Polyommatus thersites (Esparsetten-Bläuling) (Cantener, 1835)

Verbreitung in Deutschland: Polyommatus thersites ist vor allem im südlichen Deutschland verbreitet, erreichte aber früher im Norden Niedersachsen. In zahlreichen Bundesländern (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz) ist die Art vom Aussterben bedroht oder bereits erloschen, etwas häufiger wird sie in Bayern und Baden-Württemberg (Settele et al. 2005). Deutsche Verbreitungsschwerpunkte sind der Kyffhäuser (Thüringen), die Mainfränkischen Platten mit Grabfeldgau und die Frankenalb (Bayern), die Schwäbische Alb mit Albvorland, Oberen Gäuen und Hegau (Baden-Württemberg) sowie Bereiche des Saarlandes (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt P. thersites aktuell als gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Esparsetten-Bläuling ist rein äußerlich kaum vom Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) zu trennen, weshalb noch immer Unklarheiten über die aktuelle Verbreitung der Art in Baden-Württemberg bestehen. Besiedelt werden das Tauberland, die Kocher-Jagst-Region, die Oberen Gäue (Heckengäu), das Albvorland (z. B. Spitzberg, Pfaffenberg), die Schwäbische Alb, das Bodenseebecken, der Kaiserstuhl und weitere Bereiche der südlichen Oberrheinebene (Ebert & Rennwald 1991b). Im Tauberland konnten bei detaillierten Untersuchungen von 2013-2015 nur drei Vorkommen der Art nachgewiesen werden (Sanetra et al. 2015). Dagegen konnte P. thersites im Zeitraum von 2017-2019 in der Kocher-Jagst-Region an 18 Lokalitäten gefunden werden (Güsten et al. 2019).

Habitatansprüche: P. thersites ist an das Vorkommen der Wirtspflanze Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) gebunden. Man könnte also vermuten, dass die Art häufig vergesellschaftet mit dem Weißdolch-Bläuling (Polyommatus damon) vorkommt. Dies ist aktuell nur noch bereichsweise auf der Schwäbischen Alb der Fall. Der Esparsetten-Bläuling kann dagegen weitere Regionen mit esparsetten-reichen Magerrasen besiedeln. Die Habitate sind meist wenig beweidete, jedoch auch lückige Magerrasen und -wiesen (Ebert & Rennwald 1991b). Im Tauberland und in der Kocher-Jagst-Region werden schwachswüchsige, lückige und xerotherme Bereiche als Larvalhabitate bevorzugt (Sanetra et al. 2015, Güsten et al. 2019). Die Larven von P. thersites werden meist von Ameisen begleitet, die Anwesenheit eines Ameisenpartners scheint für eine lebensfähige Population der Art notwendig zu sein (Güsten et al. 2019).

Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). Die Verbreitung des Esparsetten-Bläulings ist auf wenige Regionen beschränkt und er ist meist nur selten anzutreffen, deshalb ist die Art in Baden-Württemberg gefährdet. Ähnlich wie für P. damon dürfen auch für P. thersites Magerrasen und -wiesen nur wenig bzw. nur in bestimmten Zeiträumen beweidet werden, da bei einer intensiven Beweidung die Esparsette verdängt wird. Bleibt die Beweidung jedoch komplett aus oder erfolgt nur im Hoch- oder Spätsommer, führen Verfilzung und Sukzession ebenfalls zum Verschwinden der Wirtspflanze.

Eignung als Indikatorart: P. thersites kann als Indikator esparsetten-reicher, schwach beweideter, jedoch lückiger Magerrasen und -wiesen gelten.

Bestimmung: Aufgrund des fehlenden Basalflecks eigentlich nur mit dem Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) in der forma icarinus zu verwechseln. Neben einer etwas anderen Anordnung der Postdiskal- und Submarginalflecken ist die Ausprägung des Duftschuppenflecks auf der Vorderflügeloberseite der Männchen ein gutes Bestimmungsmerkmal. Bei Unsicherheiten sollte die Bestimmung mittels Genitaluntersuchung abgesichert werden.

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Güsten, R., Sanetra, M. & R. Trusch (2019): Bläulinge (Lepidoptera: Lycaenidae) im Einzugsgebiet von Jagst und Kocher - Verbreitung, Ökologie und Vorschläge zur Schutzmaßnahmen. - Carolinea 77: 93-144.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Sanetra, M.; Güsten, R. & R. Trusch (2015): Neue Erkenntnisse zur Verbreitung und Lebensweise von myrmekophilen Bläulingen (Lepidoptera: Lycaenidae) im Tauberland und angrenzenden Regionen. - Carolinea 73: 29-81.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites) auf einem Halbtrockenrasen im Alb-Wutach-Gebiet (Untermettingen), Juli 2019.

 

Weiterer P. thersites an Esparsette saugend in den Oberen Gäuen (Rottenburg-Hemmendorf), Mai 2011.

 

Ei einer partiellen 3. Generation von P. thersites in den Oberen Gäuen (Schafhausen), September 2018.

 

Larvalhabitat und Suchbild einer Raupe von P. thersites auf der Schwäbischen Alb (NSG Oberberg-Köpfle), April 2020.

 

Esparsettenreicher Magerrasen auf der Schwäbischen Alb (NSG Filsenberg), hier fliegt auch P. thersites.

 

Habitat des Esparsetten-Bläulings im Alb-Wutach-Gebiet (Untermettingen); ein esparsettenreicher Halbtrockenrasen-Hang.

 

Schematische Verbreitung von P. thersites in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen (letztes Nachweisdatum)

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Hamearis lucina, Callophrys rubi, Thecla betulae, Favonius quercus, Satyrium acaciae, Satyrium ilicis, Satyrium w-album, Satyrium spini, Satyrium pruni, Lycaena helle, Lycaena phlaeas, Lycaena dispar, Lycaena virgaureae, Lycaena tityrus, Lycaena alciphron, Lycaena hippothoe, Cupido minimus, Cupido osiris, Cupido argiades, Celastrina argiolus, Pseudophilotes baton, Glaucopsyche alexis, Phengaris alcon, Phengaris rebeli, Phengaris arion, Phengaris teleius, Phengaris nausithous, Plebejus argus, Plebejus idas, Plebejus argyrognomon, Aricia agestis, Aricia artaxerxes, Eumedonia eumedon, Agriades optilete, Cyaniris semiargus, Polyommatus damon, Polyommatus dorylas, Polyommatus amandus, Polyommatus thersites, Polyommatus icarus, Polyommatus daphnis, Lysandra coridon, Lysandra bellargus                                                   

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