Decticus verrucivorus (Warzenbeißer) (Linnaeus, 1758)

Verbreitung in Deutschland: Decticus verrucivorus ist in ganz Deutschland vom Süden nach Norden in abnehmender Häufigkeit anzutreffen (Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: Verbreitungsschwerpunkte des Warzenbeißers liegen in Baden-Württemberg eindeutig im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb. Auch in den oberschwäbischen Moorgebieten existieren zahlreiche Vorkommen (Bamann 2018). Aus den anderen Naturräumen (Oberrheinebene, Obere Gäue, Tauberland, Keuperwaldberge, nördliches Oberschwaben, Bodenseebecken) existieren nur noch ganz vereinzelte Reliktpopulationen (Detzel 1998). Beispielsweise ist im Neckar-Odenwald-Kreis nur noch ein Vorkommen der Art bekannt (Hafner et al. 2021).

Habitatansprüche: Die ehemals weit verbreitete und häufige Art erweist sich in Zeiten der modernen Landbewirtschaftung als äußerst anspruchsvoll. D. verrucivorus ist auf eine extensive Bewirtschaftung ihrer Habitate in Form von Beweidung (Magerrasen) oder einmaliger später Mahd (Magerwiesen, Streuwiesen) angewiesen. Sehr hohe Bestandsdichten baut die Art beispielsweise in den Einmähdern des nördlichen Albtraufs auf. In intensiver bewirtschaftetem Grünland, jedoch auch in stark verbrachten und verbuschten Habitaten fehlt die Art fast vollständig. Entsprechende Habitate müssen reich strukturiert sein und in eher kühl-feuchtem Regionalklima mit hoher Wasserkapazität der Böden auftreten (Detzel 1998, Maas et al. 2002). Charakteristisch ist eine heterogene Raumstruktur mit einem Wechsel aus kurz- und langgrasigen Strukturen (Schuhmacher & Fartmann 2003). Offene Bodenstellen werden zur Eiablage bevorzugt (Ingrisch & Boekholt 1982). Auch die Larven und Imagines des Warzenbeißers besitzen Vorzugstemperaturen von über 30 °C, weshalb sie ebenfalls Bereiche mit teils offenem Boden präferieren (Ingrisch 1978, 1979).

Gefährdung/Schutz: Gefährdet (Detzel et al. 2022). In Baden-Württemberg ist D. verrucivorus gefährdet aufgrund der Nutzungsaufgabe von Grenzertragsstandorten mit anschließender Verbrachung und Sukzession. Lebensraumverluste erfährt diese Art außerdem durch Grundwasserabsenkungen, Aufforstungen und Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung. Für den Erhalt der Art muss die Bewirtschaftung entsprechender Flächen auf den Warzenbeißer abgestimmt werden. Diese sollten entweder einmalig im Spätsommer gemäht oder nur extensiv mit Schafen bewirtschaftet werden. Die Herabstufung in der aktuellen Roten Liste von "Stark gefährdet" auf "Gefährdet" ist der Bewertungsmethodik geschuldet und nicht auf eine reale Zunahme der Bestände zurückzuführen (Detzel et al. 2022).

Eignung als Indikatorart: D. verrucivorus ist ein ausgezeichneter Indikator für nur extensiv bewirtschaftete Halbtrockenrasen, Magerwiesen und Streuwiesen.

Bestimmung: Der Warzenbeißer ist aufgrund seiner Größe eigentlich nicht mit anderen Heuschrecken etwa aus der Gattung Metrioptera zu verwechseln. Trotzdem kommt es aufgrund der Bekanntheit des Warzenbeißers immer wieder zu Fehlbestimmungen durch Ungeübte. Auch der Gesang der Art ist sehr eindrücklich und gut zum Nachweis geeignet.

Quellen für diese Seite:

Bamann, T. (2018): Die Heuschrecken (Orthoptera) der Niedermoore im württembergischen Allgäu. - Articulata 33: 21-46.

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Hafner, A.; Zimmermann, J. & P. Zimmermann (2021): Die Heuschrecken in Naturschutzgebieten im Neckar-Odenwald-Kreis (Region Rhein-Neckar-Odenwald). - Carolinea 79: 131-162.

Ingrisch, S. (1978): Labor- und Freilanduntersuchungen zur Dauer der postembryonalen Entwicklung einiger mitteleuropäischer Laubheuschrecken (Orthoptera: Tettigoniidae) und ihre Beeinflussung durch Temperatur und Feuchte. - Zoologischer Anzeiger 200: 309-320.

Ingrisch, S. (1979): Experimentell-ökologische Freilanduntersuchungen zur Monotopbindung der Laubheuschrecken (Orthoptera: Tettigoniidae) im Vogelsberg. - Beiträge zur Naturkunde in Osthessen 15: 33-95.

Ingrisch, S. & I. Boekholt (1982): Zur Wahl des Eiablageplatzes durch mitteleuropäische Saltatoria. - Zoologische Beiträge 28: 33-46.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

Schuhmacher, O. & T. Fartmann (2003): Offene Bodenstellen und eine heterogene Raumstruktur - Schlüsselrequisiten im Lebensraum des Warzenbeißers (Decticus verrucivorus). - Articulata 18 (1): 71-93.

 

Männchen des Warzenbeißers (Decticus verrucivorus) auf der Schwäbischen Alb (Lichtenstein), Juli 2009.

 

Weibchen von D. verrucivorus auf einem Schotterweg am Albtrauf (NSG Pfullinger Berg), August 2009.

 

Weiteres Weibchen von D. verrucivorus auf einer Wacholderheide auf der Ostalb (NSG Wental mit Seitentälern), September 2018.

 

Singendes Männchen des Warzenbeißers auf der Schwäbischen Alb (Frankenhofen), Juli 2014.

 

Junge Larve des Warzenbeißers auf Teufelsabbiss im württembergischen Allgäu (Leupolz), April 2016.

 

Habitat von D. verrucivorus in den Oberen Gäuen (Grafenau-Dätzingen), leicht nordexponierte Halbtrockenrasen mit guten Kreuzenzian-Beständen.

 

Weiteres Habitat von D. verrucivorus in den Oberen Gäuen (Gechingen), südexponierter Halbtrockenrasen.

 

Einmähder auf der Schwäbischen Alb (Gönningen) mit guten Vorkommen des Warzenbeißers.

 

Großflächiger Magerwiesenkomplex auf der Schwäbischen Alb (Öschingen) als Lebensraum einer großen Population des Warzenbeißers.

 

Lückige Streuwiese in Oberschwaben (Neukirch), charakteristisches Habitat des Warzenbeißers im Alpenvorland.

 

Lebensraum von D. verrucivorus auf der Adelegg, Magerweiden und feuchte, sporadisch genutzte Quellhänge.

 

Schematische Verbreitung von D. verrucivorus in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

Übersicht