Stenobothrus lineatus (Heidegrashüpfer) (Panzer, 1796)

Verbreitung in Deutschland: Stenobothrus lineatus ist in ganz Deutschland verbreitet, jedoch im Norden viel seltener als im Süden, wo die Art vor allem in den an Heideflächen reichen Regionen verbreitet ist (Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Der Heidegrashüpfer hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in Baden-Württemberg auf der Schwäbischen Alb. Daneben sind jedoch auch einige Vorkommen aus dem Tauberland, den Oberen Gäuen, dem Albvorland, dem Schwarzwald und der südlichen Oberrheinebene bekannt. Nur sehr vereinzelt verbreitet ist die Art dagegen in der nördlichen Oberrheinebene, in den Keuperwaldbergen, im Neckarbecken, in Oberschwaben und am Bodensee (Detzel 1998, 2005).

Habitatansprüche: S. lineatus kann als Charakterart der Wacholderheiden und schafbeweideten Magerrasen gelten. Hier erreicht sie die höchsten Abundanzen. Im Südschwarzwald ist die Art auf den rinderbeweideten Weidfeldern ebenfalls weit verbreitet. Daneben kommt der Heidegrashüpfer auch in gemähten Magerwiesen, jedoch in deutlich geringerer Dichte vor (Detzel 1998, Maas et al. 2002). In Oberschwaben vermag S. lineatus in wenigen Fällen auch auf oberflächlich stark entwässerten, häufig versauerten und schwachwüchsigen Streuwiesen vorzukommen (Bamann 2018). Im Elsass ist die Art außerdem stetig auf Waldlichtungen noch in Nutzung befindlicher Mittelwälder anzutreffen (Treiber 2001).

Gefährdung/Schutz: Vorwarnliste (Detzel et al. 2022). S. lineatus steht in Baden-Württemberg auf der Vorwarnliste, da die extensive Bewirtschaftung zahlreicher Grenzertragsstandorte (Wacholderheiden, Weidfelder) aufgegeben und die Flächen der Sukzession überlassen werden, beispielsweise ist die Art im Stadtkreis Stuttgart nur noch von einem Standort aktuell nachgewiesen (Detzel 2005). Es ist daher anzustreben, die traditionellen Nutzungsformen großflächig zu erhalten. Der Heidegrashüpfer wurde in der aktuellen Roten Liste vom Status "Gefährdet" in die Vorwarnliste zurückgestuft (Detzel et al. 2022). Dies wird mit realen Bestandsveränderungen begründet, was nicht nachvollziehbar ist, da die Art nicht häufiger geworden ist. Die geänderte Einstufung ist demnach eher auf eine geänderte Bewertungsmethodik bei der Erstellung der Roten Liste zurückzuführen.

Eignung als Indikatorart: S. lineatus ist ein guter Indikator für schafbeweidete Wacholderheiden und rinderbeweidete Weidfelder.

Bestimmung: Die Art kann mit den beiden anderen Stenobothrus-Arten und mit dem Bunten Grashüpfer (Omocestus viridulus) verwechselt werden. Bei O. viridulus ist das Medialfeld nicht erweitert. Die beiden anderen Heidegrashüpfer besitzen deutlich kürzere Flügel, die maximal die Hinterknie erreichen. Der Gesang von S. lineatus ist zwar leise, kann aber bei hoher Individuendichte ganze Trockenhänge erfüllen und ist gut zum Nachweis geeignet.

Quellen für diese Seite:

Bamann, T. (2018): Die Heuschrecken (Orthoptera) der Niedermoore im württembergischen Allgäu. - Articulata 33: 21-46.

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P. (2005): Die Heuschrecken Stuttgarts - Verbreitung, Gefährdung und Schutz. - Schriftenreihe des Amtes für Umweltschutz 3, 110 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

Treiber, R. (2001): Heuschrecken und die Gottesanbeterin (Saltatoria; Mantodea) in der südelsässischen Hardt (Frankreich, Haut-Rhin). - Articulata 16 (1/2): 45-67.

 

Weibchen des Heidegrashüpfers (Stenobothrus lineatus) in den Oberen Gäuen (Nagold-Iselshausen), August 2009.

 

Männchen von S. lineatus auf einem Halbtrockenrasen auf der Schwäbischen Alb (Schopfloch), Juli 2013.

 

Vom Heidegrashüpfer kommen regelmäßig derart abnorm gefärbte Varianten vor wie hier auf der Südwestalb (Truppenübungsplatz Heuberg), Juli 2019.

 

Im Gegensatz zu den anderen beiden Stenobothrus-Arten kann S. lineatus auch versaumte Halbtrockenrasen wie hier am Albtrauf (Neidlingen) besiedeln.

 

Im Südschwarzwald (Belchen) ist der Heidegrashüpfer auf den extensiv rinderbeweideten Weidfeldern noch weit verbreitet.

 

In seltenen Fällen kommt S. lineatus auch auf sehr lückigen und kurzrasigen Streuwiesen oder Zwischenmooren vor, wie hier in Oberschwaben (Neuravensburg).

 

Schematische Verbreitung von S. lineatus in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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