Chorthippus vagans (Steppen-Grashüpfer) (Eversmann, 1848)

Verbreitung in Deutschland: Chorthippus vagans kommt zerstreut in ganz Deutschland vor. In Norddeutschland sind jedoch nur wenige größere Vorkommen bekannt geworden. Deutsche Verbreitungsschwerpunkte sind der Mittelrhein, das Nahetal und der Pfälzer Wald in Westdeutschland, das Fränkische Keuper-Lias-Land in Südostdeutschland, das Brandenburgische Heide- und Seengebiet in Nordostdeutschland und der Schwarzwald in Südwestdeutschland (Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Hauptverbreitungsgebiet des Steppen-Grashüpfers in Baden-Württemberg ist der Schwarzwald (Nördlicher Talschwarzwald, Mittlerer Schwarzwald und Hochschwarzwald). Daneben ist die Art auch am Kaiserstuhl und sehr lokal am nördlichen Oberrhein und im Vorderen Odenwald am Neckartalhang bei Mosbach anzutreffen (Detzel 1998, Hafner et al. 2021).

Habitatansprüche: Im Schwarzwald besiedelt C. vagans Primärlebensräume wie Felsen, Felsköpfe und Blockhalden. Daneben kommt die Art hier auch in Waldlückensystemen sowie in Sekundärbiotopen wie südexponierten Böschungen von Weiden und Wegen vor. Im Kaiserstuhl lebt der Steppen-Grashüpfer an felsigen Südhängen, auf den Lössböschungen der Rebterrassen sowie auf lückigen und felsigen Trockenrasen. Am nördlichen Oberrhein werden dagegen kalkreiche Binnendünen besiedelt (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Gefährdung/Schutz: Stark gefährdet (Detzel et al. 2022). Der Steppen-Grashüpfer ist in Baden-Württemberg aufgrund der Sukzession an Primär- und Sekundärstandorten (Felsen, Böschungen, Binnendünen, Trockenrasen) stark gefährdet. Auch die aktuelle Hochwaldnutzung, die die früher sicherlich in streugenutzten Wäldern weiter verbreitete Art auf Offenlandstandorte zurückdrängt, ist ein wesentlicher Gefährdungsfaktor. Am Kaiserstuhl spielen außerdem Rebflurbereinigungen eine Rolle. Zum Schutz der Art müssen Felsen, Hangabbrüche, südexponierte Böschungen und weitere geeignete Strukturen frei von Sukzessionsgehölz gehalten und möglichst die historische Nutzung aufrecht erhalten werden. Aufforstungen sollten unterbleiben, eine Rückkehr zu historischen Waldnutzungsformen (Nieder- und Mittelwaldnutzung, Waldweide) wäre wünschenswert (Detzel 1998).

Eignung als Indikatorart: C. vagans ist ein sehr guter Indikator für waldfreie Primärstandorte wie Felsen, Blockhalden und Binnendünen.

Bestimmung: Der Steppen-Grashüpfer ist nicht einfach von anderen Arten aus der Chorthippus biguttulus-Gruppe zu unterscheiden. Die Gehöröffnung ist bei C. vagans allerdings breit oval, während sie bei den anderen Arten schmal spaltförmig ist. Der Gesang ist charakteristisch und kann gut zur Bestimmung herangezogen werden.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Hafner, A.; Zimmermann, J. & P. Zimmermann (2021): Die Heuschrecken in Naturschutzgebieten im Neckar-Odenwald-Kreis (Region Rhein-Neckar-Odenwald). - Carolinea 79: 131-162.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

 

Gut getarntes Männchen des Felsen-Grashüpfers (Chorthippus vagans) am nördlichen Oberrhein (Sandhausen), September 2013.

 

Habitat von C. vagans am nördlichen Oberrhein (Sandhausen), eine offene Binnendüne.

 

Schematische Verbreitung von C. vagans in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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