Oedipoda germanica (Rotflügelige Ödlandschrecke) (Latreille 1804)

Verbreitung in Deutschland: Oedipoda germanica kommt in Deutschland bis etwa zur Mitte vor und fehlt in Norddeutschland. So bestehen noch kleine Vorkommen in Nordrhein-Westfalen, in Hessen, in Sachsen-Anhalt, in Sachsen und in Thüringen. Im Süden Deutschlands ist die Art etwas häufiger und tritt in Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg auf (Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: In Baden-Württtemberg existieren einige isolierte Vorkommen von O. germanica. Etwas größere Populationen der Art bestehen im Tauberland, im Jagsttal und am Kaiserstuhl. Daneben gibt es einige hoch bedrohte Einzelvorkommen am Ipf bei Bopfingen (wohl erloschen), auf dem Hohentwiel bei Singen (Jürgens & Rehding 1992), im Wiesental im Hochschwarzwald und in der südlichen Oberrheinebene. Ausgestorben oder verschollen ist O. germanica dagegen am Spitzberg bei Tübingen, in den Oberen Gäuen bei Horb sowie seit längerer Zeit im Strom- und Heuchelberg und Zabergäu (Detzel 1998).

Habitatansprüche: Im Vergleich zur Italienischen Schönschrecke (Calliptamus italicus) ist die Rotflügelige Ödlandschrecke auf noch extremeren Xerothermstandorten zu finden. So werden Felsschuttfluren, Steinbrüche, Schotterflächen oder sehr lückige Magerrasen besiedelt. Aufgrund des hohen Wärmebedarfs der Art findet man sie fast ausschließlich in südexponierten, stark hanggeneigten Habitaten (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Gefährdung/Schutz: Vom Aussterben bedroht (Detzel et al. 2022). O. germanica ist in Baden-Württemberg stark rückläufig und mittlerweile von Aussterben bedroht, da zahlreiche Vorkommen von Sukzession bedroht sind. Natürliche Schutthalden und Felsbildungen sind sehr selten, auf anthropogenen Standorten wie Weinbergen oder Steinbrüchen ist die Art durch Flurbereinigung und Verfüllung bedroht. Zum Schutz von O. germanica müssen ihre Habitate offen und frei von Gehölzen gehalten werden. Weinberge sollten extensiv bewirtschaftet werden (Anlegen besonnter Steinriegel und erdgebundener Wege, Verzicht auf Insektizide) und Steinbrüche nicht verfüllt werden (Erhalt dynamischer Abbaukanten, keine Aufforstung).

Eignung als Indikatorart: O. germanica ist ein sehr guter Indikator für extreme Xerothermstandorte wie Schuttfluren, Felsbildungen und sehr lückige, vegetationsarme Trockenrasen. Wie viele andere Arten (Tetrix ceperoi, Aiolopus thalassinus, Sphingonotus caerulans, Calliptamus italicus, Oediopa caerulescens) kam auch diese Art ehemals auf den Schotterflächen des Rheins vor, ist hier aber mangels geeigneter Habitate komplett verschwunden.

Bestimmung: Entscheidendes Bestimmungsmerkmal sind die roten Hinterflügel, die sie eindeutig von der Blauflügeligen Ödlandschrecke unterscheiden. Andere rotflügelige Arten sind in Färbung und Zeichnung deutlich verschieden. Ödlandschrecken geben zwar Laute von sich, der Nachweis durch Sicht ist aber deutlich einfacher.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Jürgens, K. & G. Rehding (1992): Xerothermophile Heuschrecken (Saltatoria) im Hegau - Bestandssituation von Oedipoda germanica und Calliptamus italicus. - Articulata 7: 19-38.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

 

Weibchen der Rotflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) an einer Abbruchkante im Tauberland (Tauberbischofsheim), August 2010.

 

Männchen von O. germanica im selben Habitat, August 2010.

 

Pärchen der Rotflügeligen Ödlandschrecke auf einer Schutthalde im Hegau (Singen am Hohentwiel), August 2013.

 

Männchen von O. germanica in Südfrankreich (La Madrague), August 2010.

 

Habitat von O. germanica bei Tauberbischofsheim: Vegetationsarme, stark geneigte Schuttflur.

 

Ein weiteres Habitat im Tauberland (NSG Haigergrund): Lückiger, steiniger Trockenrasen.

 

Steiler Kalkscherben-Hang im Jagsttal (Dörzbach) als Habitat von O. germanica.

 

Schematische Verbreitung von O. germanica in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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