Modicogryllus frontalis (Östliche Grille) (Fieber, 1844)
Verbreitung in Deutschland: Nachweise von M. frontalis liegen ausschließlich aus Bayern und aus Baden-Württemberg vor. In Bayern wurde die Art zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts bei Regensburg nachgewiesen und gilt dort seither als erloschen (Detzel 1998, Maas et al. 2002).
Verbreitung in Baden-Württemberg: Historische Nachweise der Östlichen Grille bestehen aus dem Neckartal (Tübingen, Kirchheim a. N.), vom Kaiserstuhl und aus Südbaden (Hecklingen). An diesen Fundorten konnte die Art in neuerer Zeit nicht mehr bestätigt werden. Aktuell sind dagegen wenige Fundstellen am südlichen Oberrhein sowie ein möglicherweise isoliertes Vorkommen in der Kocher-Jagst-Region (Brandt 1997, Buchweitz & Trautner 1997, Detzel 1998). Da die Art relativ unauffällig ist, wäre es möglich, dass sie bisher an dem ein oder anderen Standort übersehen wurde.
Habitatansprüche: M. frontalis ist eine sehr wärmeliebende Art, die xerotherme und vegetationsarme Standorte besiedelt. Am südlichen Oberrhein sind dies Kali- und Kiesgruben mit Abraumhalden und Absetzgruben, die vorwiegend aus Gestein und Schutt bestehen (Brandt 1997). Dieses Lückensystem wird bevorzugt besiedelt. In der Kocher-Jagst-Region wird ein steiler Rebhang mit Kalkscherbenböden und ebenfalls ausgeprägtem Lückensystem besiedelt. Auch die ehemaligen Fundorte bei Tübingen, Kirchheim a. N., am Kaiserstuhl und in Südbaden weisen vergleichbare Standorteigenschaften in Weinbaulagen auf (Detzel 1998).
Gefährdung/Schutz: Vom Aussterben bedroht (Detzel et al. 2022). Die Östliche Grille ist nur von sehr wenigen Standorten in Baden-Württemberg bekannt, weshalb sie als vom Aussterben bedroht gilt. Die noch besiedelten Standorte sind durch Nutzungsänderungen (Grubenverfüllung, Rebflurbereinigung) bedroht und eine Ausbreitung der Art in benachbarte Habitate fand bisher offensichtlich nicht statt (Buchweitz & Trautner 1997, Detzel 1998). Die letzten bekannten Standorte der Art in Deutschland sollten unbedingt erhalten werden, was beispielsweise auch über die Umsetzung des Artenschutzprogrammes des Landes Baden-Württemberg versucht wird. Möglicherweise kann M. frontalis zukünftig positiv auf die Klimaerwärmung reagieren und sich etwas ausbreiten.
Eignung als Indikatorart: M. frontalis ist ein sehr guter Indikator für extensiv genutzte, offene Weinberghänge.
Bestimmung: Aufgrund der auffälligen, weißen Zeichnung auf der Stirn ist die Art sehr gut von anderen Grillenarten zu unterscheiden. Am ähnlichsten ist noch die Südliche Grille (Eumodicogryllus bordigalensis), die ebenfalls über eine weiße Zeichnung verfügt, jedoch deutlich heller ist. Der Waldgrille (Nemobius sylvestris) fehlt die weiße Zeichnung auf der Stirn komplett. Der Gesang der Östlichen Grille kann leicht mit dem Gesang anderer Grillenarten verwechselt werden.
Quellen für diese Seite:
Brandt, D. (1997): Einige Beobachtungen zu Vorkommen, Ökologie und Biologie der Östlichen Grille Modicogryllus frontalis (Fieber, 1844) in Kiesgruben der Südlichen Oberrheinebene. - Articulata 12 (2): 211-218.
Buchweitz, M. & J. Trautner (1997): In vino veritas? Zum Vorkommen der Östlichen Grille Modicogryllus frontalis (Fieber, 1844) im mittleren Jagsttal (Baden-Württemberg). - Articulata 12 (2): 201-209.
Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.
Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.
Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.
Weibliche Larve der Östlichen Grille (Modicogryllus frontalis) in der Kocher-Jagst-Region (Dörzbach), gut zu erkennen ist die weiße Binde auf der Stirn, September 2016.
Aufsicht auf eine männliche Larve der Östlichen Grille in der Kocher-Jagst-Region (Dörzbach), September 2016.
Kalkscherben-Hang in der Kocher-Jagst-Region (Dörzbach) als Kernhabitat von M. frontalis.
Seitenansicht des besiedelten Hangbereichs, im Hintergrund bewirtschaftete Weinbergslagen, die ebenfalls teilweise als Habitate dienen.
Schematische Verbreitung von M. frontalis in Baden-Württemberg:
Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen
Grauer Bereich: Ehemalige Vorkommen
Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020
Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus