Myrmecophilus acervorum (Ameisengrille) (Panzer, 1799)

Verbreitung in Deutschland: Die Ameisengrille ist in Deutschland zerstreut verbreitet, mit Schwerpunkten in den nordöstlichen und südlichen Bundesländern (z. B. Umgebung Berlin, Kyffhäuser, Frankenalb, Rheinebene). Aus anderen Bundesländern existieren Streufunde, in der norddeutschen Tiefebene fehlt die Art weitgehend (Detzel 1998, Maas et al. 2002).

Verbreitung in Baden-Württemberg: M. acervorum weist in Baden-Württemberg offenbar ein disjunktes Verbreitungsgebiet auf. Zum einen wird ganz im Osten des Bundeslandes die Riesalb und die östliche Albhochfläche besiedelt, zum anderen sind Vorkommen aus der nördlichen Oberrheinebene bekannt. Aus den übrigen Regionen Baden-Württembergs existieren weder historische noch aktuelle Nachweise, allerdings ist die Art nur schwer zu finden (Detzel 1998).

Habitatansprüche: Die Ameisengrille besiedelt in Baden-Württemberg trocken-warme Lebensräume wie Halbtrockenrasen, Steinbrüche und lichte Wälder (Detzel 1998). Aus anderen Regionen werden auch Kiesgruben, Ackerrandbereiche, Auwälder und verheidete Hochmoore als Habitate genannt (Hartmann 1999, Junker 2003). Auf der Ost- und Riesalb besiedelt die Art scharf beweidete Halbtrockenrasen, allerdings häufig Bereiche mit einem Wechsel aus kurz- und langgrasiger Vegetation und Offenbodenstellen, z. B. innerhalb ehemaliger Abbaustellen. M. acervorum ist fast immer mit Ameisenarten verschiedener Gattungen vergesellschaftet, die ihnen offenbar einen gewissen Schutz gewährleisten.

Gefährdung/Schutz: Vom Aussterben bedroht (Detzel et al. 2022). Gezielte Nachsuchen während der vergangenen Jahre zeigten die beschränkte Verbreitung und den rückläufigen Populationstrend der Art auf, weshalb sie in der aktuellen Roten Liste als "Vom Aussterben bedroht" eingestuft wird (Detzel et al. 2022). Die besiedelten Lebensräume und die offenbar bevorzugten Habitatstrukturen sind aufgrund von Nutzungsaufgabe und mangelnder Beweidung rückläufig, sodass eine hohe Gefährdung durchaus anzunehmen ist.

Eignung als Indikatorart: M. acervorum kann als Indikator für trocken-warme Lebensräume mit einer engen Verzahnung verschiedener Vegetationsstrukturen gelten.

Bestimmung: In Mitteleuropa als einzige vorkommende Ameisengrillenart unverwechselbar. Am ähnlichsten sehen noch die Larvenstadien verschiedener Schabenarten aus. Die Art ist stumm und kann fast ausschließlich über das Wenden von Gegenständen oder das Ausbringen von Bodenfallen nachgewiesen werden.

Quellen für diese Seite:

Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer (Stuttgart), 580 S.

Detzel, P.; Neugebauer, H.; Niehues, M. & P. Zimmermann (2022): Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs. Stand 31.12.2019. - Naturschutz-Praxis Artenschutz 15, 179 S.

Hartmann, P. (1999): Fund einer Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum) in einem südbayerischen Hochmoor. - Articulata 14 (2): 209-216.

Junker, E. (2003): Ameisengrille - Myrmecophilus acervorum (Panzer, [1799]). In: Schlumprecht, H. & G. Waeber (Hrsg.): Heuschrecken in Bayern. Ulmer-Verlag (Stuttgart), 160-162.

Maas, S.; Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Schriftreihe des Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn - Bad Godesberg, 401 S.

 

Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum) unter einem Stein auf der Riesalb (NSG Goldberg), September 2017.

 

Habitat der Ameisengrille auf der Riesalb (NSG Goldberg), September 2017.

 

Weiteres Habitat der Ameisengrille auf der Riesalb (NSG Goldberg), ein ehemaliges Steinbruchgelände.

 

Mikrohabitat an einem Fundort von M. acervorum auf der Riesalb (NSG Goldberg), lückige, aber gleichzeitig langgrasige, mit Felsen und Offenboden durchsetzte Strukturen.

 

Schematische Verbreitung von M. acervorum in Baden-Württemberg:

Dunkelblauer Bereich: Belegte Vorkommen

Schwarze Punkte: Eigene Nachweise Stand 2020

Mantis religiosa, Polysarcus denticauda, Isophya kraussii, Leptophyes albovittata, Leptophyes punctatissima, Barbitistes serricauda, Phaneroptera falcata, Phaneroptera nana, Meconema meridionale, Meconema thalassinum, Conocephalus fuscus, Conocephalus dorsalis, Ruspolia nitidula, Tettigonia cantans, Tettigonia viridissima, Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Tessellana tessellata, Roeseliana roeselii, Bicolorana bicolor, Metrioptera brachyptera, Pholidoptera griseoaptera, Ephippiger ephippiger, Acheta domesticus, Gryllus campestris, Eumodicogryllus bordigalensis, Modicogryllus frontalis, Nemobius sylvestris, Pteronemobius heydenii, Oecanthus pellucens, Myrmecophilus acervorum, Gryllotalpa gryllotalpa, Tetrix ceperoi, Tetrix subulata, Tetrix undulata, Tetrix tenuicornis, Tetrix bipunctata, Podisma pedestris, Miramella alpina, Calliptamus italicus, Oedipoda germanica, Oedipoda caerulescens, Sphingonotus caerulans, Mecostethus parapleurus, Stethophyma grossum, Psophus stridulus, Aiolopus thalassinus, Arcyptera fusca, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Omocestus rufipes, Omocestus viridulus, Omocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus lineatus, Stenobothrus nigromaculatus, Stenobothrus stigmaticus, Gomphocerippus rufus, Myrmeleotettix maculatus, Stauroderus scalaris, Chorthippus apricarius, Chorthippus vagans, Chorthippus biguttulus, Chorthippus brunneus, Chorthippus mollis, Chorthippus albomarginatus, Chorthippus dorsatus, Pseudochorthippus montanus, Pseudochorthippus parallelus

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