Eumedonia eumedon (Storchschnabel-Bläuling) (Esper, 1780)

Verbreitung in Deutschland: Eumedonia eumedon kommt aktuell nur noch in drei Bundesländern im südlichen Deutschland vor. In Rheinland-Pfalz ist die Art vom Aussterben bedroht, in Bayern stark gefährdet und in Baden-Württemberg gefährdet. Ausgestorben ist der Storchschnabel-Bläuling bereits in Niedersachsen, Brandenburg (mit Berlin), Hessen und Nordrhein-Westfalen. Deutsche Verbreitungsschwerpunkte sind die Mainfränkischen Platten, die Schwäbische und Fränkische Alb, das bayerische Alpenvorland und der bayerische Alpenraum (Reinhardt et al. 2020). Bundesweit gilt die Art aktuell als gefährdet (Reinhardt & Bolz 2011).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Storchschnabel-Bläuling ist vor allem auf der Schwäbischen Alb, in den Oberen Gäuen, im Baar-Wutach-Gebiet und in Oberschwaben verbreitet. Daneben existieren noch kleinere Populationen im Albvorland (Schönbuch) und im Tauberland. Im Tauberland und im angrenzenden Bauland konnten zwischen 2013 und 2015 insgesamt 47 Vorkommen nachgewiesen werden (Sanetra et al. 2015). In den Keuperwaldbergen gilt die Art als ausgestorben. Weite Teile des übrigen Baden-Württembergs (Oberrheinebene, Kraichgau, Schwarzwald) wurden auch in der Vergangenheit nicht besiedelt (Ebert & Rennwald 1991b). In Oberschwaben tritt der Storchschnabel-Bläuling nur ganz lokal in wenigen Mooren auf und ist damit hier eine der seltensten Tagfalterarten.

Habitatansprüche: E. eumedon kann in recht verschiedenartigen Habitaten mit Storchschnabel-Vorkommen (Geranium sylvaticum, G. palustre oder G. sanguineum) auftreten. Dies sind in Oberschwaben und im Albvorland häufig feuchte Hochstaudenfluren und andere recht magere Feuchtbrachen mit G. sylvaticum oder G. palustre (Ebert & Rennwald 1991b). Auf der Schwäbischen Alb und vor allem im Tauberland kann die Art auch an trockenwarmen Säumen von Magerrasen und lichten Kiefernwäldern auftreten, hier wird dann meist G. sanguineum als Wirtspflanze genutzt. Die häufigste Storchschnabel-Art, der Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), kann nur ausnahmsweise als Wirtspflanze genutzt werden, da die Wiesen meist vor Ende der Entwicklung der Larven gemäht werden. Früher kam die Art mit Sicherheit auch in lichten Waldsystemen vor, heutzutage sind derartige Habitate nur noch ansatzweise etwa im Schönbuch vorhanden. Auf der Schwäbischen Alb kann E. eumedon beispielsweise in einem aufgrund von Sturmwürfen recht lichten Trockental mit Hochstaudensäumen geradezu massenhaft angetroffen werden. Im Offenland spielen hier häufig auch etwas eutrophere Brachen eine wichtige Rolle als Entwicklungshabitate.

Gefährdung/Schutz: RL BW: Gefährdet (Ebert et al. 2005). Die Bestände des Storchschnabel-Bläulings sind außerhalb der Schwäbischen Alb überall rückläufig. Sicherlich verliert die Art vor allem in den intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen (z. B. in Oberschwaben) durch Intensivierung, Trockenlegung und Eutrophierung der Feuchtbrachen an Lebensraum. Aufgrund der weiten Verbreitung der Storchschnabel-Arten in Baden-Württemberg (auch außerhalb des Vorkommensgebietes von E. eumedon) könnten jedoch für den Rückgang auch andere (klimatische) Gründe verantwortlich sein. Die Art ist wahrscheinlich auf eine schützende Streuschicht und gleichzeitig eine hohe Sonneneinstrahlung angewiesen, damit sich die Larven im optimalen Mikroklima befinden. Dies scheint vor allem in wintermilden Regionen zunehmend zum Problem zu werden (Niegetiet 2008). Zum Schutz der Art sollten magere Feuchtbrachen, aber auch trockenwarme Saumbereiche (etwa strukturreiche Waldsäume) erhalten werden. Eine partielle Mahd in mehrjährigen Abständen kann die Brachen in einem jungen Stadium halten und die Entwicklung von Gehölzen unterbinden (Niegetiet 2008). Wichtig sind außerdem der Schutz vor Eutrophierung (z. B. durch Anlegen von Pufferzonen) und die Schaffung lichter Wälder.

Eignung als Indikatorart: E. eumedon kann als Indikator magerer Feuchtbrachen mit Storchschnabel-Beständen dienen.

Bestimmung: Unterseits ist der Storchschnabel-Bläuling aufgrund des ausgeprägten weißen Wischs eigentlich unverwechselbar. Allein manche Exemplare des Kleinen Sonnenröschen-Bläulings (Aricia agestis) verfügen manchmal ebenfalls über einen Wisch, der aber nicht so stark ausgeprägt ist. Aberrante Exemplare von E. eumedon sind zudem mit dem Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) zu verwechseln. Oberseits besteht Verwechslungsgefahr mit dem ebenfalls komplett schwarz gefärbten Weibchen des Rotklee-Bläulings (Polyommatus semiargus).

