppe des Roten Scheckenfalters auf einem Halbtrockenrasen auf der Schwäbischen Alb (Indelhausen), Juli 2018.

 

Weitere, noch deutlich hellere Puppe des Roten Scheckenfalters im Oberen Donautal (Hausen im Tal), Juni 2020.

 

Blick in das Larvalhabitat des Roten Scheckenfalters auf der Schwäbischen Alb (Hayingen), ein versaumter Halbtrockenrasen.

 

Habitat des Roten Scheckenfalters im Hegau (Engen), ein Halbtrockenrasen am Waldsaum.

 

Weiteres Habitat aus dem Hegau (Engen), eine aufgelassene Kiesgrube heutzutage Naturdenkmal.

 

In dieser Wacholderheide auf der Schwäbischen Alb (Mehrstetten) ist an lückigen Stellen auch der Rote Scheckenfalter anzutreffen.

 

Steiler und lückig-felsiger Halbtrockenrasen-Hang auf der Schwäbischen Alb (Gundershofen) als charakteristisches Habitat des Roten Scheckenfalters.

 

Habitat des Roten Scheckenfalters im Südschwarzwald (Schönau); magerer, von Rindern beweideter Silikat-Magerrasen.

 

Schematische Verbreitung von M. didyma in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Erloschene Vorkommen (letztes Nachweisdatum)

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Aglais io, Aglais urticae, Nymphalis c-album, Nymphalis polychloros, Nymphalis antiopa, Araschnia levana, Vanessa atalanta, Vanessa cardui, Limenitis camilla, Limenitis populi, Limenitis reducta, Apatura iris, Apatura ilia, Argynnis paphia, Argynnis niobe, Argynnis adippe, Argynnis aglaja, Issoria lathonia, Melitaea athalia, Melitaea aurelia, Melitaea britomartis, Melitaea diamina, Melitaea phoebe, Melitaea parthenoides, Melitaea didyma, Melitaea cinxia, Boloria eunomia, Boloria selene, Boloria thore, Boloria titania, Boloria dia, Boloria aquilonaris, Boloria euphrosyne, Brenthis daphne, Brenthis ino, Euphydryas aurinia, Euphydryas maturna

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