Platycleis albopunctata (Westliche Beißschrecke) (Goeze, 1778)

Verbreitung in Deutschland: Platycleis albopunctata erreicht im Norden Deutschlands (Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen) ihre nördliche Arealgrenze. Hier ist die Art entweder bereits erloschen oder sehr selten, ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt eindeutig im wärmeren Süden Deutschlands (Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Westliche Beißschrecke fehlt nur in Oberschwaben und auf der Adelegg ganz. Ihre Verbreitungsschwerpunkte liegen in wärmebegünstigten und an Trockenstandorten reichen Naturräumen wie der Oberrheinebene, dem Kraichgau, dem Tauberland oder den nördlichen Oberen Gäuen. P. albopunctata ist jedoch auch in kühleren Klimaten in geeigneten Habitaten verbreitet, so im Südschwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb (Detzel 1998). In jüngerer Zeit scheint sich die Art etwas auszubreiten und positiv auf die klimatische Erwärmung zu reagieren.

Habitatansprüche: P. albopunctata besiedelt trockene Magerrasen, Weinberge, Wegböschungen, Steinbrüche und Ruderalfluren. Für das Vorkommen der Art entscheidend sind jedoch vor allem Offenbodenstellen. So fehlt die Art weitgehend in Magerrasen und Magerwiesen mit geschlossener Vegetationsdecke (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Gefährdung/Schutz: Ungefährdet (Detzel et al. 2022). Zwar existieren in einigen Regionen Baden-Württembergs noch große Populationen der Westlichen Beißschrecke in Metapopulationen, doch werden ihre bevorzugten Habitate, lückige Magerrasen, immer seltener. Häufig sind Nutzungsaufgabe dieser Grenzertragsstandorte mit nachfolgender Sukzession die Ursache, außerdem verschwinden in zunehmendem Maße lückige Brachestrukturen am Rande von Äckern oder in den Weinbergen. Zum Schutz von P. albopunctata müssen Magerrasen regelmäßig beweidet, möglichst offen und frei von Gehölzen gehalten werden. Die rezente Ausbreitung der Art lässt sie aktuell etwas weniger gefährdet erscheinen, weshalb eine Herabstufung in der aktuellen Roten Liste von "Gefährdet" nach "Ungefährdet" erfolgt ist (Detzel et al. 2022).

Eignung als Indikatorart: P. albopunctata ist ein guter Indikator für lückige, an Offenbodenstellen reiche Halbtrockenrasen sowie für strukturreiches, mageres Kulturland.

Bestimmung: Die Westliche Beißschrecke kann mit der jedoch viel selteneren Braunfleckigen Beißschrecke (Tessellana tessellata) verwechselt werden. P. albopunctata wird größer, besitzt eine weniger kontrastreiche Zeichnung auf dem Vorderflügel und einen deutlich längeren Legebohrer. Auch der Gesang der im Gelände sehr auffälligen Art kann zum Nachweis dienen.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

 

Männchen der Westlichen Beißschrecke (Platycleis albopunctata) am Schönbuch-Südwesthang im Albvorland (NSG Hirschauer Berg), September 2014.

 

Weibchen von P. albopunctata auf einem Magerrasen in den Oberen Gäuen (Horb), August 2009.

 

Weibchen von P. albopunctata am Schönbuch-Südwesthang (Unterjesingen) mit untypischer Grünfärbung, Juli 2007.

 

Weibchen von P. albopunctata in der Kocher-Jagst-Region (Mulfingen), Juli 2014.

 

Weibliche Larve von P. albopunctata auf einem lückigen Magerrasen im Albvorland (Reusten), Juni 2009.

 

Typisches Habitat von P. albopunctata im Jagsttal (Dörzbach), ein lückiger Halbtrockenrasen mit Offenbodenanteilen.

 

Südexponierte Weinbergsbrachen mit bereichsweise lückigem Offenboden - wie hier am Schönbuch-Südwesthang (Unterjesingen) - werden von P. albopunctata gerne besiedelt.

 

Schematische Verbreitung von P. albopunctata in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Verbreitungslücke

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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