Quellen für diese Seite:

Ebert, G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter 2. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 535 S.

Ebert, G., Hofmann, A., Meineke, J.-U., Steiner, A., R. trusch (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 110-133.

Niegetiet, V. (2008): Habitat und Klima im Wandel: Erklärt dies den Rückgang des Storchschnabel-Bläulings (Aricia eumedon)? - Unveröff. Diplomarbeit Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 43 S.

Reinhardt, R. & R. Bolz (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). -  Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), 167-194.

Reinhardt R., Harpke A., Caspari, S., Dolek, M., Kühn, E., Musche, M., Trusch, R., Wiemers, M. & J. Settele (Hrsg.) (2020): Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. - Ulmer Verlag (Stuttgart), 428 S.

Sanetra, M.; Güsten, R. & R. Trusch (2015): Neue Erkenntnisse zur Verbreitung und Lebensweise von myrmekophilen Bläulingen (Lepidoptera: Lycaenidae) im Tauberland und angrenzenden Regionen. - Carolinea 73: 29-81.

Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R. & R. Feldmann (2005): Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag (Stuttgart), 256 S.

 

Aberratives Weibchen des Storchschnabel-Bläulings (Eumedonia eumedon) auf einer Feuchtbrache im Albvorland (Weil im Schönbuch), Mai 2011.

 

E. eumedon an G. sanguineum auf einem Magerrasen im Tauberland (Tauberbischofsheim), Juni 2010.

 

Weiterer Storchschnabel-Bläuling aus dem Tauberland (Lauda-Königshofen), Mai 2011.

 

E. eumedon mit der üblichen Unterseiten-Zeichnung, hier auf der Schwäbischen Alb (Undingen), Mai 2011.

 

Portrait eines aberrativ gezeichneten Tieres von einer Feuchtbrache im Albvorland (Weil im Schönbuch), Mai 2011.

 

Weiterer aberrativer Storchschnabel-Bläuling mit fehlendem weißen "Wisch" im Albvorland (Holzgerlingen), Juni 2018.

 

Weiterer Storchschnabel-Bläuling an seiner Wirtspflanze im Albvorland (Weil im Schönbuch), Juni 2011.

 

An Sumpf-Storchschnabel abgelegte Eier des Storchschnabel-Bläulings auf der Schwäbischen Alb (Schopfloch), Juli 2013.

 

Storchschnabel-reiche Brache auf der Schwäbischen Alb (Inneringen), hier fliegt E. eumedon zusammen mit dem Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa).

 

Eher trockene und nur bereichsweise eutrophe Wiesenbrache mit Wiesen-Storchschnabel-Beständen auf der Schwäbischen Alb (Undingen) als Habitat von E. eumedon.

 

Randbereiche einer Bahnböschung im Übergang zu einer frischen Wiese als Reproduktionshabitat von E. eumedon auf der Schwäbischen Alb (Storzingen).

 

Feuchte, recht magere Senke entlang eines Dammes mit Sumpf-Storchschnabel-Beständen im Baar-Wutach-Gebiet (NSG Zollhausried), auch hier fliegt der Storchschnabel-Bläuling häufig.

 

Recht eutrophe Feuchtbrache im Albvorland (Weil im Schönbuch) als Habitat von E. eumedon.

 

Hochstaudenreicher Grabeneinschnitt inmitten von extensiv genutzten Feuchtwiesen im Albvorland (Weil im Schönbuch) als Habitat von E. eumedon.

 

Saumreicher Halbtrockenrasen im Tauberland (Königheim), auch hier fliegt der Storchschnabel-Bläuling.

 

Eines der wenigen bekannten Habitate des Storchschnabel-Bläulings in Oberschwaben (Isny), magere Wald- und Wegsäume mit Sumpfstorchschnabel-Vorkommen.

 

Schematische Verbreitung von E. eumedon in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2022

Hamearis lucina, Callophrys rubi, Thecla betulae, Favonius quercus, Satyrium acaciae, Satyrium ilicis, Satyrium w-album, Satyrium spini, Satyrium pruni, Lycaena helle, Lycaena phlaeas, Lycaena dispar, Lycaena virgaureae, Lycaena tityrus, Lycaena alciphron, Lycaena hippothoe, Cupido minimus, Cupido osiris, Cupido argiades, Celastrina argiolus, Pseudophilotes baton, Glaucopsyche alexis, Phengaris alcon, Phengaris rebeli, Phengaris arion, Phengaris teleius, Phengaris nausithous, Plebejus argus, Plebejus idas, Plebejus argyrognomon, Aricia agestis, Aricia artaxerxes, Eumedonia eumedon, Agriades optilete, Cyaniris semiargus, Polyommatus damon, Polyommatus dorylas, Polyommatus amandus, Polyommatus thersites, Polyommatus icarus, Polyommatus daphnis, Lysandra coridon, Lysandra bellargus                                                     

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